Australien hat ein Känguru-Problem. Und zwar nicht, dass die Beuteltiere handgreiflich werden. Vielmehr stellt das Wappentier das Land vor eine grosse Herausforderung im Strassenverkehr. Laut der Kangaroo Management Taskforce kollidieren jährlich Tausende der Beuteltiere mit Fahrzeugen und bei 9 von 10 Unfällen mit Wildtieren in Australien handelt es sich um Kängurus. Eine neue Erfindung, das «RooBadge» von VW, soll das jetzt ändern:
Wie der Name schon sagt, liegt die Erfindung im «Badge», also im Emblem, das die Front der Kühlerhaube der VW-Fahrzeuge ziert. Mit akustischen Signalen soll es die Kängurus vertreiben, bevor das Auto in ihre Nähe kommt, und so Kollisionen verhindern. Diese Geräusche seien zum Beispiel die Rufe von Dingos, einem Fressfeind der Kängurus, oder ein Fussstampfen, ein Alarmsignal, das sich die Kängurus untereinander geben.
Das «RooBadge» wird seit drei Jahren in Zusammenarbeit mit der Universität Melbourne entwickelt und soll über eine App im Fahrzeug selbst steuerbar sein. Durch die Abgleichung von Geodaten soll es feststellen, wo das Auto ist und welche Art von Kängurus da leben. Dann soll es eine spezifisch auf diese Art zugeschnittene Abwehr-Geräusch-Kulisse ausstossen. Im Moment wurde erst ein Geräuschmix erschaffen, der auf das Östliche Graue Känguru zugeschnitten ist. Es sei aber in Planung, auch solche für die beiden anderen wichtigen Arten zu kreieren: das Westliche Graue Känguru und das Rote Känguru.
Es ist nicht das erste Mal, dass man versucht, Kängurus mit Geräuschen von der Strasse zu vertreiben. So gibt es bereits sogenannte Känguru-Pfeifen, die genau das bewirken sollen. Studien haben aber gezeigt, dass diese komplett nutzlos waren.
Das liegt laut Professor Graeme Coulson von der Universität Melbourne unter anderem daran, dass sie zu wenig laut seien – nämlich kaum lauter als das Fahrzeug, an dem sie befestigt seien. Ausserdem seien die Pfiffe solcher Pfeifen für Kängurus bedeutungslos. Das sei beim «RooBadge» anders.
Ob das «RooBadge» wirklich funktioniert, muss es jedoch selbst auch noch beweisen. Dennoch denkt man bei VW und an der Universität Melbourne bereits jetzt über Adaptionen für andere Tierarten auf den restlichen Kontinenten nach. So verspricht man sich etwa bei Hirschen, die in Europa und den USA viele Wildunfälle verursachen, ebenfalls eine Wirkung. Weil der Körper, Kopf und die Ohren ähnlich gross seien. Zuerst muss das «RooBadge» aber nun im Feldtest mit sich bewegenden Fahrzeugen beweisen, ob es überhaupt funktioniert. (lzo)