«Zum Start des Lehrbeginns erhalten unsere Nachwuchstalente symbolisch ein Einmachglas, das mit ihrem Namen sowie dem Datum des Lehrabschlusses angeschrieben ist», erzählt Patric Vogel, der das Märchenhotel Braunwald gemeinsam mit seiner Frau Nadja führt. Das Familienhotel im Süden des Kantons Glarus gehört schweizweit zu den erfolgreichsten seiner Art. Nachwuchstalente, so Patric Vogel weiter, sei übrigens die Bezeichnung für die Lernenden im Betrieb. «Im Sport redet man ja schliesslich auch von Nachwuchstalenten.»
Ins Einmachglas kommt ein 1000er-Nötli. «Dann heisst es, wie bei Thomas Gottschalk: Top, die Wette gilt!» Die sogenannte Raucherwette ist einfach erklärt: Wer während der gesamten Lehrzeit nie raucht, wird am Schluss mit den 1000 Franken belohnt. Nie heisst in dem Fall wirklich nie, wer auch nur schon einen Zug einer Zigarette raucht, hat die Wette verloren.
Pro Jahr bildet das Märchenhotel Braunwald zwischen zwei und vier Lernende aus. Total sind also jeweils zwischen 7 und 10 Lernende mit dieser Wette unterwegs. Sie müssen selbst entscheiden, ob sie die Wette gewonnen oder verloren haben. Kontrolle von aussen gibt es nämlich keine. Stattdessen appellieren Nadja und Patric Vogel und ihr Team an die Eigenverantwortung der Lernenden. «Unsere Nachwuchstalente müssen uns sagen, ob sie geraucht haben oder nicht. Dafür geben wir ihnen einige Tage vorab Bescheid. So können sie sich Gedanken darüber machen, ob sie mit guten Gewissen sagen können, die Wette gewonnen zu haben. Letzten Endes müssen sie das, was sie sagen, mit ihrem Gewissen vereinbaren», erklärt Vogel.
Im Schnitt gewinnt etwas mehr als die Hälfte der Lernenden die Raucherwette und sahnt die 1000 Franken ab. «In der Gastronomie sind Rauchen und Pausen sehr eng miteinander verbunden und die Raucherquote leider relativ hoch», meint Vogel. Dies sei auch eine der Gründe, wieso man die Raucherwette ins Leben gerufen habe. Das Ziel sei aber natürlich, eine noch bessere Quote zu erreichen und so zu verhindern, dass junge Leute anfangen zu rauchen. Gerne würde er jedem Nachwuchstalent zum Abschluss die 1000 Franken auszahlen.
Zudem gehe es darum, Gastronomieberufe möglichst attraktiv zu machen. «Dazu gehört zum Beispiel, dass der Betrieb allen Lernenden ein GA schenkt und sie das Skigebiet Braunwald den ganzen Winter gratis nutzen können. Zu diesem Strauss von Benefits gehört auch die Raucherwette.»
Das Feedback der Nachwuchstalente auf die Wette sei gut, «sie freuen sich darauf.» Schlussendlich bleibe aber die Herausforderung auch nicht zu rauchen, wenn es mal nicht so läuft, sei es in der Schule oder im Privaten. «Dann kann es halt sein, dass die Verlockung da ist.»
Raucherinnen und Raucher dürfen auf dem Gelände und Spielplatz des Hotels nur an ausgewählten Orten rauchen. Gästen, die den Drang nach einer Zigarette verspüren, steht eine Raucherlounge zur Verfügung. Angestellte, die rauchen – das gibt es – haben ebenfalls einen Bereich dafür. Dafür müssen sie aber einen kurzen Fussweg in Kauf nehmen.