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Das Schweizer Davis-Cup-Team führt nach dem ersten Tag des Abstiegs-Playoffs in Genf gegen Holland wie erwartet 2:0. Stan Wawrinka brauchte gegen Thiemo de Bakker allerdings nervenaufreibende fünf Sätze, während Roger Federer Jesse Huta Galung keine Chance liess.
Alles andere als zwei Siege in den ersten beiden Einzeln wäre einer kleinen Blamage gleichgekommen – und hätte das Unternehmen Klassenerhalt in der Weltgruppe unerwartet kompliziert gemacht. Wawrinka erwischte allerdings einen schwachen Tag und machte sich das Leben selber schwer. «Ich kämpfte auch gegen mich selber», analysierte er danach selbstkritisch. Er lag bereits 0:4 im Rückstand, ehe er im ersten Satz sein erstes Game gewann. Letztlich brauchte der Waadtländer 3:09 Stunden, um sich gegen den als Nummer 144 der Welt 140 Plätze hinter ihm klassierten De Bakker 2:6, 6:3, 4:6, 6:3, 7:5 durchzusetzen. Roger Federer brauchte für sein 6:3, 6:4, 6:3 gegen Jesse Huta Galung (ATP 463) nur etwa halb so lang.
«Ich fühlte mich platt und mental müde», bestätigte Wawrinka nach dem hart erkämpften Sieg den Eindruck, den er auf dem Platz hinterlassen hatte. Aber er betonte: «Deshalb stehe ich da, wo ich stehe, weil ich immer kämpfe und solche Spiele trotzdem gewinnen kann.» Viel Spielraum hatte er allerdings nicht mehr. Bei 0:3 im vierten Satz stand er mit dem Rücken zur Wand und profitierte auch etwas davon, dass De Bakker einen Tag vor seinem 27. Geburtstag nervös wurde. Wawrinka reihte fast aus heiterem Himmel neun erfolgreiche Games aneinander und ging seinerseits im entscheidenden fünften Satz 3:0 in Führung. Er musste aber am Ende doch noch einmal zittern.
Nervös sei er nicht gewesen, versicherte der French-Open-Champion, der vor heimischem Publikum des Öfteren Mühe bekundet, sein bestes Rendement abzurufen, nur eben im Kopf müde. Er habe nicht unbedingt erwartet, dass er eine grossartige Leistung abrufen könne. Umso mehr zeigte er sich über seinen fünften Sieg im neunten Fünfsatz-Match im Davis Cup «glücklich».
Roger Federer erlebte die Achterbahnfahrt seines Teamkollegen in der Garderobe mit. «Ich erwarte so oder so einen Sieg von mir, aber die 1:0-Führung hilft natürlich schon etwas.» Der US-Open-Finalist liess sich nur wenig Müdigkeit anmerken, obwohl er noch zwei Tage weniger Erholungszeit hatte als Wawrinka.
Einzig mit dem Aufschlag Huta Galungs bekundete er zu Beginn etwas Mühe. Dies war jedoch kein Problem, da er bei eigenem Service lange unantastbar war. Erst beim Stand von 4:3 im dritten Satz erarbeitete sich der Holländer seine einzigen zwei Breakchancen; Federer wehrte sie mit einem Aufschlagwinner und einem Ass ab. Er lachte viel auf dem Platz, zeigte seinen neuen Schlag, den Sabr, und auch sonst noch einige Kunststückchen.
Federer gab zu, dass er Mitte Woche sehr müde gewesen sei, gestern habe er sich aber wieder «wunderbar» gefühlt. Physisch spüre er allerdings «gelegentlich ein Zwicken in gewissen Muskeln», fügte er hinzu. Was die Müdigkeit der beiden Protagonisten für das Doppel von morgen (13.00 Uhr) bedeutet, wird sich wohl erst am Morgen beim Aufstehen zeigen.
Captain Severin Lüthi ist dank des 2:0 jedenfalls in einer komfortablen Ausgangslage. Er kann auf die Doppel-Olympiasieger von Peking 2008 setzen, Marco Chiudinelli und Henri Laaksonen «einwechseln» oder nur einen der beiden Stars pausieren lassen. «Die Frage ist immer, ob man volles Risiko gehen will», erklärte der Berner. «Es kann immer etwas passieren.» Zudem sei ja überhaupt nicht sicher, dass Chiudinelli und Laaksonen keine Chance hätten. Lüthi erinnerte an das letzte Jahr in Serbien, als «Fedrinka» im Doppel pausierten und stattdessen Chiudinelli und der inzwischen zurückgetretene Michael Lammer den entscheidenden dritten Punkt holten. (ram/si)