Besiktas Istanbul beendet die Saison 1986/87 als türkischer Vizemeister. Das ist ein Misserfolg, denn bis zur vorletzten Runde führt der Titelverteidiger die Tabelle an. Am Ende hat jedoch Stadtrivale Galatasaray einen Punkt mehr auf dem Konto.
Am 21. September 1986 spielt Besiktas in der Hauptstadt bei Ankaragücü. Bis kurz vor dem Ende fallen keine Tore, ehe das Heimteam noch einmal in den Strafraum eindringt. Corner, zweite Flanke, noch ein Anlauf – Tor! Der Sieg!
Aber der Torschütze hält sich beim Jubeln artig zurück. Denn er ist kein Spieler Ankaragücüs, sondern: der Schiedsrichter. Der Ball springt Ahmet Akcay an die linke Schulter, und obwohl er sich noch duckt, geht er von da ins Besiktas-Tor. Wenig später pfeift der Schiri die Partie, deren einziger Torschütze er ist, ab.
Das Tor ist regulär, denn der Schiedsrichter ist nach damaligem Regelwerk «Luft». Erst 2019 werden die Regeln so geändert, dass es einen Unterbruch mit Schiedsrichterball gibt, wenn der Unparteiische versehentlich angeschossen wurde.
Er habe ein absolut reines Gewissen, lässt Akcay nach der Partie verlauten. Absicht sei sein Treffer ganz bestimmt nicht gewesen. «Mein erster in 17 Jahren im Fussball», fügt er noch hinzu.
Besonders bitter ist für Besiktas Istanbul die Tatsache, dass dieser «gestohlene» Punkt rückblickend die Entscheidung in der Meisterschaft bedeutet, da es damals für einen Sieg noch zwei Punkte gab. Wobei: Nach einem Ausrutscher in der 5. von 36 Runden bleibt ja eigentlich noch Zeit genug, um diesen wettzumachen.
Alles «hätte, wäre, wenn» bringt ohnehin nichts: Nach 14 Jahren ohne Titel holt Galatasaray unter der Führung von Trainer Jupp Derwall seine siebte Meisterschaft.