Im Juli 1887 musste mit Moses Fleetwood Walker der für lange Zeit letzte schwarze Spieler in der höchsten Baseballliga der USA das Feld verlassen – die weissen Spieler drohten mit einem Streik, sollte er weiterspielen dürfen. In der Folge wurden keine schwarzen Athleten mehr angestellt, weil sie angeblich das «Risiko» von Unrast und Streik darstellten. Dafür sorgte eine Absprache unter den Eigentümern der Teams, die in der Major League Baseball (MLB) spielten.
Daran änderte sich lange nichts. Ligachef Kenesaw Mountain Landis wies jegliche Integrationsvorschläge ab. So dauerte es bis nach dessen Tod 1944, ehe sich die Major League wieder öffnete. Der General Manager der Brooklyn Dodgers, Branch Rickey, dachte als Erster daran, die Rassentrennung im professionellen Baseball aufzuheben. Rickey wollte Spieler aus den «Negro Leagues» verpflichten, denn die schwarzen Spieler waren billig und gut. Die «Negro Leagues» entstanden als Reaktion auf den Ausschluss aus der MLB.
Rickey entdeckte Jack Roosevelt Robinson und nahm ihn unter Vertrag. Er wusste aber, dass es nicht einfach werden würde. Rickey stand mit seinem Plan nämlich ziemlich alleine da, weder die Teambesitzer noch die Schiedsrichter oder Journalisten waren auf der Seite von ihm und Robinson.
«Wir können nur dann gewinnen, wenn wir die Welt davon überzeugen können, dass du ein überragender Spieler und ein Gentleman bist», sagte Rickey zu seinem Spieler. Als dieser ihn fragte, ob er einen Schwarzen wolle, der Angst davor hat, sich zu wehren, antwortete er: «Ich brauche einen Spieler, der den Mut hat, sich gerade nicht zu wehren.»
Fast fünfzig Jahre waren seit Fleetwood Walkers Ausschluss vergangen, bis mit Jackie Robinson wieder ein Schwarzer an einem MLB-Spiel teilnehmen konnte. Robinson hatte zuvor bei den Kansas City Monarchs in den «Negro Leagues» und ein Jahr in Montreal gespielt.
Am 15. April 1947 war es dann so weit. Im Spiel der Brooklyn Dodgers gegen die Boston Braves debütierte der 28-jährige Jackie Robinson als erster Schwarzer seit Moses Fleetwood Walker in der Major League Baseball.
Dabei wäre es fast nicht dazu gekommen, wie Robinson später erzählt. Dixie Walker, ebenfalls ein Dodger, startete eine Petition unter seinen Mitspielern, um Robinson aus dem Team zu werfen. Walker bekam dabei Unterstützung von einigen Kollegen, doch Manager Leo Durocher und Shortstop Pee Wee Reese schoben dem Ganzen einen Riegel vor und so kam es zum historischen Debüt. Die Dodgers gewannen das Spiel, auch dank eines Runs vom Neuling mit der legendären Nummer 42, mit 5:3.
Der Weg war damit noch nicht zu Ende. Wie von Branch Rickey erwartet wurde, hatte sein Spieler mit Hindernissen zu kämpfen. Die Fans beschimpften ihn aufs Übelste und warfen Gegenstände nach ihm. Dixie Walker und seine Unterstützer sprachen nicht mit ihm und verletzten ihn sogar, indem sie ihm eine Rasierklinge in den Schuh schmuggelten. Gegenspieler warfen den Ball absichtlich in Richtung seines Körpers, versuchten ihn zu verletzen und drohten mit Streiks, sollte es Robinson weiterhin erlaubt sein, in der MLB zu spielen. Dieses Mal verteidigte die Ligaführung um den neuen Commissioner Happy Chandler den Spieler aber gegen die rassistischen Anfeindungen.
Auch ausserhalb der Stadien war der Weg des Baseball-Pioniers schwierig. Die USA waren immer noch geprägt von der Rassentrennung. Robinson durfte nicht in denselben Hotels schlafen wie die Mitspieler und manche Busfahrer verweigerten ihm die Fahrt. Zudem war er ein beliebtes Ziel des Ku-Klux-Klans. Die Rassisten bedrohten ihn und belagerten sein Haus mehrmals.
Doch Robinson gab nicht auf und so stieg seine Popularität immer mehr. Im Team hatte er bald Spieler gefunden, die ihn unterstützten und sich demonstrativ neben ihn stellten, wenn die Zuschauer Gegenstände nach Robinson warfen. Schwarze kamen aus dem ganzen Land, um ihn spielen zu sehen, und für Bürgerrechtler wurde er zur Symbolfigur.
Auf dem Feld überzeugte Jackie Robinson von seiner ersten Saison an. Mit dem Ligabestwert von 27 Stolen Bases und einem Batting Average von 0.297 wurde er zum besten Rookie des Jahres 1947 gewählt. Die Dodgers kamen sogar bis in die World Series, der Final der MLB, wo sie aber dem Stadtrivalen New York Yankees unterlagen. Robinson konnte einige weitere persönliche Auszeichnungen feiern. Er wurde sechsmal zum All-Star und zum MVP der Saison 1949 gekürt.
Im Jahr 1955 konnten er und die Brooklyn Dodgers dann doch noch den Titel feiern, nachdem ihnen die Revanche gegen die Yankees gelungen war. Robinson wurde zudem zum Finals MVP gewählt. Ein Jahr später beendete er mit 37 Jahren die Karriere. Er wurde zum ersten Schwarzen in der Hall of Fame des Baseballs und seine Nummer 42 wird bei den Dodgers zu seinen Ehren nie mehr vergeben.
Am 24. Oktober 1972 starb Robinson an einem Herzinfarkt. Seit 1997, fünfzig Jahre nach seinem Debüt, wird die 42 in der gesamten Liga nicht mehr vergeben. Bis heute ist Jack Roosevelt Robinson eine der grössten Ikonen des US-Sports. Der Film «42» aus dem Jahr 2013 zeigt seine Geschichte. Noch immer sieht man sein Trikot mit der Nummer 42 zu Hunderten, wenn man ein Spiel der Dodgers, die mittlerweile nach Los Angeles umgezogen sind, besucht.
All das ist Teil des Vermächtnisses vom grossen Jackie Robinson, der aller Anfeindungen, Beschimpfungen und Angriffen zum Trotz nie aufgab und so seinen Sport für immer veränderte.
Danke für diese äusserst angenehme Abwechslung im Newsalltag.