Was wurde in den letzten Tagen und Wochen nicht alles über den FC Zürich und Franco Foda geschrieben. Der Cheftrainer rotiere zu viel, er habe kein klares Spielsystem, er überfordere die Mannschaft – an Kritik hat es, im Gegensatz zu den Siegen und den Toren, nicht gemangelt. Auch ZüriToday hat in seinen Spielanalysen diverse Auffälligkeiten angesprochen.
Viele Fans haben sogar schon Fodas Abgang gefordert – nach gerade mal sieben Spielen. Dabei kann das Ruder durchaus noch rumgerissen werden. Daran glaubt zumindest einer, der Foda aus dessen Zeit als Trainer des österreichischen Clubs Sturm Graz und der Nationalmannschaft Österreichs gut kennt.
Michael Schuen ist Sportjournalist aus Graz und hat den Deutschen jahrelang beobachtet und sich mit ihm und Sturm Graz auseinandergesetzt. Gegenüber ZüriToday sagt er: Eine erfolgreiche Saison mit dem FCZ sei nach wie vor möglich. «Mit Sturm Graz hat er das in der Saison 2010/11 auch geschafft – am Ende stand der Meistertitel.»
Damals habe Foda eine junge und unerfahrene Mannschaft trainiert, die seine Fussballphilosophie konsequent mitgegangen ist, so Schuen. Das sei wohl das Erfolgsrezept gewesen: «Foda braucht das komplette Vertrauen der Mannschaft, sie muss ihm blind folgen. Können sich die Spieler auf ihn einlassen, dann geht es meist gut.»
Ob die FCZ-Spieler dies auch (noch) können? Der «Blick» meinte zuletzt, der Kader sei teilweise «irritiert» ab Fodas Ideen. «Das wird der Knackpunkt sein», glaubt Schuen. «Ohne Vertrauen kann es nicht klappen. Die Meisterschaftsverteidigung wäre aber von Beginn weg eine Überraschung gewesen, wie schon letzte Saison.»
Letzte Saison, unter André Breitenreiter, perfektionierte der FCZ sein erfolgreiches 3-5-2-System. Foda hat sich entschieden, nicht eisern an diesem festzuhalten. Stattdessen fordert er taktische Flexibilität. «Zu seinen Anfangszeiten in Graz liess er meist im 4-2-3-1 spielen. Damit war er auch lange erfolgreich – Stichwort Meistertitel 2011», so Schuen.
Der Journalist erklärt: «Während eines Spiels taktisch umstellen, das tun mittlerweile die meisten Trainer. Keiner hat heute noch sein starres System.» Von den Spielern werde diesbezüglich auch taktisches Verständnis gefordert. Bei Foda sei das nicht anders – er verlange zudem, dass sie akribisch und detailverliebt arbeiten. «Denn er selbst ist genau so. Er liebt den Fussball.»
Und was sagt Schuen zur Kritik, dass Foda zu viel rotiere? «Das passt eigentlich nicht so zu ihm. Er ist grundsätzlich ein treuer Trainer. Und ein loyaler – im Normalfall stellt er sich immer vor die Mannschaft und nimmt sie in Schutz, es sei denn, jemand tanzt aus der Reihe. Dass er die Spieler für schlechte Resultate öffentlich verantwortlich macht (Kritik des «Blick», d. Red.), wäre mir neu.»
Durch die erfolgreiche letzte Saison war der Druck auf den neuen Trainer von vornerein gross – und ist nun noch grösser geworden. «Damit kann Franco umgehen», ist Schuen überzeugt. «Das hat er bei Sturm Graz wie auch in der Nationalmannschaft schon bewiesen. Aber klar: Er liebt den Fussball sehr, gänzlich spurlos wird die Kritik auch an ihm nicht vorbeigehen.»
Wenn die Medien negativ über Foda schreiben, ohne den Dialog zu suchen, treffe ihn das, so Schuen. «Besser wäre, wenn ein Journalist versucht, Vertrauen zu ihm aufzubauen. Ist das Eis erst mal gebrochen, wird's nicht mehr zufrieren.» Nun muss das nur noch mit der Mannschaft passieren – dann wird vielleicht schon bald wieder der FCZ aus der Vorsaison zu sehen sein.
Die nächste Möglichkeit dazu bietet sich bereits am Donnerstagabend um 19 Uhr. Dann empfängt der FCZ den nordirischen Meister Linfield im Letzigrund zum Europacup-Qualifikations-Rückspiel. Das Hinspiel ging 2:0 gewonnen.