«Peinlich» für die SBB und Stadler: Ihr Schweizer Zug hat ein Problem
Es war ein feierlicher Moment: Am 5. Dezember wurde ein Schweizer Giruno-Zug zu Alphornklängen in Hamburg auf den Namen «Freie und Hansestadt Hamburg» getauft. Es war als «Symbol für langjährige Kooperation» der Deutschen Bahn und der SBB gedacht, wie die Bahngesellschaften damals festhielten. Und als Startschuss für ein «noch komfortableres» gemeinsames Angebot im grenzüberschreitenden Fernverkehr.
Denn ab dem Fahrplanwechsel vom 14. Dezember sollte der Giruno aus den Werkstätten des Schweizer Zugbauers Stadler täglich zwischen Hamburg und Basel im Einsatz sein. Doch daraus wird nichts. Oder zumindest vorerst nicht, wie CH Media weiss.
In den letzten Tagen sei es «gehäuft» zu Fahrzeugstörungen bei den SBB-Giruno-Zügen gekommen, heisst es auf Anfrage bei der Deutschen Bahn. Die Ursachen würden derzeit von den SBB analysiert. Die SBB arbeiteten «gemeinsam mit dem Hersteller intensiv daran, die technischen Probleme zu beheben», also mit Peter Spuhlers Stadler Rail.
Bis und mit 1. Januar 2026 fahren laut der Deutschen Bahn auf den Verbindungen zwischen Basel und Hamburg vorübergehend ICE-Züge, also die Züge des Stadler-Konkurrenten Siemens. Für die Fahrgäste komme es zu keinen Einschränkungen, das Sitzplatzangebot bleibe identisch. «Damit erhält jeder Fahrgast einen Sitzplatz.»
Eine neue Software soll das Problem beheben
Gemäss SBB kommen die «Störungen» nur bei den Giruno-Zügen «in Doppeltraktion» vor, also bei einer Komposition von zwei aneinander gekoppelten Triebzügen. Den Grund orten die SBB bei der «Störstromüberwachung», wie Sprecherin Carmen Hefti erklärt. Offenbar ist diese bei den besagten Giruno-Zügen zu sensibel eingestellt. «Dies kann zu erhöhten Abweichungen und punktuell zur Abtrennung der Stromversorgung für den Fahrmotor führen.»
Nun werde das Problem behoben: «Als Massnahme wird seit zwei Tagen durch den Zughersteller Stadler laufend ein Softwareupdate auf die Giruno-Züge gespielt», sagt Hefti. Dadurch werde die Störstromüberwachung angepasst und die «unnötigen Fehlermeldungen» würden eliminiert. «Wir sind zuversichtlich, dass ab 2. Januar 2026 die Giruno-Züge wieder durchgehend bis nach Hamburg verkehren können.»
Für die SBB und Stadler seien diese Störungen «etwas peinlich», heisst es bei Bahnexperten. Das Portal «Inside Paradeplatz» spricht gar von einer «schmerzlichen Blamage». Schliesslich hatten die Schweizer extra für diesen Angebotsausbau weitere Giruno-Züge bestellt.
Konflikt zwischen Stadler und Siemens
Pikant ist die temporäre Auswechslung der Stadler-Züge durch Siemens-Züge auch angesichts des Konflikts zwischen den beiden Bahnbauern. Anfang November entschieden die SBB, den grössten Auftrag in ihrer Geschichte nicht an das Schweizer Unternehmen Stadler zu vergeben, sondern an den deutschen Siemens-Konzern. Dieser kann nun für insgesamt 2,1 Milliarden Franken mindestens 116 Doppelstock-Züge für die S-Bahn Zürich und die Westschweiz liefern.
Die Empörung hierzulande war gross, SBB-Chef Vincent Ducrot erhielt gar Morddrohungen, und Peter Spuhler erhob gegen die Vergabe Einsprache beim Bundesverwaltungsgericht.
Keine Probleme gibt es auf der Strecke von Frankfurt am Main via Zürich nach Mailand. Dort ist der Giruno, den die Deutsche Bahn als «modernster Hochgeschwindigkeitszug der SBB» umschreibt, seit Juni 2024 im Einsatz. Auf dieser Strecke fahren die Züge laut den SBB aber auch in Einfachtraktion, das heisst nur mit einem Triebfahrzeug.
(aargauerzeitung.ch)
