Sport
Unvergessen

Arno Del Curto erklärt den Spielern: «Zum Schiri nüme ‹Fuck you› sägä!»

Unvergessen

Del Curto klärt auf: «Zum Schiri nüma ‹Fuck you› sägä, äs git zwei Minuta, hä!»

19. Oktober 1996: Arno Del Curto hat in seiner Karriere die unglaublichsten Szenen erlebt. Doch dass er in seiner ersten Saison in Davos den Spielern gar erklären muss, dass man dem Schiedsrichter nicht mehr «Fuck you» sagen dürfe, übertrifft wohl alles.
19.10.2023, 00:0119.10.2023, 13:21
Reto Fehr
Folge mir
Mehr «Sport»

Was Arno Del Curto schon alles mitmachen musste, kann man teilweise kaum glauben. Aber in fast 40 Jahren als Trainer läppert sich da einiges zusammen. So auch diese Anekdote:

Del Curto kam im Sommer 1996 als Cheftrainer zum HC Davos. In der neunten Runde empfängt sein Team den SC Bern. Der HCD hat mit einem Sieg die Chance, erstmals seit elf Jahren wieder die Tabellenspitze der Nationalliga A zu übernehmen.

Arno Del Curto klärt seine Spieler auf: Dem Schiedsrichter darf man nicht «Fuck you» sagen.Video: YouTube/Beppo TV

Wer hätte das gedacht: Schiedsrichter-Beleidigung gibt zwei Minuten

Doch Del Curto muss seine Spieler dabei in ungewöhnlichen Dingen coachen. So auch irgendwann während der Partie, als er sich nach einer kurzen Diskussion mit dem Unparteiischen zur Spielerbank dreht und erklärt:

«He! To the referee nicht mehr ‹Fuck you› sägä.»

Del Curto dreht sich kurz zum Kanadier Ken Yaremchuk, der an der Bande steht und den es wohl besonders angeht:

«Don’t say ‹Fuck you› to the referees. He says 2 minutes, hä!»

Dann dreht er sich zurück zur Spielerbank, läuft an den Schweizer Spielern vorbei und wiederholt auf Deutsch:

«Au bi eui klar, hä? Zum Schiri nüma ‹Fuck you› sägä, äs git 2 Minuta, hä!»

Ob die Botschaft wirklich ankam, ist zumindest in der englischen Version unklar. 16 Jahre später kann Del Curto am Spengler Cup im Interview mit TSN mit seinem Englisch jedenfalls nicht wirklich überzeugen:

Arno Del Curtos witziges Interview 2012 auf Englisch.Video: YouTube/Mike Matthews

Resultat wird zehn Minuten zu spät definitiv bekannt

Doch zurück ins Jahr 1996: Davos verliert eine umstrittene Partie gegen Bern mit 3:4 nach Verlängerung. Erst zwei Sekunden vor Schluss trifft Régis Fuchs für die Gäste. Die Offiziellen am Zeitnehmertisch lassen die Matchuhr allerdings noch sieben Sekunden weiterlaufen und auf der Resultattafel steht es noch immer 3:3.

Im Stadion herrscht Verwirrung, Del Curto hat vor dem Treffer ein Foul von Gates Orlando an Yaremchuk gesehen und will eine Annullierung des Treffers. Der Stadionspeaker kündet derweil das «definitive Resultat für später» an. Zehn Minuten dauert die Ungewissheit, dann gibt Headschiedsrichter Moreno den Siegestreffer endgültig. Davos' Warten auf die erste Leaderposition dauert noch über die ganze Spielzeit an.

Arno Del Curto polarisierte in der Schweiz jahrzehntelang

Was Profitrainer heutzutage alles können müssen ... es reicht längst nicht mehr, nur Technik und Taktik zu vermitteln. Psychologe sollte man sein, Pädagoge natürlich auch, ein guter Redner und Motivator. Dazu muss man einen väterlichen Rat geben können, sich in den Medien gut schlagen, einen breiten Rücken haben, Spieler trösten können und die sensiblen Jungs nach Niederlagen wieder aufmuntern.

Die Fans des HC Davos mit einem Plakat mit HC Davos Cheftrainer Arno Del Curto waehrend dem Eishockey-Meisterschaftsspiel der National League A zwischen den Kloten Flyers und dem HC Davos am Freitag,  ...
Herbst 2014: Die Davoser verehrten Arno Del Curto.Bild: KEYSTONE

Dazu vielleicht zwischendurch der Kumpel sein und die Spieler auf Gefahren und Nutzen von Social Media aufmerksam machen. Die Liste ist fast endlos. Einer, der dies alles am besten beherrscht hat, war Arno Del Curto. Er ist zwar nicht mehr Davos-Trainer, doch seine Sprüche sind legendär geblieben.

Kein Wunder, widmete das Schweizer Fernsehen dem Bündner 2011 eine kurze Serie mit dem Titel «Wie Arno Del Curto tickt».

Wie Arno Del Curto tickt:

Wie Arno Del Curto tickt, Teil 1 von 4: Checks, Fouls, Unfälle und Sperren

Wie Arno Del Curto tickt, Teil 2 von 4: Training, Vertrauen, Kontrolle

Wie Arno Del Curto tickt, Teil 3 von 4: Technik, Taktik, Philosophien

Wie Arno Del Curto tickt, Teil 4 von 4: Spieler, Technik, Mode

Unvergessen
In der Serie «Unvergessen» blicken wir jeweils am Jahrestag auf ein grosses Ereignis der Sportgeschichte zurück: Ob hervorragende Leistung, bewegendes Drama oder witzige Anekdote – alles ist dabei.
Um nichts zu verpassen, like uns auch auf Facebook!
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Karriere von Arno Del Curto
1 / 15
Die Karriere von Arno Del Curto
Arno Del Curto war der «ewige» Trainer beim HC Davos. Er unterschrieb auf die Saison 1996/1997 und amtete 22 Jahre als Cheftrainer.
quelle: keystone / arno balzarini
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Diese 10 Mannschafts-Typen kennst du, leider!
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
9 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Scriptkiddy
19.10.2022 07:01registriert Juli 2020
Recycling esch wechtig för d Umwält, sowiet so guet.... Aber de Artikel... zom 57. gischte mau?!
2710
Melden
Zum Kommentar
avatar
Yuri Ismaylov
19.10.2021 06:53registriert Juli 2021
Sorry, ich verstehe nicht, wie man sich über andere Leute lustig machen kann, die versuchen eine Fremdsprache zu sprechen. Zeugt von einiger Arroganz.
2521
Melden
Zum Kommentar
9
«Der unbedingte Wille hat gefehlt» – bei YB ist der Trainereffekt schon verpufft
Das Auf und Ab von YB in dieser Saison geht weiter. Die durch den 5:1-Erfolg gegen Basel entfachte Euphorie erhielt mit der Niederlage vom Sonntag direkt wieder einen Dämpfer. Der Effekt des Trainerwechsels scheint nur von kurzer Dauer gewesen zu sein.

Schon wenige Tage nach dem grossen Entscheid, sich trotz Platz 1 in der Super League und dem Doublesieg in der letzten Saison von Trainer Raphael Wicky zu trennen, schien dieser Früchte zu tragen. Mit 5:1 wurde der FC Basel im ersten Spiel von Joël Magnin als Interimstrainer aus dem Wankdorf gefegt. Die Verantwortlichen um Christoph Spycher und Sportchef Steve von Bergen schienen Recht zu bekommen. Eine Woche später sieht die Lage bei YB aber schon wieder ganz anders aus.

Zur Story