Gesellschaft & Politik
Irak

Terrormiliz IS begräbt Jesiden bei lebendigem Leib und versklavt hunderte Frauen

Jesiden auf der Flucht.
Jesiden auf der Flucht.Bild: STRINGER/IRAQ/REUTERS
Völkermord

Terrormiliz IS begräbt Jesiden bei lebendigem Leib und versklavt hunderte Frauen

10.08.2014, 12:2112.08.2014, 08:13
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Kaum zu überbietende Brutalität: Kämpfer der radikalislamischen Organisation Islamischer Staat (IS) haben bei ihrem Vormarsch im Norden des Landes nach Regierungsangaben mindestens 500 Jesiden getötet. Einige Angehörige der religiösen Minderheit wurden demnach in Massengräben in und um die Stadt Sindschar lebendig begraben.

Darunter seien auch Frauen und Kinder gewesen. Etwa 300 Frauen seien zudem verschleppt und versklavt worden, sagte Menschenrechtsminister Mohammed Schia al-Sudani der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag. Dies hätten Flüchtlinge berichtet. 

In der Bergregion nahe der Grenze zu Syrien harren tausende Angehörige der religiösen Minderheit der Jesiden aus, die vor den radikalsunnitischen Kämpfern der Gruppierung Islamischer Staat (IS) geflüchtet sind. 

20'000 Jesiden retten sich aus Sindschar-Gebirge

Mindestens 20'000 der im Nordirak ins Sindschar-Gebirge geflohenen Jesiden sind offenbar in Sicherheit. Nach übereinstimmenden Angaben vom Sonntag gelangten die Angehörigen der religiösen Minderheit zunächst unbeschadet ins angrenzende Syrien und dann wieder zurück in den Irak.

Ein Vertreter der autonomen Kurdenregierung sagte, etwa 30'000 Flüchtlinge seien von kurdischen Kämpfern wieder zurück in den Irak eskortiert worden. Die jesidische Parlamentsabgeordnete Wian Dachil bezifferte die Zahl der Geretteten mit 20'000 bis 30'000.

Jesiden auf der Flucht.
Jesiden auf der Flucht.Bild: STRINGER/IRAQ/REUTERS

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Die radikalen Kämpfer der Sunniten-Bewegung bedrohen nach ihren Eroberungen im Nordwesten nun auch die halbautonome Kurdenregion. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht.

Die USA flogen am Wochenende erneut mindestens vier Luftangriffe auf die Dschihadisten im Nordirak. Wie das US-Zentralkommando in Tampa mitteilte, galt der Einsatz dem Schutz der Jesiden. Alles deute darauf hin, dass die US-Angriffe erfolgreich gewesen seien. US-Flugzeuge versorgten derweil die in das Sindschar-Gebirge geflohenen Menschen mit Wasser und Lebensmitteln. 

Grossbritannien hat sich an der Luftversorgung von tausenden Flüchtlingen im Nordwesten des Irak beteiligt. Das erste von zwei entsandten Militärflugzeugen habe in der Nacht zu Sonntag Wasser und Nahrungsmittel über dem Sindschar-Gebirge abgeworfen, teilten die Sprecher der beteiligten Ministerien in London mit.

Hilfsgüter werden in eine britische Militärmaschine verladen.
Hilfsgüter werden in eine britische Militärmaschine verladen.Bild: AP/Ministry of Defence

Die Regierungen von Grossbritannien und Frankreich hatten am Samstag angekündigt, die humanitären Rettungsaktionen der USA in der Region mit eigenen Hilfsflügen zu unterstützen. Weitere Regierungen prüfen derzeit eine Beteiligung. Die US-Luftwaffe brachte am Sonntag ebenfalls neue Lebensmittelrationen im Umfang von etwa 52'000 Mahlzeiten in das Sindschar-Gebirge. 

IS baut Position in Syrien aus

Derweil baut die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien ihre Machtposition weiter aus. Wie die oppositionsnahen syrischen Menschenrechtsbeobachter am Sonntag mitteilten, eroberte die IS nach tagelangen Kämpfen drei Städte in der ölreichen und strategisch wichtigen Provinz Dair as-Saur von anderen Rebellengruppen zurück.

Es handelt sich demnach um die Ortschaften Abu Hamam, Al-Kaschkija und Ghranidsch, aus denen die Dschihadisten zuvor von Stammeskämpfern vertrieben worden waren. Über die Zahl der Todesopfer war zunächst nichts bekannt. Die Menschenrechtsbeobachter warnten am Samstag, dass die sunnitischen Extremisten nun Stammeskämpfer und Zivilisten in den zurückeroberten Gebieten töten könnten. 

Im Irak fliegt die US-Armee derzeit Luftangriffen gegen die IS. Die Terrormiliz hat in den von ihr eroberten Gebieten im Irak und in Syrien ein Kalifat ausgerufen und bedroht und tötet dort religiöse Minderheiten. Dair as-Saur grenzt an die von den Extremisten eroberten Gebiete im Irak. (whr/sda/dpa)

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4 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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traugottle
10.08.2014 15:19registriert Februar 2014
Völkermord im 21 Jahrhundert! Und nur die Amerikaner greifen mehr oder weniger hart ein? Armes Europa!
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zombie1969
10.08.2014 13:24registriert Januar 2014
Die treibende Kraft für Kriege sind Waffen. Wer diese und in welchem Ausmass produziert, ist bekannt. Dass diese Waffen irgendwann eingesetzt werden, ist nur die logische Konsequenz. Die Konflikte im Nahen Osten machen immer deutlicher, dass es Verlierer ausschliesslich bei den Menschen gibt, lediglich die Industrie kann Gewinne verbuchen.
Im Nahen Osten bestellen die Bauern Äcker mit Traktoren, die 30 Jahre und mehr alt sind. Die Waffen sind jedoch immer auf dem neuesten Stand. Ob im Irak, Syrien oder Gaza, mit Traktoren könnte man Friedenspolitik betreiben. Mit Waffen aber nicht.
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