Smartphones zeichnen jede Bewegung von uns auf. Wann wir das Haus verlassen. Wo wir hingehen. Wann wir wieder nach Hause kommen. Dies ist an sich nichts Neues und die Tracking-Funktion lässt sich auch problemlos deaktivieren. Faszinierend und zugleich unheimlich ist es dennoch, wenn einem Google Maps aufgrund der Handy-Ortungsdaten vor Augen führt, welche Strecke man an einem beliebigen Tag zurückgelegt hat.
Der rote Punkte wandert über die Karte. Mal schneller, mal langsamer, je nachdem, ob wir zu Fuss oder mit dem Auto unterwegs waren. Am Morgen von Winterthur nach Zürich in den Kreis 5 und am Abend zurück. Google Maps spielt auf Knopfdruck das eigene Bewegungsprofil einzelner Tage oder eines ganzen Monats als Animation ab. Wir können also auch unsere Reiseroute der Italien-Ferien vom letzten Sommer Revue passieren lassen. Oder überprüfen, ob die Partnerin, beziehungsweise der Partner gestern Abend wirklich länger im Büro war.
Wir haben zwei Tage im Leben eines watson-Redaktors auf Google Maps verfolgt und daraus zwei Videos erstellt.
Voraussetzung für die persönliche Überwachung ist, dass man die Funktion «Standortverlauf» im Google-Konto zuvor aktiviert hat. Ob man dies wirklich will, muss jeder mit sich selbst ausmachen. Der Vorteil: Standortbezogene Hinweise des Smartphones zur richtigen Zeit, beispielsweise eine Stauwarnung, können nützlich sein. In den falschen Händen wird das über Monate aufgezeichnete Bewegungsprofil jedoch zur echten Gefahr. Kriminelle, die sich Zugriff auf ihr Gerät verschaffen, sehen etwa, wann sie üblicherweise das Haus verlassen und wieder nach Hause kommen.
Ihr eigenes Bewegungsprofil können Sie auf , wenn Sie im Webbrowser mit einem Google-Konto angemeldet sind und in der Vergangenheit die Ortungs-Funktion « Google Maps betrachtenStandortverlauf» aktiviert hatten. Die Tracking-Funktion lässt sich jederzeit in den Einstellungen des Google-Kontos deaktivieren.
Auch ohne Google-Konto wird man von Apple und Microsoft ständig überwacht. Beim iPhone lässt sich in den Einstellungen unter «Häufige Orte» auf einer Karte nachverfolgen, wo man wohnt, arbeitet oder regelmässig ein Bier trinken geht. Das Mobiltelefon folgert zum Beispiel, dass man dort wohnt, wo man häufig die Nacht verbringt.
Ein anderes Beispiel: Gehen Sie gerne in die gleiche Bar? Ihr Smartphone, egal ob Android, iPhone oder Windows Phone, bemerkt es und wird Ihnen künftig nach dem Barbesuch den schnellsten Weg nach Hause vorschlagen.
Ist die Funktion «Häufige Orte» in den Einstellungen aktiviert, versucht das iPhone zu erahnen, wohin die Reise als nächstes gehen wird. In der Benachrichtigungszentrale erscheint zum Beispiel gleich nach dem Aufstehen der Hinweis, dass man heute mit dem Auto eine halbe Stunde zur Arbeit brauche. In den USA gibt es solche standortbezogenen Informationen schon länger, nun scheint Apple. die Funktion auch in der Schweiz auszurollen