Die Saga um Iqbal Khan zeigte vermeintliche Starbanker winzig klein und bieder. Man ärgert sich über Baulärm, streitet sich über Hecken und Bäume, gerät an Parties aneinander. Kleinliche Gezänk zwischen Nachbarn, wie es überall vorkommt. Nur stritten sich hier die Einkommensmillionäre Tidjane Thiam und Iqbal Khan an der Zürcher Goldküste.
Zugleich schmeichelt die Khan-Saga den Bankern am Zürcher Paradeplatz. Einer der ihren ist gross und wichtig. Khan ist Starbanker, Rockstar, Wunderkind vom Paradeplatz. Sein Wechsel von der Credit Suisse zum Konkurrenten UBS erregte Aufmerksamkeit, als käme die UBS dadurch entscheidend voran.
Khan wurde beschattet, als könnte es der Credit Suisse empfindlich schaden, wenn er andere Starbanker mitnähme. Banker waren wieder Stars. Wohl und Wehe ganzer Grossbanken hingen von ihnen ab. Als wäre es noch 2007.
Im Jahr 2019 ist die Khan-Saga ein Anachronismus. Sie passt nicht in die Zeit. Vom Einfluss von Starbankern ist in den Börsenkursen von UBS und CS nichts zu sehen (siehe Grafik). Im Gegenteil, die Banken werden laufend weniger wichtig für die Schweiz. Die Zäsur kam mit der Finanzkrise. Seither verblasst der Glanz. Nur die Lohnentwicklung ist heute noch schweizerische Spitze. Im obersten Management der Grossbanken ist sie gar Weltklasse geblieben.
Die Banken sind noch etwa halb so wichtig für die Schweiz, wie vor der Finanzkrise. Ihre Wertschöpfung ist zusammengebrochen (siehe Chart). Das ist vor allem eine Folge von Finanzkrise, Beinahe-Kollaps der UBS und anschliessender Verschärfung der Regeln. Den Höhepunkt ihrer Macht haben sie lange hinter sich, die Starbanker und Dealmaker vom Paradeplatz. 2007 war ihr Anteil an der Wirtschaft am höchsten. Heute ist ihre Bedeutung kaum höher als jene der Versicherer, die von ihnen gerne als Biedermänner belächelt werden.
Vor der Finanzkrise war die Finanzbranche noch eine Jobmaschine. Die Banken schufen neue Stellen, sehr gut bezahlte noch dazu. Die Versicherer waren damals noch traurige Verlierer. Tausende von Arbeitsplätzen gingen ihnen verloren. Doch seit der Finanzkrise geht es abwärts mit dem Banken. Die Margen brachen ein, die Kosten mussten runter kommen. 18 000 Stellen verschwanden. Die Versicherungen konnten sich wenigstens mehr oder weniger halten. Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft blieben die Banken zurück (siehe Chart). Noch ärger unter die Räder kam nur der Detailhandel. 21 000 Stellen wurden abgebaut.
In der Not werden die Banker darauf reduziert, an den Gebühren zu schrauben. Rund 30 Prozent mehr als vor der Finanzkrise kostet heute die Führung von Konten und Wertschriftendepots. Wie happig der Aufschlag ist, zeigt sich im Vergleich. Denn ansonsten sind die Preise in der Schweiz leicht gesunken. Insgesamt zahlen die Konsumenten für ihren durchschnittlichen Warenkorb heute leicht weniger als zehn Jahre zuvor. Nahrungsmittel zum Beispiel wurden leicht billiger, Wohnmöbel oder Haushaltsgeräte gar massiv. Solches gab es seit den 1940er-Jahren nicht mehr.
Hingegen sind die Banken nach wie vor an der schweizerischen Spitzen, wenn es um die Löhne geht. Vor der Krise ging es mit den Löhnen zwar steiler bergauf. Aber in der Nach-Krisenzeit gab es immerhin einen Anstieg von rund 7 Prozent innerhalb von sieben Jahren. Noch mehr gab es nur in der boomenden Pharmabranche, plus 8 Prozent. Damit konnte die übrige Schweizer Wirtschaft nicht mithalten. Insgesamt stiegen die Löhne bloss um 4.4 Prozent.
Auf der Höhe von Rockstars sind UBS und Credit Suisse nur, wenn es um die Löhne ihrer Chefs geht. Da können sie mit Branchengrössen aus den USA mithalten. Sergio Ermotti bekam als UBS-Chef 2018 bekanntlich 14 Millionen Franken, Tidjane Thiam bezog 12.7 Millionen. Nur bewegen sich die US-Konkurrenten in anderen Sphären, vor allem mit Blick auf Börsenwert oder die Rendite.
Ihr gebt doch die "Titelbezeichnungenc vor und verbreitet diese!