Es war eine der grössten Sensationen in der französischen Fussball-Geschichte. Im April 2014 sicherte sich der Amateurverein Luzenac AP fünf Runden vor Saisonende den Aufstieg in die Ligue 2 und damit in den Profi-Fussball. Der Klub aus dem 650-Seelen-Dorf in den französischen Pyrenäen nahe der Grenze zu Andorra gehörte bereits in der 3. Liga zu den kleinsten Fussball-Klubs des Landes.
Doch das Fussball-Märchen scheint kein gutes Ende zu nehmen. Seit dem 1. August läuft die neue Ligue-2-Saison, mittlerweile sind drei Spieltage absolviert. Aufsteiger Luzenac ist nicht dabei. Denn das Kontrollgremium des Ligaverbandes LFP verweigerte dem Dorfklub aus finanziellen Gründen den Aufstieg in die Zweitklassigkeit. Dabei steht Luzenac finanziell besser da, als so mancher Liga-Konkurrent.
Der rasante Aufstieg ist eng mit dem Namen Jérôme Ducros, einem wohlhabenden Geschäftsmann aus Toulouse, verbunden. 2009 stieg Luzenac völlig überraschend in die 3. Liga auf. Dort wehrte man sich zwei Jahre lang mit viel Glück gegen den Wiederabstieg. Dass sich der «Bergdorfverein» Jahr für Jahr in der 3. Liga halten konnte, war der Verdienst von Trainer Christophe Pélissier. Trotz einem Jahresbudget von nur zwei Millionen Euro konnte er immer wieder Talente von unterklassigen Klubs oder Profi-Reserveteams in die Pyrenäen holen.
2012 stieg schliesslich Ducros bei Luzenac ein. Das Budget wurde erhöht, ohne dabei den Boden unter den Füssen zu verlieren. Mit Weltmeister-Torhüter Fabien Barthez, der selbst aus der Region stammt, konnte ausserdem ein Aushängeschild erster Güte als neuer Manager verpflichtet werden. Der sportliche Aufstieg ging trotz finanzieller Zurückhaltung rasant weiter. «Wir wollten innerhalb von drei Jahren aufsteigen», erklärte Präsident Ducros nach dem Wunder im April. «Wir sind weit vor dem Zeitplan.»
Obwohl die Mannschaft seit längerer Zeit im eine Autostunde entfernten Toulouse trainerte, trug Luzenac bis vor der letzten Saison seine Heimspiele im 1971 gebauten Stade Paul-Fédou aus, das allerdings nur rund 1000 Zuschauern Platz bietet. Für die Aufstiegssaison wechselte man deshalb ins 30 Kilometer entfernte Stadion in Foix mit seinen rund 3000 Plätzen. Doch für die Ligue 2 ist auch dieses zu klein.
Auf der Suche nach einer neuen Arena wurde man in Toulouse fündig. Die Stadt genehmigte dem Verein die Untermiete im Stade Ernest-Wallon, das rund 20'000 Zuschauer fasst. Die hohe Stadionmiete für die Rugby-Arena war dann aber einer der Hauptgründe für die verweigerte Lizenz.
Nach dem negativen Entscheid der LFP legte Luzenac sofort Einspruch ein. Die Sorgen um die Finanzen des Klubs seien haltlos. «Wir haben nicht einen Euro Schulden», erklärte Barthez unlängst. Doch der Einspruch blieb zunächst ohne Erfolg. Am Tag vor Beginn der neuen Ligue-2-Saison entschied jedoch ein Zivilgericht, dass der Ligaverband seinen Entscheid erneut überprüfen müsse.
Obwohl der französische Fussballverband Luzenac die Zweitliga-Zugehörigkeit schliesslich nachträglich zugestand, weigerte sich die LFP weiterhin, diesen Entscheid umzusetzen. Seither will der Aufsteiger den Ligue-2-Spielbetrieb gerichtlich stoppen und eine Teilnahme erzwingen. Der finale Entscheid soll am morgen Freitag fallen. Ob positiv oder negativ ist völlig offen.
Falls Luzenac tatsächlich Recht erhalten sollte, hat die Liga ein Problem. Den Startplatz des Aufsteigers hat nämlich der letztjährige Ligue-2-Absteiger FB Châteauroux geerbt. Die Meisterschaft müsste mitten in der Saison auf 21 Teams erweitert werden. Ein Spielplan mit 21 Mannschaften wurde vor der Saison offenbar bereits erstellt, eine Aufstockung mitten in der Saison liegt aber sicherlich nicht im Interesse des Verbandes.
In Luzenac rechnet deshalb niemand mit einem positiven Entscheid. «Der Verband will offenbar keinen Dorfverein im Profi-Fussball haben», glaubt Ducros. In den Pyrenäen geht deshalb die Angst um, dass Luzenac das gleich Schicksal erleidet wie die ASOA Valence vor neun Jahren. 2005 qualifizierte sich der Klub sportlich für die Ligue 2, der Ligaverband verweigerte aus finanziellen Gründen den Aufstieg, worauf der Klub konkurs ging.