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Ukraine-Krieg: Schweizer Handelsfirmen kommen relativ gut durch Krise

Schweizer Handelsfirmen kommen relativ gut durch die Krisen – aber wenige sparen Energie

09.11.2022, 16:29
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Das Wichtigste in Kürze

«Ukraine-Krieg, steigende Rohstoffpreise und mögliche Energieengpässe – der Aussenhandel der Schweizer Handelsbranchen ist zu 77 bis 93 Prozent von diesen parallelen Krisen betroffen. Trotzdem konnten in den vergangenen Monaten die Hälfte der Handelsbranchen den Umsatz im Aussenhandel steigern. Das ergab eine aktuelle Umfrage von Handel Schweiz unter den 33 Mitgliederverbänden.»

Was ist passiert?

Der Branchenverband Handel Schweiz hat am Mittwoch die Ergebnisse einer Umfrage zum Aussenhandel bei 33 Handelsverbänden veröffentlicht.

Demnach sind die im Export tätigen Handelsbranchen relativ gut durch die zahlreichen Krisen wie steigende Rohstoffpreise, Ukraine-Krieg oder drohende Energieknappheit gekommen. 50 Prozent konnten die Einnahmen steigern.

«Die Steigerungsrate reichte von 3.1 bis zu 50 Prozent», sagte Handel-Schweiz-Direktor Kaspar Engeli am Dienstag in einer Onlinekonferenz (siehe Quellen).

Auf der anderen Seite beklagte gut ein Viertel der Handelsbranchen einen Einbruch im Aussenhandel. «Dieser lag zwischen 7 bis 20 Prozent», sagte Engeli weiter.

Wie wirken sich die Krisen auf die Firmen aus?

Die Grundstimmung sei erstaunlich gut, sagte der Handel Schweiz-Direktor im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Der Aussenhandel laufe gut, es würden Uhren exportiert wie wild. «Aber der Druck auf die Margen ist da.» Die Margen würden bei steigenden Preisen erodieren. Und je nach Branche müsse man sehr lange auf Ersatzteile warten.

«Es ist eine Verunsicherung da. Aber im Handel sagen alle, das ist nicht zum ersten Mal», sagte Engeli. Man habe auch den Franken-Schock erlebt, der viele Firmen an den Rand des Abgrunds gebracht habe. Und heute sei der Franken-Schock bei vielen schon vergessen.

Zudem habe sich Lage seit dem Höhepunkt der Krisen wieder entspannt. Die Preise für Treibstoffe, Stahl oder Nickel seien in der letzten Zeit wieder gesunken. Auch die Transportpreise in der Seefracht und die zahlreichen Verspätungen von Schiffen hätten abgenommen, hiess es.

Im Frühling seien 90 Prozent der Schiffe mit mindestens drei Tagen Verzögerung aus Asien gekommen, sagte der Chef der Logistikfirma Nord-Transport, Pascal Felten. Derzeit sei es rund die Hälfte. Auch die Transportpreise, die sich in Spitzenzeiten bis auf 20'000 Dollar pro 40-Fuss-Container verzehnfacht hatten, sind in der Seefracht mittlerweile wieder auf 4500 bis 6000 Dollar gefallen.

Wie wirken sich die gestiegenen Rohstoffpreise aus?

Von den drei Krisen Ukraine-Krieg, höheren Rohstoffpreisen und Energieengpässen würden sich bis jetzt die steigenden Rohstoffpreise am stärksten auf die Mitglieder der 33 befragten Handelsverbände auswirken, sagte Engeli: «93 Prozent der Handelsbranchen sind mit den Auswirkungen der höheren Rohstoffpreise konfrontiert», sagte er: «In 60 Prozent der Fälle sind die Folgen stark.»

Die Konsequenzen der steigenden Rohstoffpreise seien grössere Lager und Mehraufwand (je 18 Prozent), höherer Liquiditätsbedarf (16 Prozent) oder Umsatzverlust (13 Prozent). Dagegen konnten 7 Prozent den Umsatz steigern.

Und der Ukraine-Krieg?

Der Ukraine-Krieg verändere den Schweizer Aussenhandel von drei Vierteln der Mitglieder der befragten Verbände, sagte Engeli. 40 Prozent der Branchen beobachteten starke Auswirkungen. In einem Fünftel der Handelsbranchen habe der Ukraine-Krieg keine Auswirkungen.

«Bei einem Drittel der Handelsbranchen kommt es zu gestörten Lieferketten. Knapp ein Fünftel der Handelsfirmen klagen über Mehraufwand», sagte Engeli: «Umsatzverlust und Umsatzsteigerung halten sich mit 5 bzw. 4 Prozent in etwa die Waage.»

Was ist mit Stromsparen?

Bei künftigen Energieengpässen sehen drei Viertel der Befragen Auswirkungen auf den Aussenhandel. In jeder zweiten Handelsbranche seien die Folgen stark, sagte Engeli:

«Ein Fünftel rechnet nicht mit Folgen durch die Energieengpässe auf den Aussenhandel ihrer Branche.»

Was aufhorchen lässt: Nur knapp ein Drittel der Befragten habe ein Energiesparprogramm (20%) aufgelegt oder sei dabei, andere Energielösungen (10%) aufzubauen.

Einen Umsatzverlust befürchten lediglich 10 Prozent der Unternehmen. Aber mit mehr Aufwand sehen sich 21 Prozent der befragten Branchenvertreter konfrontiert.

Quellen

Mediengespräch: «Schweizer Händler im Krisensog» (YouTube)

(dsc/sda/awp)

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