Im November lassen sich wieder viele Männer im Rahmen von «Movember» einen Schnauz für die Männergesundheit wachsen. Damit will man das Gesicht der Gesundheit von Männern auf globaler Ebene verändern. Der Fokus liegt unter anderem auf der psychischen Gesundheit.
Laut einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben weltweit jedes Jahr 510'000 Männer durch Suizid. Das ist ein Mann pro Minute.
«Die unangenehme Wahrheit ist, dass einige stereotype Formen der Maskulinität Männer töten», so beschreibt die offizielle Webseite von «Movember» die tragische Statistik. Ganz genau so sieht das auch Thomas Neumeyer, Kommunikationsleiter vom Dachverband Schweizer Männer- und Väterorganisationen männer.ch. «Diese Suizidrate hat etwas mit den Stereotypen zu tun», hält er fest.
Traditionelle Männerrollen sind häufig mit bestimmten Verhaltensweisen verbunden, die Männer dazu drängen, ihre Emotionen zu verbergen und keine Hilfe zu suchen. «Das traditionelle Männerbild legt dem Bereich Gesundheit Steine in den Weg. Weil so ein 'echter Kerl' ist stark, weint nicht, beklagt sich nicht und löst seine Probleme allein», führt er aus. Diese Stereotypen werden bereits früh gefördert.
«Ein Indianer kennt keinen Schmerz» oder «du weinst wie ein Mädchen», sind Sätze, die Jungs bereits im frühsten Kindesalter zu hören bekommen. Wobei anzumerken ist, dass der erste Satz nicht nur in die Geschlechterklischee-Schublade, sondern auch noch gleich in die Rassismus-Schublade greift.
Männern respektive Jungen wird dadurch bereits früh eingetrichtert, wie sich ein «richtiger Kerl» zu verhalten hat. Weinen und Schmerz zu empfinden, gehören da definitiv nicht dazu: «Auf den eigenen Körper zu achten, sich auch mal schonen und eben auch zu spüren, wenn es einem auch psychisch mal zu viel wird, haben viele nie gelernt.»
Genau deswegen ist Männergesundheit in gewissem Masse auch ein gesamtgesellschaftliches Problem: «Es ist allerhöchste Zeit, dass wir kleinen Buben, aber wahrscheinlich auch vielen erwachsenen Männer beibringen, dass es ganz viele verschiedene Arten gibt, Mann zu sein», erklärt Neumeyer. Flächendeckende Jungenarbeit würde dabei helfen, dass mehr Jungen so werden können, wie es für sie passt und nicht so, wie sie glauben sein zu müssen, ergänzt er.
Deswegen sei der Movember auch eine gute Sache: «Der Movember kann viel dazu beitragen, Dinge zu normalisieren und Tabus zu brechen. Dass Mann endlich anfängt zu reden, wie es einem geht», hält Neumann fest. Denn: Ja, man(n) kann bärtig sein und trotzdem über Gefühle sprechen.