Das Vitis-Center in Schlieren verabschiedet sich im Herbst von seinem langjährigen Standort beim Bahnhof Schlieren. Auch das Sportcenter Stork in Oetwil am See wird nur noch bis Ende März 2025 bestehen bleiben, wie die Geschäftsleitung gegenüber ZüriToday bestätigt. Beide Sporthallen werden von lukrativen Wohnungsbauten verdrängt.
Auch der TC Oerlikon muss einer Alternativnutzung weichen, wie «20 Minuten» berichtet. Anstelle von Tennisbällen sollen auf dem Grundstück künftig Fussbälle rollen. Ähnlich könnte es den Gratis-Courts in Stäfa ergehen. Die öffentlichen Tennisplätze stehen zurzeit auf dem Prüfstand und könnten künftig von einem weiteren Fussballfeld abgelöst werden. Müssen sich Zürcher Tennisbegeisterte jetzt um ihren Sport fürchten?
«Der Tennissport in Zürich ist nach wie vor sehr beliebt», sagt Mark Brunner, Mitglied im Verwaltungsrat von Swiss Tennis und Präsident des Regionalverbands Zürich Tennis. Vor allem durch die Pandemie und aufgrund einiger schweizweit gezielten Massnahmen habe der Sport wieder einen kleinen Boom erlebt. Dies zeigen einerseits die guten Reservationszahlen der buchbaren Courts in Tennisclubs und die starke Auslastung öffentlicher Tennisplätze.
So stösst auch der neue Trend-Sport Padel im Züribiet auf Anklang. Der Tennis-Import aus Spanien kann ab kommenden Sommer im «elPadel» in Neuhegi bei Winterthur gespielt werden, wie der «Landbote» schreibt. Vorerst öffnen zwei Aussenplätze auf der Anlage. In spätestens zwei Jahren folgt eine Halle mit sechs Indoor-Plätzen.
Von einigen Tennisclubs in der Region erhalte der Regionalverband ausserdem das Feedback, dass die Mitgliederzahlen im Vergleich zu früher zugenommen haben. «Tennis ist im Kanton Zürich nach wie vor der drittgrösste Sportverband, nebst Fussball und Turnen», so der Präsident.
Auch am Nachwuchs fehlt es im Tennis nicht. Junge Tennisspielerinnen und -spieler werden stets gefördert. «Seit Jahren bietet ein von Swiss Tennis lanciertes Tennis-Förderprogramm einen leichteren Einstieg ins Tennis für Kids ab ungefähr sechs Jahren», sagt Brunner. Zu gewissen Zeiten vermerkt der Verband auch für das Tennis-Nachwuchstraining eine Platzknappheit, insbesondere in Tenniscentern.
Bei jungen Leuten sind Vereinstrainings verschiedenster Sportarten beliebt. Das Sportamt Zürich verweist auf den Anteil von Stadtzürcher Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 20 Jahren, die regelmässig in Vereinen trainieren.
Ein Vergleich von Stadtzürcher Fussball- und Tennisspielenden in diesen Alterskategorien zwischen 2012 und 2021 zeigt, dass die Mitgliederanzahl in Fussballvereinen in diesen Jahren um 22 Prozent zugenommen hat.
Beim Tennis liegt der Anstieg bei 20 Prozent, also zwei Prozent weniger Wachstum als bei Fussballvereinen. «Die absoluten Mitgliederzahlen im Fussball sind mehr als dreimal so hoch», sagt Sibylle Rüegg vom Sportamt.
Zu Beginn des Bauvorhabens in Oerlikon hat das Sportamt die damals aktuellsten Zahlen von 2012 bis 2017 zurate gezogen. Während dieser Periode kam es bei Fussballvereinen zu einer Mitglieder-Zunahme von 12,1 Prozent, im Tennis zu einer Abnahme um 1,7 Prozent.
«Die Zahlen zeigen, dass gesamtstädtisch und auch in Oerlikon ein grösserer Bedarf an Rasensportplätzen als an Tennisplätzen besteht», erklärt Rüegg. Basierend auf diesen Erkenntnissen plante das Projekt «Neues Sportzentrum Oerlikon» einen siebten Rasensportplatz zulasten der sechs Tennisplätze.
«Da die Fläche, auf der das künftige Sportzentrum Oerlikon gebaut wird, beschränkt ist, musste leider eine Güterabwägung erfolgen», sagt Rüegg zum Vorhaben beim TC Oerlikon. Generell sei die Fläche in der Stadt Zürich begrenzt und der Bedarf an Sportflächen konkurrenziere mit anderen legitimen Bedürfnissen wie etwa Wohn- oder Schulraum.
Der TC Oerlikon wehrt sich gegen das neue Fussballfeld. Eine Petition ist die letzte Hoffnung für den Tennisclub und seine über 400 Vereinsmitglieder. Das Ziel von 500 Unterschriften ist bereits überschritten. Viele beklagen das baldige Ende des beliebten Clubs: Rita aus Effretikon findet, man solle den ambitionierten Tennisspielern «nicht den Platz wegnehmen für einen zusätzlichen Fussballplatz, davon hat es schon genug.» Rafael aus Zürich schreibt: «Der Zusatznutzen von sieben statt sechs Fussballplätzen ist minimal, null statt sechs Tennisplätze dagegen fatal. Es gibt bereits eher zu wenige Tennisplätze, daher macht das Vorhaben überhaupt keinen Sinn.»
Auch Mark Brunner von Zürich Tennis findet «die aktuellen Ereignisse mit dem TC Oerlikon mehr als irritierend». Viele Menschen würden ihre Sportheimat verlieren. Das Land gehöre der öffentlichen Hand und sollte für den Sport generell zweckgebunden genutzt werden und nicht überproportional für den Fussball, so der Präsident.
«Ein bisschen mehr Sensibilität und Recherche betreffend dessen, was man anrichtet, würde ich schon erwarten.» Vor allem, wenn ein sehr erfolgreicher Tennisclub wie der TC Oerlikon wegen einem zusätzlichen Fussballplatz «seine Tore schliessen muss», sagt Brunner abschliessend.