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Der lange Kampf des Markus Lanz 

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Bild: Getty Images Europe
Vorerst letzter «Wetten, dass..?»-Moderator

Der lange Kampf des Markus Lanz 

Er hatte den schwersten Job im deutschen Fernsehen: Anderthalb Jahre hat Markus Lanz «Wetten, dass..?» moderiert und die Show nicht vor dem Quoten-Sinkflug bewahren können. Jetzt gab er den Kampf auf. 
06.04.2014, 00:5007.04.2014, 16:00
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Gekämpft hat er, das müssen auch seine Kritiker zugeben. Dass er dabei nicht immer eine glückliche Figur gemacht hat, weiss er inzwischen selbst. Nun hat Markus Lanz am Samstagabend das Ende des ZDF-Dauerbrenners «Wetten, dass..?» vor laufender Kamera ankündigen müssen.

Anderthalb Jahre zeigte die Quotenkurve nur nach unten. Und mit ihr nahm auch die Popularität des Südtirolers ab. Der Druck auf den Moderator, der als Nachfolger von Thomas Gottschalk sein Amt im Oktober 2012 angetreten hatte, breitete sich aus verschiedenen Gründen aus.

Zum einen rieb sich die Öffentlichkeit an seiner Spät-Talkshow im ZDF und seinem zuweilen als ruppig empfundenen Interview-Stil. So wurde zum Beispiel Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht Opfer seiner Gesprächsführung, bei der Lanz seinen Gast dauernd unterbrach.

Aber auch sein neuer Stil bei «Wetten, dass..?» kam nicht an. Präsentierte sich Gottschalk jahrelang noch als Grandseigneur des Showgewerbes, versuchte sich Lanz selbst mit allen Mitteln in die Show einzubringen, beteiligte sich mit vollem Körpereinsatz an Spielen und erzeugte damit Chaos.

Seine ausländischen Gäste mokierten sich über die altbackene Art der Sendung, zum Beispiel Tom Hanks, und Klamauk-Profi Stefan Raab durfte unbehelligt seine neueste Erfindung, ein Duschkopf, der die Haare trocken lässt, präsentieren. 

Gipfelstürmer Lanz

Markus Lanz, der einen gemeinsamen Sohn mit RTL-Frau Birgit Schrowange hat, ist bereits als Jugendlicher in seiner Heimat auf die Gipfel gestürmt, fürs ZDF hat er Grönland und das ewige Eis in der Arktis besucht - keine Herausforderung war ihm zu heikel. Doch an «Wetten, dass..?» biss er sich die Zähne aus und resignierte.

Zweifelnde Töne kamen in einzelnen Interviews mit Zeitschriften durch, die Lanz in den vergangenen Monaten immer mal wieder als Plattform für seine öffentlichen Gedankenspiele nutzte. «Ich werde mich nie an dieses Gefühl gewöhnen, ausgestellt zu sein wie im Schaufenster», sagte der smarte Medienmann im Winter zum Beispiel in einem Gespräch mit der Illustrierten «Emotion».

«Wenn ich im Sommer auf einer Wiese sitze, denke ich, ich kann das alles beherrschen. Doch das ist eine Illusion. Öffentlichkeit kommt mit einer ungeheuren Wucht daher.» Dieselbe Wucht hat ihn, den das ZDF einst als Gipfelstürmer einkaufte, bei der sicheren Eroberung des deutschen Fernseh-Olymps, nämlich «Wetten, dass..?», gebremst.

Für Lanz selbst dürfte die Rückzugsentscheidung, die er und das ZDF gemäss Mitteilung vom Samstag gemeinsam trafen, ein Befreiungsschlag sein. (trs/sda/dpa)

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