Leichtathletik-WM in Paris. Über die 100 Meter steht ein Viertelfinal-Lauf an. Mit am Start ist auch der Amerikaner Jon Drummond. Alles läuft soweit gut – bis Drummond 48 Hundertstel zu früh zuckt und für einen Fehlstart sorgt.
Ja, das gibt es immer wieder mal. Vielleicht etwas blöd für Drummond, dass eine neue Regel zu dieser Zeit bei einem zweiten Fehlstart den direkten Ausschluss vom Rennen besiegelt. Der Amerikaner kann sich mit seiner Disqualifikation überhaupt nicht abfinden und startet das grosse Theater – Bühne frei!
Nach seinem Ausschluss tigert der Sprinter wie wild umher und schliesslich legt er sich vor seinem Startblock provokativ auf den Boden. Die TV-Kameras und Fotografen sind natürlich hautnah dran.
Drummond steht wenig später wieder auf. «Uff, das Theater ist vorbei», denken alle im Leichtathletik-Stadion von Paris. Aber der Querulant hat noch nicht genug, täubelt weiter und legt sich erneut auf die Tartanbahn. Ein Ordner eilt herbei und fordert den Sprinter auf, die Strecke zu verlassen – ohne Erfolg. Es kommt zur Diskussion, welche Jon Drummond im Liegen mit den Verantwortlichen führt. Von Beruhigung ist noch keine Spur.
Der Start wird nochmals gezeigt, und mittlerweile steht Drummond auch wieder. Sein Sprint-Tenu hat er halb ausgezogen und wettert nun oben ohne weiter. Einmal den Zuschauerrängen entlang und dann wieder zurück auf die Bahn. Man hat irgendwie das Gefühl, es hört nie auf.
Als sich Jon Drummond dann beruhigt hatte, musste sein Trainer ihn ausserhalb des Stadions trösten. Der Sprinter war völlig aufgelöst.
Sein Trainer sagte später: «Wir mussten ihm ständig Wasser zum Trinken geben, sonst wäre er vom vielen Weinen dehydriert.» Dabei hatte Drummond wenig Hoffnung auf eine Medaille – trotzdem dieser grosse Aufruhr.
Er war ganz offensichtlich mit dem neuen Regelwerk nicht vertraut. «Ich habe gezuckt, neben mir hat einer gezuckt und dann noch einer. Ich habe die Regel nicht verstanden, dass Zucken ein Fehlstart ist», verteidigte sich der Amerikaner. Fakt war jedoch, dass Drummond mit einer Reaktionszeit von 0,052 Sekunden den erlaubten Wert von einer Zehntelsekunde klar unterschritten hatte. Deshalb wurde ihm vom Schiedsrichter die Rote Karte gezeigt.