In der Griechenlandkrise hat EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Fortschritte in den Verhandlungen angemahnt. «Die Menschen werden langsam ungeduldig», sagte Juncker am Donnerstag am Rande des EU-Lateinamerika-Gipfels in Brüssel vor einem Treffen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras. Auch er teile diese Ungeduld. «Die Kuh muss vom Eis, aber sie rutscht dauernd aus», sagte Juncker. «Wir versuchen, sie heute wieder anzuschieben.»
Ein Treffen Junckers mit Tsipras am Mittwoch hatte wieder Bewegung in die verhärteten Fronten im Schuldenstreit gebracht. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande berieten darauf in der Nacht zum Donnerstag zwei Stunden lang mit dem griechischen Regierungschef über Auswege aus der Krise.
Sie einigten sich laut der deutschen Regierung darauf, dass die Gespräche zwischen Athen und den Gläubigerinstitutionen «mit hoher Intensität» fortgesetzt werden. Details der Gespräche wurden nicht bekannt.
Griechenland verhandelt seit Monaten mit seinen internationalen Kreditgebern über die Bedingungen, zu denen in Aussicht gestellte Hilfen von 7,2 Milliarden Euro ausgezahlt werden sollen. Die EU-Kommission hatte Anfang der Woche kritisiert, dass die jüngsten griechischen Reformvorschläge hinter den Vereinbarungen zurückgeblieben seien, die Juncker und Tsipras in der vergangenen Woche getroffen hätten.
Streit gibt es insbesondere um die Ziele für den Primärüberschuss – den Haushaltssaldo vor Zinszahlungen und Schuldentilgung. Die Geldgeber wollen für dieses Jahr einen Primärüberschuss von einem Prozent, Athen hatte aber in seinem jüngsten Reformvorschlag vom Dienstag weiter nur 0,75 Prozent angeboten. Von dem Haushaltsziel hängt ab, wie stark die Regierung des Linkspolitikers Tspiras sparen muss. (whr/sda/afp)