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Sauerstoff beim Kometen Tschuri entdeckt

Berner Forscher entdecken Sauerstoff in Atmosphäre des Kometen Tschuri

28.10.2015, 19:0028.10.2015, 19:20
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Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko («Tschury»)

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Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko («Tschury»)
Blick aus rund 16 Kilometern Entfernung auf den Kometen «Tschuri». Sichtbar ist auch eines der beiden 14 Meter langen Solarpanels der Raumsonde «Rosetta». Das Bild wurde aus zwei Aufnahmen montiert, um die Helligkeitsunterschiede auszugleichen.
quelle: ap/esa/rosetta/philae/civa
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Überraschung für die Forscher der Universität Bern: In der Atmosphäre des Kometen Tschuri haben sie Sauerstoff entdeckt. Das geht aus einem Bericht im Fachjournal «Nature» hervor.

Die Berner Wissenschaftler analysieren bekanntlich die Kometengase mit Hilfe ihres Massenspektrometers Rosina. Bereits im September 2014 machten sie eine unerwartete Entdeckung: Zwischen den erwarteten Spitzen der Schwefel- und Methanolwerte waren klar Spuren von Sauerstoffmolekülen (O2) zu sehen.

Gar das vierthäufigste Gas

Es stellte sich heraus, dass O2 gar das vierthäufigste Gas in der Atmosphäre des Kometen ist – nach Wasser, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid.

Sauerstoff ist chemisch sehr reaktiv. Deshalb wurde bisher angenommen, dass er sich im frühen Sonnensystem mit dem in grossen Mengen vorhandenen Wasserstoff zu Wasser verbunden haben muss. Dennoch waren auf dem Kometen noch Sauerstoffmoleküle vorhanden.

«Wir hätten nie gedacht, dass Sauerstoff Jahrmilliarden überleben kann, ohne sich mit anderen Stoffen zu verbinden», wird Projektleiterin Kathrin Altwegg in einem Communiqué der Uni Bern zitiert. (aeg/sda)

Molekularer Sauerstoff ist sehr schwierig mit Teleskopen zu entdecken. Das erklärt laut den Berner Forschern, warum dieses Molekül nicht schon bei anderen Kometen beobachtet wurde. Erst eine Messung vor Ort mit Rosina habe die Entdeckung möglich gemacht.

Komet Tschuri: Wo ist «Philae»?

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Komet Tschuri: Wo ist «Philae»?
Rekonstruktion der Landung: Am 12. November setzte «Philae» kurz auf, um dann noch zwei Stunden weiter zu schweben. Die blauen und die grünen Linien zeigen die auf Basis verschiedener Instrumente berechneten Flugbahnen. (Bild: ESA/ ESOC/ SONC)
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Kathrin Altwegg machte noch eine zweite erstaunliche Feststellung: «Das Verhältnis von Wasser zu Sauerstoff änderte sich weder mit dem Ort auf dem Kometen noch mit der Zeit», erklärte sie. «Es gibt also eine stabile Korrelation zwischen Wasser und Sauerstoff.»

Uraltes Material

Bekannt ist das Vorkommen von Sauerstoffmolekülen auf den Jupiter- und Saturnmonden. Dort wird es durch das Einschlagen hochenergetischer Teilchen vom jeweiligen Mutterplaneten erklärt, den es im Fall des Kometen Tschuri nicht gibt.

Für Tschuri halten die Forscher folgende Erklärung für die wahrscheinlichste: Der Sauerstoff entstand schon früh, also vor der Bildung des Sonnensystems – indem hochenergetische Teilchen auf Eiskörner in den kalten und dichten Geburtsstätten der Sterne – den sogenannten dunklen Molekülwolken – trafen. Im frühen Sonnensystem wurden sie dann nicht weiter «verarbeitet».

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Die Sauerstoff-Messungen zeigen laut der Uni Bern, dass mindestens ein grosser Teil des Kometenmaterials älter ist als unser Sonnensystem und die Zusammensetzung dabei typisch ist für dunkle Molekülwolken, aus denen dann solare Nebel und später Planetensysteme entstanden.

«Dieser Hinweis auf Sauerstoff als uraltes Material wird wahrscheinlich einige theoretische Modelle über die Bildung des Sonnensystems über den Haufen werfen», wird Kathrin Altwegg weiter zitiert.

Die Rosina-Apparatur untersucht seit August 2014 die Gase des Kometen Churyumov-Gerasimenko, kurz Tschuri. Rosina ist eines der Messgeräte der europäischen Kometen-Mission Rosetta. (sda)

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