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Die Epoche des grossen Barcelona ist vorbei – wieso Messi und Co. trotzdem noch für Titel gut sind

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Im Viertelfinale war Schluss

Die Epoche des grossen Barcelona ist vorbei – wieso Messi und Co. trotzdem noch für Titel gut sind

Dem FC Barcelona widerfährt das Schicksal jedes einzigartigen Teams: irgendwann ist der Beutezug zu Ende. Irgendwann ist jetzt. Eine glorreiche Ära scheint vorbei zu sein. Doch Totgesagte leben länger.
10.04.2014, 10:2010.04.2014, 10:49
Ralf Meile
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Was haben wir gestaunt, als sich der FC Barcelona vor knapp zehn Jahren anschickte, die Fussballwelt zu erobern. Mit einem System, das auf unheimlich vielen Kurzpässen aufbaute; mit dem «Tiki-Taka», das Gegner und Zuschauer gleichermassen schwindlig spielte.

Im Sommer 2008 übernimmt Pep Guardiola von Frank Rijkaard, nachdem Barcelona zwei Mal zuschauen musste, wie sich Erzfeind Real Madrid den Meistertitel holte. Guardiola, zuvor Trainer der zweiten Mannschaft, formt aus den Katalanen die beste und attraktivste Equipe der Welt – zu grossen Teilen mit Spielern aus der eigenen Nachwuchsabteilung.

Die sympathische Antithese

Gleich sieben ehemalige Barça-Junioren stehen in der Startelf, als die Rot-Blauen in jener Saison 2008/09 gegen Manchester United die Champions League gewinnen: Messi, Xavi, Iniesta, Piqué, Puyol, Busquets und Valdes. Sie wachsen mit der Klubphilosophie auf, kennen sich teils seit Jahren. Barcelona ist die erfolgreiche und sympathische Antithese zu Klubs wie Real Madrid oder Chelsea, die mit Geld nur so um sich schmeissen in der Hoffnung, mit teuren Spielern auch automatisch Titel kaufen zu können.

Die Champions-League-Sieger 2009: Messi, Henry, Iniesta, Xavi, Puyol (vordere Reihe v.l.n.r.); Yaya Touré, Busquets, Piqué, Sylvinho, Eto'o, Valdes (hintere Reihe).
Die Champions-League-Sieger 2009: Messi, Henry, Iniesta, Xavi, Puyol (vordere Reihe v.l.n.r.); Yaya Touré, Busquets, Piqué, Sylvinho, Eto'o, Valdes (hintere Reihe).Bild: EPA

Barcelona räumt alles ab, was es gibt. Es wird in Guardiolas Premierensaison Triple-Sieger, wird auch 2010, 2011 und 2013 spanischer Meister, gewinnt 2011 erneut die Champions League, stellt mit Lionel Messi den vierfachen Weltfussballer des Jahres (2009 bis 2012). Keine Frage: Der FC Barcelona war die beste Mannschaft des Planeten, wahrscheinlich auch die beste aller Zeiten.

Der Umbruch hat schon eingesetzt

Doch wenn uns die Geschichte eines lehrt, dann dass nichts für die Ewigkeit ist. Längst lässt Guardiola die Fussballer von Bayern München seine Kurzpassphilosophie (genau so erfolgreich) umsetzen, längst haben sich die Gegner auf Barcelonas Spielweise eingestellt. Und die Schlüsselspieler werden nicht jünger: der 36-jährige Carles Puyol tritt im Sommer zurück, der 32-jährige Goalie Victor Valdes (zurzeit verletzt) hat seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängert. Xavi ist 34-jährig, Andrés Iniesta wird im Mai 30 Jahre alt, Dani Alves wird 31. Bloss der ewig jung wirkende Messi ist immer noch erst 26 Jahre alt.

Erstmals seit sieben Jahren hat der FC Barcelona den Einzug in die Halbfinals der Champions League verpasst. Atlético Madrid – auch in der Primera Division derzeit einen Punkt vor Barça Leader – hat sich nach dem 1:1 im Hinspiel zuhause mit 1:0 durchgesetzt. Vielleicht war es kein Zufall, dass Barcelona in schwarz spielte, passend zur eigenen Beerdigung.

Kein Durchkommen: Messi und Co. scheitern an Atlético Madrid.
Kein Durchkommen: Messi und Co. scheitern an Atlético Madrid.Bild: EPA/EFE

Das Ausscheiden ist nicht schlimm, höchstens für die Anhänger des Klubs, der gemäss eigenem Motto ja «mehr als nur ein Klub» ist («més que un club»). Das verhältnismässig frühe Ausscheiden aus der Königsklasse kann auch eine reinigende Wirkung haben. Dem hintersten und letzten in Barcelona muss nun klar sein, dass Änderungen im Spielerkader her müssen.

Ein Titel hätte bloss zur Augenwischerei geführt, eben doch immer noch der grösste aller Klubs zu sein. Dem SC Bern ist genau dies nach dem Meistertitel im letzten Jahr passiert, prompt hat er in dieser Saison die Playoffs verpasst.

Die ganze Sache hat nur einen Haken. Letzte Woche hat die FIFA den FC Barcelona mit einer Transfersperre belegt. Er darf weder im Sommer noch im nächsten Winter neue Spieler verpflichten, weil der Klub in der Vergangenheit Minderjährige zu sich transferiert hat.

Titel sind noch drin, aber die Ära ist zu Ende

Die Basis für das weltweit erfolgreichste Fussballteam der letzten Jahre wurde in der Akademie La Masia gelegt. Ausgerechnet an diesem Ort endet die schöne Geschichte, sofern die Transfersperre wirklich durchgezogen wird und der Klub mit seiner Einsprache erfolglos ist.

Natürlich kann Barcelona trotzdem noch Titel gewinnen, denn Klasse verschwindet nicht von heute auf morgen. In der Liga steht Barça auf Rang 2, im Cup kommt es nächste Woche im Final zum «Clásico» gegen Real Madrid. Einzelne Pokale sind nach wie vor drin – aber die Epoche des ganz grossen, unwiderstehlichen FC Barcelona ist vorbei.

Die Barcelona-Spieler feiern den Champions-League-Sieg 2011, den bislang letzten Triumph in der Königsklasse.
Die Barcelona-Spieler feiern den Champions-League-Sieg 2011, den bislang letzten Triumph in der Königsklasse.Bild: EPA
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