Wer in Anzug, mit Hut, Spazierstock und in Turnschuhen zur edlen Gala des Rad-Weltverbands schreitet, der kümmert sich nicht um Konventionen. Peter Sagan mag es schrill, bunt und extravagant.
I think this is appropriate for the @UCI_cycling Gala pic.twitter.com/yTO9A8YZog
— Peter Sagan (@petosagan) 18. Oktober 2016
Dieses Auftreten kommt gut an, gerade auch bei jüngeren Fans: Der Slowake hat eine Million Follower auf Facebook, 650'000 auf Twitter und knapp 800'000 auf Instagram. Deutlich mehr als etwa der letztes Jahr zurückgetretene Schweizer Olympiasieger Fabian Cancellara.
Sagan steigt auch anders als viele Berufskollegen aufs Velo. Er trägt einen Bart, als wäre er ein Hipster-Velokurier. Die Mähne ist lang, wild – und eine Zeit lang fuhr er gar mit unrasierten Beinen.
Now that #ParisNice is over, on to more pressing issues: Peter Sagan’s hairy legs. https://t.co/973RMseONB pic.twitter.com/y8M1PqcoCS
— Neal Rogers (@nealrogers) 13. März 2016
Das versetzte die Szene in helle Aufruhr. Denn ein Veloprofi kann beinahe alles machen, aber auf gar, gar keinen Fall darf er die Haare an seinen Arbeitsgeräten spriessen lassen. «Es gibt kein Gesetz dazu, aber es gehört sich nicht und es sieht nicht gut aus», sagte zum Beispiel Stephen Roche dazu, Ex-Weltmeister und einst Sieger der Tour de France.
Happy that #TirrenoAdriatico has cancelled the stage today, because of snow. I finally have time to shave my legs pic.twitter.com/wirb8rsWUm
— Peter Sagan (@petosagan) 13. März 2016
Schliesslich griff Sagan dann doch wieder zum Rasierer. Radprofis entfernen ihre Haare im Übrigen, weil einerseits die Massage so etwas angenehmer ist und weil andererseits die Pflege nach einem Sturz einfacher ist.
Sagan, und das muss an dieser Stelle zwingend erwähnt werden, kann sich sein Auftreten nur leisten, weil er ein aussergewöhnlich guter Rennfahrer ist. Er wurde 2015 Weltmeister und er verteidigte den Titel im letzten Jahr.
Beeindruckend ist seine Vielseitigkeit. Sagan ist stark bei Eintagesrennen, er hamstert Etappensiege bei Rundfahrten, er schloss die Tour de France fünf Mal in Folge als Sieger des Punktetrikots ab. Bald hat er 100 Profi-Siege auf seinem Konto – dabei ist er erst 27-jährig.
In der langen Geschichte der Tour de Suisse gewann kein anderer Fahrer mehr Etappen als Peter Sagan, nämlich 13. «Das ist für mich ein Privileg und eine Ehre», sagte er dazu auf der Website der Schweizer Rundfahrt. Seit 2011 stand er in jedem Jahr mindestens einmal zuoberst auf dem Podest.
Kann Sagan diese Serie fortsetzen? Chancen bietet ihm der Parcours 2017 auf mehreren Etappen, er sagt jedoch bloss: «Ich nehme die Resultate, wie sie kommen, solange ich weiss, dass ich mein Bestes gegeben habe. Wenn ich es damit schaffe, zu siegen und den Rekord auszubauen, ist das eine tolle Belohnung für meinen Einsatz.»
In jungen Jahren nahm Peter Sagan an Radquer- und Mountainbike-Rennen teil. Dort lernte er, sein Velo zu beherrschen. Spektakulär in Erinnerung ist beispielsweise, wie er im Vorjahr bei Paris-Roubaix in voller Fahrt über den vor ihm gestürzten Cancellara sprang:
Sagan Skillz. #ParisRoubaix pic.twitter.com/y7ESbSwaqH
— cyclingreporter (@cyclingreporter) 10. April 2016
Sagans Spezialität ist das «Männchen», das er bergauf freihändig zeigt. Natürlich zum grossen Gaudi der Fans:
Auf diese Saison hin wechselte Peter Sagan das Team. Die Equipe Bora-Hansgrohe aus Deutschland lockte den Weltmeister mit einem Lohn von geschätzten fünf bis sechs Millionen Euro im Jahr.
Der Hauptsponsor des Teams stellt Kücheneinrichtungen her, weshalb Sagan in Kurz-Clips Rezepte nachkochen muss.
Im Profifeld gibt es noch einen anderen Sagan: Juraj. Der um ein gutes Jahr ältere Bruder ist bei weitem nicht so erfolgreich wie Peter. Dass er dennoch seit Jahren ebenfalls Profi sein kann, liegt daran, dass ihn Peter jeweils als Helfer in seine Teams mitbringt. Um es sich mit dem Star nicht zu verscherzen, verpflichten die Sponsoren gerne auch Juraj, der im letzten Jahr immerhin Landesmeister wurde. Weil Peter ihn gewähren liess.
Peter & Juraj after training! :D pic.twitter.com/O4dIuH8cSC
— 👑✨ #PᴏᴡᴇʀWᴏᴍᴀɴ 💜💋 (@RebelYelliex) 4. März 2015
Als er 2013 hinter Cancellara Zweiter der Flandernrundfahrt wurde, kniff Sagan der Ehrendame ins Füdli. «Ich wollte mich umdrehen und Sagan eine knallen», sagte Maja Leye hinterher. Wegen der vielen Zuschauer habe sie es gelassen.
Einen Tag später entschuldigte sich Sagan auf YouTube. Mit Unschuldsmiene sagte der damals 23-Jährige, was er getan habe, tue ihm ehrlich leid.
Es gibt Stimmen, die sagen, dass Peter Sagan gar in der Lage wäre, die Tour de France zu gewinnen – sofern er sein Training darauf ausrichten und sein Gewicht reduzieren würde. Sagan winkte im Gespräch mit der «Deutschen Welle» aber ab und sagte: «Diese Experten sollten auf ein Rad steigen und selbst probieren, Radprofi zu werden. Dann können sie gerne ihren eigenen Traum leben. Es wäre nicht unmöglich, die Tour zu gewinnen. Aber es müsste meine Entscheidung sein, nicht die anderer.»
Happy the day ended safely at #Scheldeprijs. I don’t feel very well and hope my form gets better for @Paris_Roubaix (Photo by @veloimages) pic.twitter.com/ECkOnCncI3
— Peter Sagan (@petosagan) 5. April 2017