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Dreimal «Revenant»! Golden Globes, geht's noch einseitiger?

Zwei, nein drei Golden Globes gabs für «The Revenant». Regisseur Alejandro González Iñárritu freut sich mit seinem Helden Leonardo DiCaprio. 
Zwei, nein drei Golden Globes gabs für «The Revenant». Regisseur Alejandro González Iñárritu freut sich mit seinem Helden Leonardo DiCaprio. 
Bild: LUCY NICHOLSON/REUTERS

Das Glas war mal wieder halb leer: Golden Globes, geht's noch einseitiger?

11.01.2016, 07:4411.01.2016, 16:12
Simone Meier
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Es hat sich also gelohnt. Dass Leo mit einer Bärin kämpfte. Dass er eine rohe Bison-Leber ass. Dass er in einem toten Pferd übernachtete. Dass er neun Monate lang bei Minustemperaturen arbeitete. Oder um es in den Worten seines Regisseurs Alejandro González Iñárritu zu sagen: «Schmerz geht vorbei, ein Film ist für die Ewigkeit.» Und ich wette: Das wird sich auch bei den Oscars lohnen. Das ist seit ein paar Jahren ein Naturgesetz. Und das nervt. (P.S.: Die grosse Leonardo-DiCaprio-Diskussion findet weiter unten in den User-Kommentaren statt!)

Erstens, weil «The Revenant» ein blöder Film ist. So richtig blöd. So ein «Aaaarrrrgh!!!»-Männerfilm. So: Töten, töten, töten, auf bärtigen Naturburschen machen, nichts reden, aber gelegentlich verblasene Visionen von Frau und Kind haben, schlecht essen, töten, töten, töten. Aber sowas gewinnt dann die Golden Globes für besten Film, beste Regie, besten Hauptdarsteller. I hated that movie, hab ich das schon gesagt?

Leonardo DiCaprio im Pferd

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Bild: new regency pictures

Zweitens, weil «Carol» – ein Traum, der Film! – keinen einzigen Preis gewonnen hat. Keinen! War für fünf wichtige Golden Globes nominiert, null gewonnen, versteh ich nicht. Das macht mich richtig traurig. Jon Hamm (Golden Globe als schönster, pardon bester Serien-Hauptdarsteller) fand das auch falsch, ich hab's genau gesehen. Ein leichtes inneres Kopfschütteln ging durch sein holdes Haupt. Ist Jon Hamm etwa ganz alleine da? Der Arme. Serie zu Ende, Beziehung zu Ende, was hat er noch? Er nennt seinen Don Draper in der Dankesrede «a horrible person».

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Drittens, weil Iñárritu letztes Jahr ja schon mit «Birdman» tendenziell zuviele Preise erhalten hat, nämlich vier Oscars, allerdings nur zwei Golden Globes. Vielleicht spricht dies ja wenigstens bei den Oscars gegen ihn? Ach, diese verflixte, verfluchte Arithmetik der Award-Season!

Aber wer ist schon wieder diese Golden-Globe-Jury? Genau! Die Hollywood Foreign Press Association! Oh, und sind das etwa die besten internationalen Filmkritiker dieses Planeten? Nein! Es sind 87 Nasen, die festen Wohnsitz in Los Angeles und jährlich vier Kritiken in nicht-amerikanischen Presse-Erzeugnissen vorweisen müssen. Mehr nicht.

Etwas allerdings kann man diesem Leo-Gewinn zugute halten: Kate Winslet hat ja auch einen Golden Globe gewonnen! Als Nebendarstellerin in «Steve Jobs». Eine zu hundert Prozent richtige Entscheidung. Womit Kate & Leo jetzt also gemeinsam auf der Titanic des hinter uns liegenden Filmjahres stehen und ausrufen können: «We are kings of the world!» Oder auch queens. Sowas rührt mich dann wieder.

Ah ja, neben der sensiblen Lesbenliebe in «Carol» hat ja auch «The Danish Girl» nichts gewonnen. Und die Transgender-TV-Serie «Transparent» auch nicht. Ich dachte eigentlich, diese Award-Season wird mal wieder so richtig queer. Aber nein: Heteromacker schlagen zurück. Auch Sylvester Stallone – of all people – gewann ja eine Trophäe (für «Creed»). Arnold Schwarzenegger fand das toll.

Und sonst so? Kate Winslet erzählte, sie habe eine schmerzhafte Nackenverspannung und eigentlich anstelle der Afterparty schon eine Massage gebucht. Leonardo DiCaprio will, dass wir uns alle für indigene Völker einsetzen. Vor allem von bösen Firmen. Machen wir. «The Golden Globes are sponsored by L'Oréal», sagt die Stimme vor der nächsten Werbeunterbrechung. Lady Gaga (Golden Globe für «American Horror Story») vergisst, sich bei ihrem Verlobten zu bedanken. Ob es hilft, dass sie sich ihm später auf Instagram an den Hals wirft? 

Jennifer Lawrence (Golden Globe für «Joy») möchte neben «Joy»-Regisseur David O. Russell begraben werden. Das ist natürlich hart für ihre BFF Amy Schumer, der Lawrence überdies den Golden Globe wegschnappte. Auch das gibt eine Beziehungskrise.

Und Ricky Gervais? Was machte eigentlich Moderator Ricky Gervais? Witze natürlich! Zum Beispiel diese:

«Ich werde diesen Eröffnungsmonolog hinter mich bringen und mich dann verstecken. Nicht einmal Sean Penn wird mich finden.»
«Er ist der einzige Mensch, dem Ben Affleck nicht untreu wurde. Bitte begrüssen Sie Matt Damon!»
«Ich werde heut Abend nett sein. Ich hab mich verändert. Nicht so sehr wie Bruce Jenner, offensichtlich. Jetzt natürlich Caitlyn Jenner. Was für ein Jahr sie doch hatte! Sie wurde zum Vorbild von Trans-Menschen überall, sie hat viel Mut darin bewiesen, Barrieren niederzureissen und Stereotype zu zerstören. Für Frauen am Steuer hat sie aber nicht viel getan.»

Ellen schenkt Ricky ein Glückshemd

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Bild: Youtube/ The Ellen Show
«‹Joy› und ‹Trainwreck›. Nicht die Namen von Charlie Sheens Lieblingsnutten ...»
«Ich möchte etwas Nettes über Mel (Gibson) sagen, bevor er auf die Bühne kommt. Also: Ich würde heute lieber etwas mit ihm in seinem Hotelzimmer trinken als mit Bill Cosby.»
«Ich besitze 'drei (Golden Globes). Einer ist ein Türstopper. Einen brauche ich, um Einbrecher zu verprügeln. Und einer steht neben meinem Bett, weil ... Egal. Er gehört mir. Er hat einfach die richtige Form und Grösse.»

Und damit, meine Lieben, wären wir auch schon am Ende einer vollkommen unbedeutenden, trotz allerlei Drogen ereignisfreien Nacht voller Enttäuschungen und fürchten uns jetzt schon vor den Morgenstunden des 29. Februars (ja, 2016 gibt es einen 29. Februar), wenn heisst: And the oscars for bestactorbestdirectorbestfilm go to ... the wrong film. Wetten?

Die wichtigsten Preisträger

  • Film (Drama): «The Revenant»
  • Regie: Alejandro González Iñárritu für «The Revenant»
  • Hauptdarsteller Drama: Leonardo DiCaprio in «The Revenant»
  • Hauptdarstellerin Drama: Brie Larson in «Room»
  • Nebendarsteller Drama: Sylvester Stallone in «Creed – Rocky's Legacy»
  • Nebendarstellerin Drama: Kate Winslet in «Steve Jobs»
  • Film (Musical oder Komödie): «The Martian»
  • Hauptdarsteller Musical oder Komödie: Matt Damon in «The Martian»
  • Hautdarstellerin Musical oder Komödie: Jennifer Lawrence in «Joy»
  • TV-Serie (Drama): Mr. Robot
  • Bester Hauptdarsteller TV-Serie (Drama): Jon Hamm in «Mad Men»
  • Beste Hautdarstellerin TV-Serie (Drama): Taraji P. Henson in «Empire»

Und hier findet ihr alle Gewinnerinnen und Gewinner der Golden Globes 2016.

Alle Golden-Globes-Gewinner

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Die Golden Globes
«The Revenant» von Regisseur Alejandro González Iñárritu räumte bei den Golden Globes gross ab: Neben der Auszeichnung für das beste Filmdrama...
quelle: x90050 / lucy nicholson
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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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revilo
11.01.2016 08:01registriert Juni 2015
The Revenant als schlechten Film darzustellen, find ich dann doch ein bisschen übertrieben.
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Der Laie
11.01.2016 09:24registriert Februar 2015
Ob einem the Revenant gefällt oder nicht, ist Geschmacksache (der Autorin offenbar nicht), aber rein objektiv betrachtet, lässt sich nicht abstreiten, dass Dicaprio da eine Meisterleistung hingelegt hat.
Ausserdem ist dieser Artikel meiner Meinung nach viel zu subjektiv geschrieben, das hier ist eine Onlinezeitung und kein Blog, wo man seine Vorlieben und Meinungen kundtut.
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Triumvir
11.01.2016 08:39registriert Dezember 2014
Leonardo DiCaprio hätte schon lange einen Oscar verdient. Und zum Glück werden noch echte Männerfilme produziert. Denn wer will sich schon Teil XY von Sex in the City angucken - es gibt schliesslich schon genug pseudolustige Schnulzen à la Fack u Göthe etc. :-P
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