Die Skandale häufen sich, die Negativschlagzeilen reissen nicht ab. Die Fédération Internationale de Football Association, kurz Fifa, liefert praktisch täglich Fallbeispiele, wie schlechte Krisenkommunikation aussieht. Und dann, inmitten von Captainbinde-Gate und Bierverbot, macht eine zugegeben nicht unverhoffte Nachricht die Runde: Die Fifa will ihren Hauptsitz Zürich verlassen.
Ganz neu ist dieses Gerücht freilich nicht – seit Fifa-Chef Gianni Infantino im Jahre 2016 das Zepter übernahm, wurde immer wieder über einen Wegzug gerätselt. Schliesslich wohnt der scharf in die Kritik geratene Walliser mittlerweile im WM-Gastgeberland Katar, und die Kongresse oder die Fifa-Gala, bei dem jährlich der beste Fussballer ausgezeichnet wird, finden längst in Paris, London oder Doha statt.
Ein Umzug nach Doha, die Hauptstadt des Wüstenstaats, würde zumindest Mitte-Nationalrat Gerhard Pfister begrüssen. Bereits im Januar dieses Jahres hatte er getweetet:
Für den ehemaligen Fifa-Präsident, Sepp Blatter, wäre ein Wegzug keine Überraschung. Der 86-Jährige verfügt, wies klingt, nach wie vor über mehr Informationen, als der Rest der Nation. Anscheinend werde nicht mal mehr Post von Zürich aus verschickt. «Es ist schon interessant, dass die offiziellen Dokumente im Zusammenhang mit dem Fifa-Wahlkongress von Doha aus verschickt wurden und nicht vom Hauptsitz in Zürich aus», erzählte Blatter jüngst im «SonntagsBlick».
Infantino aber bleibt in der Öffentlichkeit bei seinem Statement: «Die Fifa bleibt in Zürich». Blatter ist skeptisch und meinte: «Dass Infantino mit der Fifa aus Zürich weg will, ist ein offenes Geheimnis.»
Wie würde sich denn eine Verlagerung des Fifa-Hautptsitzes auf Zürich auswirken? Zumindest aus touristischer Sicht dürfte sich nicht viel ändern, dessen ist sich Zürich Tourismus sicher: «Vielleicht gibt es ein paar weniger Logiernächte für einzelne Hotels. Die wären aber wohl gut kompensierbar», sagt Mediensprecher Ueli Heer gegenüber ZüriToday.
Heer: «Die Fifa war und ist bereits länger in der Kritik und wir konnten nie einen Rückgang an Logiernächten verzeichnen, wenn sie wieder speziell in den Medien war. Umgekehrt werden wir auch keine zusätzlichen Reservierungen generieren können, nur weil sie fortgezogen ist.»
Ausserdem würde das Fifa-Museum wohl so oder so in Zürich bleiben und «Gäste aus dem In- und Ausland nach Zürich locken», ist sich Heer sicher.
Ob sich durch einen eventuellen Wegzug etwas ändern würde oder nicht, wollte ZüriToday auch vom Sportamt der Stadt Zürich wissen – schliesslich hat die Fifa den Fussball-Nachwuchs hier aktiv mitgefördert und so unter anderem mehrere Kunstrasen finanziert. Mediensprecher Marc Caprez gibt aber zu verstehen, dass in den letzten Wochen und Monaten keine Gespräche mit der Fifa stattgefunden hätten. Entsprechend wolle er sich zu keinen Gerüchten äussern.