Der Spanier Joaquim «Purito» Rodriguez holte sich den Sieg in der prestigeträchtigen Tour-Etappe hinauf zur Mauer von Huy. Es war erneut ein äusserst spektakuläres Teilstück, dessen Geschehen von einem schweren Sturz rund 60 Kilometer vor dem Ziel massgeblich beeinflusst wurde.
In den Massensturz war auch Leader Fabian Cancellara verwickelt. Er wirkte danach etwas benommen. Zwar konnte sich «Spartacus» im Gegensatz zu mehreren Konkurrenten wieder aufs Rad setzen, verlor jedoch den Anschluss, bis ins Ziel fast zwölf Minuten und somit das Maillot Jaune.
Im Ziel klagte der 34-Jährige über ähnliche Schmerzen im Rückenbereich, wie er sie nach seinem Sturz Ende März in Harelbeke verspürte, als er sich zwei Lendenwirbel gebrochen hatte. Cancellara wurde deshalb zu Untersuchungen in ein Spital gebracht.
«Ich hatte erwartet, das Trikot heute verteidigen zu können und nicht bei 80 km/h zu stürzen», liess sich der Berner zitieren. Ihm tue der Rücken weh und er sei sehr enttäuscht. «Ich sah den Sturz auf der rechten Seite des Feldes und hoffte, zwischen anderen Fahrern hindurch eine Lücke zu finden. Aber erstens war dort eine Regenrinne und zweitens wurde ich von hinten erwischt. Was dann passiert ist, weiss ich nicht.»
Die Jury hatte sich nach dem Sturz entschieden, das Rennen vorübergehend zu unterbrechen. Es war ein Entscheid, der noch länger zu diskutieren gibt, schliesslich gehören Stürze zur Tagesordnung und ein solches Vorgehen ist äusserst unüblich. Nach rund 10 Minuten Pause wurde die Etappe fortgesetzt. «Es war die richtige Entscheidung», befand Fabian Cancellara.
Der Tour-de-France-Sieger von 2013, Chris Froome, schlüpfte auf Cancellaras Kosten ins Leadertrikot. Der Brite wurde heute Zweiter und schuf sich nicht nur einen kleinen Vorsprung auf seine ärgsten Konkurrenten um den Gesamtsieg, sondern holte sich mit seiner Klassierung auch eine Zeitgutschrift. Dank diesen vier Sekunden übernahm Froome die Gesamtführung – eine Sekunde vor dem Deutschen Tony Martin.
Tejay Van Garderen liegt als Dritter 13 Sekunden hinter Froome, Alberto Contador hat bereits 36 Rückstand – und andere Favoriten liegen noch weiter zurück. So büsste beispielsweise der Franzose Thibaut Pinot im Schlussaufstieg viel Zeit ein und hat bereits fast drei Minuten Rückstand.
Titelverteidiger Vincenzo Nibali liegt 1:38 Min. hinter Froome, Nairo Quintana hat einen Rückstand von 1:56 Min. Auch der Schweizer Mathias Frank, der mit dem Ziel angetreten war, die Tour in den Top Ten zu beenden, liegt bereits weiter zurück, als ihm lieb sein dürfte. Der Captain des IAM-Teams war ebenfalls in den Massensturz verwickelt und danach offensichtlich nicht mehr in der Lage, mit den Besten mitzuhalten. Als 40. der Gesamtwertung liegt Frank 3:55 Min. hinter Froome.
Morgen folgt die längste Etappe der 102. Tour de France. Vom belgischen Startort Seraing führt die Rundfahrt erstmals heuer nach Frankreich. 13,3 der 223 km nach Cambrai führen über Kopfsteinpflaster und versprechen erneut viel Spannung. Insgesamt sind auf den letzten 46 km sieben Pavé-Passagen zu befahren.