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«Aaalter, was soll das denn?»

Palina Rojinski in London: Die Prosieben-Geheimwaffe war zuletzt in gleich zwei Shows zu sehen.
Palina Rojinski in London: Die Prosieben-Geheimwaffe war zuletzt in gleich zwei Shows zu sehen.Bild: Prosieben
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«Aaalter, was soll das denn?»

Sie ist die neue Wunderwaffe von Prosieben: Palina Rojinski. Gleich zwei Shows strahlte der Sender jetzt mit der 29-Jährigen aus. Wer nicht mehr 16 ist, den schmerzte bisweilen das Zuschauen.
21.07.2014, 10:3921.07.2014, 17:02
Arno Frank, Spiegel Online
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Ein Artikel von
Spiegel Online

In der Jury bei «Got to Dance» sitzen die Tänzerin und Adrenalinfabrik Nikeata Thompson, Howard Donald von Take That und - vor allem - Palina Rojinski, 29: Schauspielerin («Männerherzen»), Moderatorin (Viva), Rapperin («Palina Power»), Plattenauflegerin und mehrfache Meisterin der rhythmischen Sportgymnastik.

Auch was sich normalerweise hinter den Kulissen abspielt, ist Teil der Dramaturgie. Die Regie am Mischpult. Der Türsteher am Eingang. Und einzelne Zuschauer im Saal, deren Bemerkungen immer mal wieder mit dem Richtmikrofon eingefangen und ausgestrahlt werden: «Die ha'm das gut gemacht, aber teilweise waren die nicht ganz synchron!» - «Echt?»

Die Jury der Prosieben-Show: Take-That-Star Howard Donald zwischen der Entertainerin Palina Rojinski (links) und der Choreografin Nikeata Thompson.
Die Jury der Prosieben-Show: Take-That-Star Howard Donald zwischen der Entertainerin Palina Rojinski (links) und der Choreografin Nikeata Thompson.Bild: Prosieben/Sat.1
Bitte nicht nachmachen: Francis Attakpah hat das oft geübt. Der kann das.
Bitte nicht nachmachen: Francis Attakpah hat das oft geübt. Der kann das.Bild: ProSieben/Sat.1

Von handelsüblichen Castingshows unterscheidet sich «Got to Dance» durch die fast schon irritierende Abwesenheit von Häme, Niedertracht und den üblichen Schicksalsschlägen, mit denen talentfreie Kandidaten anderswo in der Regel emotional aufgeladen werden. 

Hier geht es offensichtlich wirklich um den Tanzsport oder doch darum, dessen Schauwerte abzuschöpfen. Die einzelnen Einlagen sind teilweise extrem geschnitten, sodass meistens nur die Highlights zu sehen sind - wenn's gut war, lässt sich die Jury bisweilen zum Mittanzen hinreissen.

«Got to Dance»: Wer tänzerisch was hermachen will, der steigert den Schwierigkeitsgrad. David Pereira beim Pas-de-deux mit einem Einkaufswagen.
«Got to Dance»: Wer tänzerisch was hermachen will, der steigert den Schwierigkeitsgrad. David Pereira beim Pas-de-deux mit einem Einkaufswagen.Bild: Prosieben/Sat.1

Das sollte sie lieber nicht tun, weil es anbiedernd und kalkuliert zugleich wirkt. Lieber sollte sie ihre Sterne verteilen. Drei goldene Sterne brauchen die Kandidaten, um weiterzukommen. Ganz am Ende, wie die Entscheidungen auch auf das Publikum ausgeweitet sind, winken «satte 100'000 Euro». Es winkt ja immer irgendwas. Und immer wieder wundert man sich, woher all die Leute kommen, die so tolle Sachen können und dafür endlich mal gewürdigt werden wollen.

«Ausgeschlossen aus der Gesellschaft»

Da könnte man nun noch wochenlang zuhören. Aber nach einer kurzen Werbepause sind wir mit Palina Rojinski auf und davon in einer ganz eigenen Palina-Rojinski-Sendung mit dem etwas bemühten Titel «Offline - World Wide Weg». 48 Stunden muss die Heldin in eine fremde Stadt: Ohne Geld, ohne Mobiltelefon, ohne Internet, begleitet nur von einem Filmteam, das hinter ihrem Rücken (und dem der Zuschauer) die irrsten Sachen arrangiert.

Ziemlich old school: «Got to Dance»-Jurorin Palina Rojinski reist ohne technisches Equipment in Grossstädte. Das ist das ganze Konzept von «Offline - Palina World Wide Weg». Na ja, fast.
Ziemlich old school: «Got to Dance»-Jurorin Palina Rojinski reist ohne technisches Equipment in Grossstädte. Das ist das ganze Konzept von «Offline - Palina World Wide Weg». Na ja, fast.Bild: Prosieben

In der ersten Folge geht es nach London, Rojinski weiss: Die Stadt «ist vollgestopft mit Kunst, Kultur und Kuriositäten». Auf der Straße - wo «alle auf der falschen Seite fahren», völlig irre! - kämpft sie mit einem Stadtplan und meint, «dieses analoge Google Maps» bräuchte dringend ein «Oberflächen-Update». 

In jeder Folge muss Rojinski eine Aufgabe lösen. Diesmal besteht die darin, die Punk-Designerin Vivienne Westwood zu treffen. Wie gut, dass dieses London total verrückt ist: «We are crazy people!» ruft einer der Einwohner, der dem ausgeflippten Mädchen aus Berlin natürlich gerne hilft.

Anderntags verschafft sie sich mit der Lüge, sie sei eine Künstlerin, Zugang zu einem Museum, wo ihr angesichts der Werke einfällt: «Ist das Kunst oder kann das weg?» Als der Kurator aufkreuzt und sich für die «Künstlerin» interessiert, piepst sie ihm etwas vor und tut so, als wäre das ihre Arbeit. Es schmerzt, da zuzuschauen. Ohne Telefon platzen zuverlässig alle Verabredungen, Rojinski fühlt sich «ausgeschlossen aus der Gesellschaft».

In London beginnt Rojinskis Offline-Abenteuer – ohne Hilfsmittel wie iPhone und Facebook. Kaum zu glauben, aber das geht heute als «Abenteuer» durch.Bild: Prosieben

Wenn alles glattläuft, ist das «ein Träumchen». Läuft es schief, heisst es: «Aaaalter, was soll das denn?». Weil diese Sendung aber die ideale Inszenierung der Träume einer Sechzehnjährigen darstellt, steht sie am Ende doch noch vor der Tür der Vivienne Westwood. Sie ist nicht zu Hause. Aber hey, da ist noch diese coole Hip-Hopperin und mit der landet Rojinski dann im Studio, wo ein gemeinsamer Song über ihr Abenteuer eingesungen wird.

Billiger lässt sich Fernsehen kaum produzieren, es fallen nicht einmal Telefonkosten an. Nach fast vier ununterbrochenen Stunden mit der Heldin des Abends fällt ein Urteil nicht leicht. Es funktioniert, wenn man dem nicht unnatürlichen Charme der Hauptdarstellerin erliegt. Oder davon träumt, diese Hauptdarstellerin zu sein. Tanz, Drama, Reality-Soap – was fehlte, war ein wenig Impro-Comedy mit Palina Rojinski. Aber, keine Sorge, das läuft dann als «Jetzt wird's schräg» auf Sat.1 am Freitag.

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Allerdings hat sie, das muss der Fairness halber gesagt werden, auch die ein oder andere Aufgabe zu lösen – es geht jedenfalls nicht um Sightseeing.
Allerdings hat sie, das muss der Fairness halber gesagt werden, auch die ein oder andere Aufgabe zu lösen – es geht jedenfalls nicht um Sightseeing.Bild: ProSieben
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