«Er sagte zu mir, er würde mich nie wieder gehen lassen», berichtete Michelle Knight dem TV-Sender CNN. Ein Kidnapper hatte sie und zwei weitere Frauen jahrelang eingesperrt. Immer wieder sei sie geschlagen und gefoltert worden. «Du bist machtlos», sagte Knight.
Der Entführer habe sie seinerzeit mit dem Versprechen, ein kleines Hundewelpen als Geschenk zu bekommen, in sein Haus gelockt, erzählte Knight dem Sender. Doch als sie schliesslich das Haus betreten habe, «ist mir klargeworden, dass ich einen Fehler begangen hatte.»
Sie sei gefesselt, gefoltert und geschlagen worden. Sie habe wenig zu essen bekommen. Um mit der Aussenwelt in Kontakt zu treten, habe es nur einen alten Fernseher und ein altes Radio gegeben. Wenn sie schrie, habe ihr Entführer ihr ein Stück Stoff in den Mund gestopft, berichtet Knight, die in den nächsten Tagen auch mit einem Buch an die Öffentlichkeit tritt.
«Ich sass in einem kleinen, pinkfarbenen Zimmer in der Falle und war gefesselt wie ein Fisch.» Zunächst sei sie allein gewesen, später habe sie von den beiden anderen entführten Frauen erfahren. Castro hatte die drei Frauen zwischen 2002 und 2004 in seine Gewalt gebracht.
Knight und die zwei anderen Frauen waren am 6. Mai 2013 auf dramatische Art aus dem «Horrorhaus» in Cleveland freigekommen. Auch ein sechs Jahre altes Mädchen war dabei, das der Entführer Ariel Castro gezeugt hatte. Castro war im August zu lebenslänglicher Haft plus 1000 Jahren verurteilt worden, hatte aber wenig später in seiner Zelle Selbstmord begangen.
Das Verbrechen hatte seinerzeit Amerika schockiert. In Europa waren Erinnerungen an die Österreicherin Natascha Kampusch geweckt worden, die 2006 nach acht Jahren in den Händen eines Entführers freigekommen war – Kampusch war seinerzeit 18 Jahre alt gewesen, als sie freikam.
Bereits kurz nach ihrer Befreiung hatte Knight berichtet, dass sie mehrfach von Castro schwanger geworden sei. Doch er habe die Schwangerschaften durch Hiebe in den Bauch und Nahrungsentzug gewaltsam abgebrochen, sagte sie den Ermittlern. Dafür habe sie ihrer Leidensgenossin helfen müssen, als die ein Mädchen zur Welt brachte.
Nach der Befreiung der drei Frauen, hatten sich US-Medien immer wieder gefragt, warum Nachbarn nichts von der grausigen Haft der Frauen bemerkt hätten. Castro, ein ehemaliger Schulbusfahrer, wohnte nur wenige Kilometer von den Eltern der drei Mädchen und Frauen entfernt. (sda/dpa)