Nicklas Bendtner hat schon als Teenager alles, was ein Toptorjäger braucht. Er ist gross (1,93 Meter), schnell und weiss, wo das Tor steht. Schon bald wird deshalb der FC Arsenal auf den Jungspund aus einer Kopenhagener Arbeiterfamilie aufmerksam. Für 250'000 Euro holen die «Gunners» den 17-Jährigen 2005 in den eigenen Nachwuchs.
Bei all seinem Talent merken sie in London aber schnell, dass Bendtner kein einfacher Charakter ist. Seinen Lehrern erklärt er damals freimütig, dass er keine Hausaufgaben zu machen brauche, schliesslich wolle er nicht Anwalt, sondern Profi-Fussballer werden.
Darauf muss er dann auch nicht lange warten. Im Oktober 2005 wird der Stürmer das erste Mal in der Premier League eingewechselt. Im August 2006 leihen ihn die «Gunners» jedoch an Birmingham City aus, wo er sofort Stammspieler wird.
2007 kommt der Däne mit gestärktem Selbstvertrauen und elf Premier-League-Toren auf dem Konto zurück nach London. Eines seiner ersten Spiele absolviert er im Emirates-Cup gegen Paris St-Germain: Bendtner erzielt ein Tor (sein allererstes im Emirates-Stadion) und bereitet ein zweites vor. Allerdings verschiesst er auch kläglich einen Elfmeter. Trotzdem: Die Erwartungen vor seiner ersten Saison sind riesig, die Konkurrenz aber gross.
An Robin van Persie, Emmanuel Adebayor und Eduardo gibt es kein Vorbeikommen, deshalb wird Bendtner von Trainer Arsène Wenger meist nur als Joker eingesetzt. So auch im North-London-Derby gegen Tottenham Hotspur am 18. Spieltag zwei Tage vor Weihnachten: Erst in der 74. Minute darf der Stürmer – acht Minuten nach dem 1:1-Ausgleich durch Tottenhams Dimitar Berbatov – für Emmanuel Eboué aufs Feld.
Und Bendtner schlägt ein wie ein Bombe. Nach einem Corner von Cesc Fabregas steigt der Däne hoch und nickt das Leder mit einem Gewaltskopfball nach nur gerade 1,8 Sekunden im Spiel wuchtig in den «Spurs»-Kasten. Torhüter Paul Robinson ist machtlos.
Was Bendtner da noch nicht weiss: Er hat sich mit seinem ersten Premier-League-Tor soeben in die Fussball-Geschichtsbücher eingetragen. Sein Treffer ist das schnellste Joker-Tor der Historie. Doch viel wichtiger: Bendtner hat sich mit dem 2:1-Siegtreffer in die Herzen der Arsenal-Fans geschossen.
Doch das Hochgefühl hält nicht lange. Trainer Wenger setzt ihn in den kommenden Spielen wieder auf die Bank und beim nächsten Duell mit den «Spurs» im Januar 2008 verscherzt es sich Bendtner auch mit den eigenen Fans. Im Rückspiel des Carling-Cup-Halbfinals kommt es zum Eklat mit Teamkollege Adebayor. 1:4 liegen die «Gunners» zurück, als die beiden vor einer Standardsituation aufeinander los gehen.
«Ich bin im Spiel, weil du scheisse spielst», soll Adebayor vor der Keilerei gesagt haben – kurz nachdem ihm Bendtner den Mittelfinger gezeigt hat. Der Däne holt sich ein blutige Nase, Arsenal-Captain William Gallas und selbst Schiedsrichter Howard Webb müssen schlichten.
Nur noch selten macht Bendtner in der Folge sportlich auf sich aufmerksam, dafür umso mehr neben dem Platz. Zu Beginn der Saison 2009/10 kommt Bendtner auf die Idee, seine bisherige Rückennummer 26 zu ändern. Wie es sich für einen echten Torjäger gehört, strebt er die Nummer 9 an. Diese trägt zu diesem Zeitpunkt jedoch Eduardo. Also entscheidet sich Bendtner für die 52 – «weil sie gut aussieht». Den Fans, die zu diesem Zeitpunkt bereits ein Trikot mit der Nummer 26 gekauft haben, zahlt er das Geld zurück.
Trotz bescheidener Einsatzzeit und Ausleihen zu Sunderland und Juventus Turin, sein Selbstvertrauen verliert der nicht gerade für seinen Trainingsfleiss bekannte Bendtner nie. «Ich will Topskorer der Premier League werden, Topskorer bei der Weltmeisterschaft und in fünf Jahren will ich zu den besten Stürmern der Welt gehören. Vertraut mir, es wird passieren», posaunt er 2009.
Zwei Jahre später legt er nach: «Wenn du mich fragst, ob ich einer der besten Stürmer der Welt bin, werde ich mit ‹Ja› antworten. Weil ich daran glaube.» Aussagen wie diese, die kurze Beziehung zu einem 13 Jahre älteren Model aus Adelskreisen, kombiniert mit schwachen Leistungen bringen dem Dänen auf Social-Media-Plattformen den Spitznamen «Lord Bendtner» ein.
Im März 2013 erwischt ihn die Polizei in Kopenhagen als Falschfahrer, der Alkoholtest zeigt 1,5 Promille an. Ein halbes Jahr später denkt er laut darüber nach, Arsenal zu verlassen. Auf die Frage, wohin es denn gehen soll, sagt er wie selbstverständlich: «Real oder Barcelona.» Im Juli 2014 postet er ein Nacktfoto, auf dem sein bestes Stück nur von einem BH verdeckt wird.
Aus Real und Barcelona wird schliesslich nichts. Als sein Vertrag mit Arsenal ausläuft, wechselt er im Sommer 2014 zum VfL Wolfsburg. Mit mässigem Erfolg: In 44 Einsätzen für die «Wölfe» hat der Hoffnungsträger im Sturm nur neun Törchen erzielt. Noch immer gilt, was die «Sun» einst über ihn geschrieben hat: «Bendtner hat die Arroganz von Thierry Henry, aber leider nicht seine Klasse vor dem Tor.»