Zum vierten Mal findet ein schweizweiter Frauenstreik statt. Hunderttausende Frauen gehen auf die Strasse, um auf systematische und strukturelle Probleme aufmerksam zu machen und Gleichstellung einzufordern.
Am 14. Juni 1981 wurde die Gleichberechtigungsinitiative angenommen. Seitdem gelten gesetzlich für Männer und Frauen die gleichen Rechte. Am 14. Juni 1991, zehn Jahre nach der Abstimmung, protestierten Frauen gegen die langsame Umsetzung der Gleichberechtigungsinitiative, also gegen das bleibende Ungleichgewicht. «Wenn Frau will, steht alles still» hiess das Motto des ersten Frauenstreiks.
Die Slogans des feministischen Streiks lauten dieses Jahr: «Mehr bezahlen – weniger Rente?» und «Nein zum BVG-Renten-Bschiss». Damit steht erneut die Lohn- und Rentenungleichheit im Fokus. Insbesondere nutzen Gewerkschaften und linke Aktivistinnen den Feministischen Streik, um gegen die BVG-Revision zu mobilisieren.
«Die BVG-Reform ist ein Bschiss an den Frauen», heisst es auf der Website des Feministischen Streiks. Das Argument: Bei der Pensionskassen-Reform handle es sich um eine Abbauvorlage. Für künftig eingezahltes Geld wäre weniger Rente garantiert als zum jetzigen Zeitpunkt. Die Lohnbeiträge vieler Frauen würden sofort steigen. Nur eine Minderheit erhalte Rentenverbesserungen und diese erst 20 Jahre später. Zudem bleibe die Rentenlücke vieler Frauen gross, weil Care-Arbeit in der 2. Säule nicht berücksichtigt wird.
Das Feministische Streikkollektiv Zürich ruft zur bewilligten Demonstration am 14. Juni 2024 auf. «Because we care!» ist das Motto der Demo. «Frauen, Lesben, inter*, non-binäre, trans* und agender Personen kämpfen gegen Krieg, Krise und Patriarchat», so das Streikkollektiv. Gemäss dem Kollektiv tragen FLINTA-Personen während Krisen und Katastrophen oft die grösste Last. «Sie sind am stärksten von Arbeitsplatzverlusten betroffen, stehen an vorderster Front im Gesundheitswesen, in der Pflege, in der Fürsorge und erleiden die schwersten Konsequenzen der Klimakrise.» Der Demonstrationsumzug beginnt um 17.30 Uhr auf dem Bürkliplatz. Musik, Essen und Trinken gibts ab 20 Uhr auf dem Helvetiaplatz
Streiken ist das Recht aller Arbeitnehmenden. Das Streikrecht ist seit 1999 in der Verfassung verankert. Wenn eine Frau während der Arbeitszeit an die Demo gehen möchte, soll sie sich beim Arbeitgeber abmelden, sonst kann ihr gekündigt werden. Diese käme am Frauenstreiktag einem Affront gegenüber arbeitenden Frauen nahe. Es wird empfohlen, dass Frauen in einer Gruppe mit Arbeitskolleginnen streiken. So gerät frau weniger unter Druck und schützt sich besser gegen Konsequenzen wie eine Kündigung.
Grundsätzlich dürfen alle demonstrieren. Der Begriff wurde übrigens genau deshalb breiter gefasst – Feministischer Streik statt Frauenstreik – weil nicht nur Frauen streiken sollen. So ist der 14. Juni für alle feministischen Menschen da – insbesondere FLINTA-Personen (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen). Es geht um Inklusion, so stehen Frauen und andere von Diskrimination betroffene Personen im Zentrum. Männer können Frauen auch unterstützen, indem sie beispielsweise die Kinderbetreuung organisieren und die Frauen entlasten und ihnen den Rücken frei halten, wenn sie demonstrieren gehen wollen.
Violett ist die Farbe der Frauenbewegung, war aber ursprünglich die Farbe der Gleichstellung. Violett entsteht durch den Mix des «weiblichen» Rosa und «männlichen» Hellblau – aus den beiden stereotypischen Farben für Mädchen und Buben. Violett bedeutet, diese Stereotypen aufzuzeigen. Spätestens, seit die Suffragetten – Frauenrechtlerinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Grossbritannien – mit Violett fürs Frauenwahlrecht kämpften.
Feministinnen in den 70er Jahren trugen dann fast immer violett. Die «lila Latzhose» war damals das bekannte Symbol der Frauenbewegung.