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Bondo, Matterhorn und Co. Die folgenschwersten Bergstürze in der Schweiz

Die folgenschwersten Bergstürze in der Schweiz

21.05.2025, 16:1921.05.2025, 17:52
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Aufgrund ihrer geologischen Bedingungen und Topografie ist die Schweiz besonders anfällig für Naturgefahren wie Bergstürze. Hier eine Übersicht über die folgenschwersten Fälle in der Schweiz:

Bergsturz bei Bondo GR

23. August 2017

Blick auf Bondo im Kanton Graubuenden, am Freitag, 10. August 2018. Am 23. August 2017 ereignete sich der groesste Bergsturz in Graubuenden seit Jahrzehnten, der acht Menschenleben forderte. Murgaenge ...
Bondo ein knappes Jahr nach dem Bergsturz vom 23. August 2017. Bild: KEYSTONE

Im Bündner Bergdorf Bondo im Bergell kommt es zu einem der grössten Bergstürze seit über 130 Jahren. Über drei Millionen Kubikmeter Gestein lösen sich vom Piz Cengalo – das Volumen von etwa 3000 Einfamilienhäusern. Die Gesteinsmassen fallen auf den darunterliegenden Gletscher und vermischen sich mit Eis und Wasser; der daraus entstehende Murgang wälzt sich bis ins Bergeller Haupttal. Das Bergdorf Bondo entgeht knapp seiner Zerstörung. Am Piz Cengalo kommen acht Menschen auf einem Wanderweg ums Leben.

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Der Bergsturz bei Bondo GR
Nach einem Gewitter und kleineren Bergstürzen walzte sich am 31. August um halb zehn Uhr abends erneut ein Murgang durch das Val Bondasca bis nach Bondo. Einmal mehr wurde die Talhauptstrasse überschwemmt und weiter beschädigt.
quelle: keystone / gian ehrenzeller
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Felssturz auf die A2 bei Gurtnellen UR

31. Mai 2006

A truck, left, and a car, right, lie under giant rocks on the A2 Gotthard freeway near Gurtnellen, Canton of Uri, Wednesday, May 31, 2006. The two sleeping truckdrivers were hurt; two other persons in ...
Der grösste Felsbrocken, der beim Felssturz auf die A2 donnert, wiegt rund 140 Tonnen.Bild: KEYSTONE

Bei einem Felssturz bei Gurtnellen im Kanton Uri werden zwei Personen aus Deutschland in einem Auto getötet, als mehrere Felsbrocken auf die Gotthardautobahn A2 fallen. Zwei weitere Personen, die auf einem Rastplatz in ihren Lastwagen schlafen, werden verletzt.

Felssturz oder Bergsturz?
Bergsturz, Felssturz, Murgang oder Hangrutsch? Berge können auf unterschiedliche Arten in Bewegung geraten. Ein Überblick:
• Steinschlag
Stürzen einzelne Steine mit einem Durchmesser von weniger als 50 Zentimetern in die Tiefe, heisst das Steinschlag.
• Felssturz
Bei einem Felssturz stürzt deutlich mehr Gestein in die Tiefe. Man spricht laut dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos von einem Felssturz, wenn Gestein und Felsen mit einem Gesamtvolumen von mindestens 100 Kubikmetern ins Tal stürzen. Das entspricht etwa dem Fassungsvermögen von 600 Badewannen.
• Bergsturz
Von einem Bergsturz spricht man, wenn mindestens eine Million Kubikmeter Gestein ins Tal stürzt. Das wären dann sechs Millionen Badewannen – oder 400 Olympiabecken.
• Murgang
Ein Murgang ist ein Gemisch aus Wasser und festem Material wie Gestein und Holz, das sich mit grosser Geschwindigkeit hangabwärts bewegt. Sie können kilometerweit vorstossen und entwickeln dabei erhebliche Zerstörungskräfte. Murgänge treten insbesondere nach starken Regenfällen und Schneeschmelzen auf. Sie gehören zu den drei Ereignissen mit den höchsten Schadenzahlen der Schweiz. Für Menschen sind sie besonders gefährlich, da kaum Vorwarnzeiten bestehen. Zwischen Auslösung und Erreichen eines kritischen Punktes vergehen oft nur Minuten.
Hangrutsch
Bei einem Hangrutsch gleitet festes Material wie Fels und Gestein auf einer festen Unterlage ins Tal. Diese können spontan und schnell ablaufen, aber auch Jahrhunderte dauern. Spontane Abgänge erreichen Geschwindigkeiten von mehreren Metern pro Sekunde. Auf ihrem Weg ins Tal nehmen die Hänge alles mit, was sich auf ihnen befindet. (sda)

Felssturz bei Sembrancher VS

29. November 2003

Un geologue, en haut a droite, s'occupe a verifier la falaise, ce lundi 1 decembre 2003, apres qu'un pan de rocher d'environ 600m3 s'est detache, detruisant samedi une galerie rout ...
Ein Geologe überprüft nach dem Felssturz die Felswand.Bild: KEYSTONE

Ein Felsbrocken mit einem Volumen von etwa 600 Kubikmetern durchschlägt eine Schutzgalerie an der Grossen St. Bernhard-Strecke bei Sembrancher. Dabei kommt ein 18-jähriger Autofahrer ums Leben.

Felsabsturz am Matterhorn

Sommer 2003

Aerial view from a helicopter to the rock slide on the Matterhorn in Zermatt, Switzerland, Tuesday, July 15, 2003. The rock slide on the Matterhorn had cut off the way back of 70 mountaineers on Tuesd ...
Luftaufnahme des Felsabsturzes am Matterhorn.Bild: AIR ZERMATT

Der Hitzesommer 2003 lässt den Permafrost in den Alpen abschmelzen. Zahlreiche Steinschläge und Erdrutsche sind die Folge; mehrere Alpinisten werden getötet. Am Matterhorn kommt es am 15. Juli zu einem grossen Felsabsturz.

Felssturz bei Iseltwald BE

4. Januar 2003

Die Einfahrt zum gesperrten Chueebalmtunnel, aufgenommen am Samstag, 4. Januar 2003 bei Iseltwald. Nach einem Felssturz im Bereich des Chueebalmtunnels bei Iseltwald (BE) ist am Samstagnachmittag die  ...
Die Einfahrt des gesperrten Tunnels. Bild: KEYSTONE

Der «Chüebalmtunnel» der A8 bei Iseltwald am Brienzersee wird durch einen Felssturz durchschlagen. Verletzt wird niemand. Mehrere Häuser in Iseltwald werden evakuiert.

Felssturz im Saasertal

12. November 2002

La voiture accidentee et l eboulement sur la route de Saas Fee, photographie ce mardi 12 novembre 2002 en Valais. Un eboulement s est declenche mardi vers 14h30 dans la vallee de Saas, entre Stalden e ...
Der Fahrer des von Felsen getroffenen Autos wurde verletzt.Bild: KEYSTONE

Ein Felssturz fordert im Walliser Saastal zwischen Stalden und Eisten auf der Strasse nach Saas Fee einen Toten und drei Verletzte. Die Talstrasse wird auf einer Länge von etwa 40 Metern völlig zerstört.

Felssturz in St. Niklaus VS

1. Oktober 2002

Eine grosse Steinlawine rast auf das Dorf St. Niklaus, Wallis, Schweiz, zu, aufgenommen am Donnerstag, 21. Nnovember 2002. Im Felssturzgebiet beim Walliser Dorf St. Niklaus wurde am Donnerstag der sue ...
Auch nach dem Felssturz kommt es zu Abbrüchen von jeweils mehreren hundert Kubikmetern Fels, hier am 21. November.Bild: KEYSTONE

Bei einem Felssturz in St. Niklaus rutschen am Nachmittag 120'000 Kubikmeter Stein ins Dorf. Weder Menschen noch Gebäude kommen zu Schaden. Rund 110 Einwohner werden evakuiert.

Hangrutsch in Lutzenberg AR

1. September 2002

Sicherheitsleute und Geologen untersuchen den Hang ueber den von Erdmassen verschuetteten Haeusern in Lutzenberg AR, am Sonntag, 1. September 2002. Schwere Unwetter haben in der Nacht auf Sonntag in L ...
Sicherheitsleute und Geologen untersuchen den Hang über den von Erdmassen verschütteten Häusern.Bild: KEYSTONE

In Lutzenberg im Kanton Appenzell Ausserrhoden sterben ein Elternpaar und ihr Sohn – in ihrem Haus, das nachts um halb vier von Erdmassen verschüttet wird.

Murgang in Gondo VS

14. Oktober 2000

JAHRESRUECKBLICK 2000: INLAND: UNGLUECK - General view of the Swiss village of Gondo after heavy rain flooded the village, on Saturday, October 14, 2000. At least three people died in the village of G ...
Der Erdrutsch beschädigte ein Drittel des Dorfes.Bild: KEYSTONE POLICE VALAIS

Heftige Niederschläge führen zur Bildung eines Wasserfilms hinter der Felswand oberhalb von Gondo am Simplon. Die vom Wasser durchtränkte Erde löst sich und kommt in Bewegung. Unter ihrem enormen Druck gibt die tonnenschwere Beton-Schutzmauer oberhalb des Dorfs nach und wird mitgerissen. Der Murgang reisst Teile des Dorfes mit sich, 13 Menschen sterben. Zehn Gebäude werden zerstört, auch der Westteil des im 17. Jahrhundert gebauten Stockalperturms.

Murgang oberhalb Grindelwald BE

6. August 2000

Bei einem Murgang oberhalb Grindelwald kommen ein Schweizer Bergführer und zwei US-Amerikaner auf einem Wanderweg ums Leben.

Felsschlag in der Taubenlochschlucht

15. August 1998

In der Bieler Taubenlochschlucht wird ein deutscher Junge auf dem Wanderweg von herabfallenden Felsbrocken getötet, drei weitere Kinder werden verletzt.

Bergstürze in Randa VS

April/Mai 1991

Verwuestungen nach dem Bergsturz in Randa, Kanton Wallis, aufgenommen im August 1991. (KEYSTONE/Str)
Die Verwüstungen nach dem Bergsturz sind in Randa im August 1991 noch sichtbar.Bild: KEYSTONE

Randa wird durch mehrere Bergstürze von der Umwelt abgeschnitten. 30 Millionen Kubikmeter Gestein donnern bei drei aufeinander folgenden Rutschen ins Tal. Häuser und Ställe werden zerstört. Menschen kommen nicht zu Schaden.

Gletscherabbruch bei Mattmark VS

30. August 1965

Aerial view of the destroyed hut camp of the Mattmark reservoir building site in the Canton of Valais, Switzerland, on August 31, 1965. On August 30, 1965, an ice avalanche from the Allalin Glacier de ...
Luftaufnahme des zerstörten Barackenlagers bei der Baustelle des Mattmarkstausees.Bild: PHOTOPRESS-ARCHIV

Ein gewaltiges Stück des Allalingletschers bricht von der Gletscherzunge ab, darauf stürzt eine verheerende Lawine aus Eis und Geröll – rund zwei Millionen Kubikmeter – kurz vor Schichtwechsel auf die Baracken, Werkstätten und die Kantine der Baustelle des Mattmark-Staudamms zuhinterst im Walliser Saastal. 88 Menschen sterben, darunter 56 Gastarbeiter aus Italien, 11 werden verletzt.
Der Eiskegel türmt sich stellenweise bis zu 50 Meter hoch über den Verschütteten, die Bergungsarbeiten sind äusserst schwierig. Erst nach über einem halben Jahr wird die letzte Leiche geborgen. Die Baracken waren direkt in der Falllinie des Gletschers errichtet worden, doch das Gericht spricht die verantwortlichen Ingenieure frei. In Italien reagiert man mit Entsetzen auf den Freispruch.

Bergsturz bei Fidaz GR

10. April 1939

Die Ungluecksstelle des Bergsturzes vom Flimserstein oestlich des Dorfes Vidaz in der Gemeinde Flims, Kanton Graubuenden, der sich am 10. April 1939 ereignete und das Kinderheim Sunnehuesli verschuett ...
Die Unglücksstelle des Bergsturzes vom Flimserstein östlich des Dorfes Fidaz in der Gemeinde Flims.Bild: PHOTOPRESS-ARCHIV

720'000 Kubikmeter Fels lösen sich vom Flimserstein oberhalb von Fidaz in Flims und verschütten das Kinderheim Sunnehüsli. 18 Heimkinder werden Opfer des Bergsturzes. Zerstört werden neben dem Kinderheim 10 Hektar Wald, ein Stall mit vier Tieren sowie eine Maiensässhütte. 17 Hektar Wiesland werden mit Schutt überdeckt. Der Schuttstrom ist heute grösstenteils überwachsen, aber im Gelände immer noch deutlich zu erkennen.

Bergsturz in Elm GL

11. September 1881

Das Glarner Dorf Elm nach dem Bergsturz vom 11. September 1881, bei dem 115 Personen getoetet wurden. (KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Salv)
Das Glarner Dorf Elm nach dem Bergsturz vom 11. September 1881.Bild: PHOTOPRESS-ARCHIV

Unsachgemässer Schieferabbau führt in Elm zu einem Bergsturz. Rund zehn Millionen Kubikmeter Gestein brechen ab und verschütten über 80 Häuser. 114 Menschen verlieren ihr Leben.

Bergsturz von Goldau SZ

2. September 1806

Illustration des Bergsturzes von Goldau. Am 2. September 1806 ereignete sich eine der groessten Naturkatastrophen der Schweiz. An der Suedflanke des Rossberges im Kanton Schwyz loesten sich, nach anha ...
Illustration des Bergsturzes von Goldau. Der Schuttkegel ist heute noch sichtbar. Bild: PHOTOPRESS-ARCHIV

Der Bergsturz von Goldau gilt als die grösste Naturkatastrophe der Schweiz nach dem Erdbeben von Basel 1356. 40 Millionen Kubikmeter Gestein rauschen vom Rossberg in die Tiefe und zerstören die Dörfer Goldau, Röthen sowie Teile von Buosingen und Lauerz. Am Lauerzersee entsteht eine meterhohe Flutwelle. 457 Menschen kommen ums Leben.

Bergsturz bei Plurs im Bergell

25. August 1618

Matthäus Merian: Plurs vor und nach dem Bergsturz. Abbildung aus Martin Zeiller, Topographia Helvetiae, 1642/1654
https://de.wikipedia.org/wiki/Piuro#/media/Datei:Plursium_(Merian).jpg
Matthäus Merian: Plurs vor und nach dem Bergsturz. Abbildung aus Martin Zeiller, Topographia Helvetiae, 1642/1654.Bild: Wikimedia

Der Bergsturz im grenznahen Gebiet bei Plurs/Bergell in Italien, ausgelöst durch unsachgemässen Abbau von Lavezstein, fordert nach unterschiedlichen Angaben 1000 bis 2000 Tote.

Bergsturz bei Biasca TI

1512/1513

Flutwelle in Bellinzona in der Chronik von Johannes Stumpf.
https://de.wikipedia.org/wiki/Buzza_di_Biasca#/media/Datei:Buzza_di_Biasca.png
Flutwelle in Bellinzona 1515 nach dem Bruch des Damms. Illustration in der Chronik von Johannes Stumpf.Bild: Wikimedia

Ein riesiger Bergsturz löst sich am 30. September 1512 oder 1513 oberhalb von Biasca und versperrt mit einem 60 Meter hohen Damm aus Geröll das Bleniotal. Durch den gestauten Brenno entsteht darauf ein fünf Kilometer langer See mit einem Wasservolumen von 200 Millionen Kubikmeter. Am 20. Mai 1515 bricht der Damm; die sich ins Tal ergiessenden Wassermassen überschwemmen die Region um Bellinzona und die Magadinoebene. Insgesamt kommen etwa 600 Menschen ums Leben. Die Katastrophe ist als «Buzza di Biasca» bekannt.

Bergsturz bei Flims

vor ca. 10'000 Jahren

A train composition of RhB, Rhaetian Railway, passes through the Rhine Gorge on May 30, 2012, near Versam in the canton of Grisons, Switzerland. The Rhaetian Railway celebrates the 100th anniversary o ...
Bergsturzgebiet Ruinaulta.Bild: KEYSTONE

Der grösste bekannte Bergsturz in der Schweiz ereignet sich in prähistorischer Zeit. Am Ende der letzten Eiszeit vor rund 10'000 Jahren stürzen bei Flims nach dem Rückzug des Rheingletschers schätzungsweise 9 bis zu 13 Kubikkilometer Gesteinsmassen in das Rheintal hinunter. Das entspricht der Masse von 12 bis 13 Matterhörnern. Der Schuttkegel ist heute eine bewaldete Hügellandschaft, die Ruinaulta. Das Ereignis – 300-mal grösser als der Bergsturz von Goldau – gilt als einer der gewaltigsten Bergstürze weltweit. (dhr/sda)

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Der Bergsturz in Bondo: 1 Jahr danach
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Der Bergsturz in Bondo: 1 Jahr danach
Heute vor einem Jahr erschütterte der riesige Bergsturz von Bondo das südbündnerische Bergell.
quelle: keystone / gian ehrenzeller
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Neuer grosser Bergsturz bei Bondo
Video: srf
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