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Wer gewinnt die EM? Simulation zeigt die Wahrscheinlichkeit aller Teams

Bildnummer: 10807859 Datum: 17.06.2012 Copyright: imago/Sven Simon
deutsche Fans,Fussballfans mit Attrappe des Pokals,Troph
Die deutschen Fussball-Fans hoffen bei der EM im eigenen Land natürlich auf ein neues Sommermärchen.bild: imago-images.de

Wir haben die EM 1000 Mal durchgespielt – das ist der wahrscheinlichste Europameister

Wer wird Fussball-Europameister 2024? watson hat sich mit den Schweizer Datenspezialisten von Datahouse zusammengetan, um diese Frage zu beantworten. Das Resultat: Zwei Teams stechen heraus, die Schweizer Chancen auf den EM-Pokal stehen dagegen nicht sehr gut.
13.06.2024, 07:5113.06.2024, 07:51
philipp reich mit datahouse.ch
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Vor der EM 2024 in Deutschland treibt Fussball-Fans in aller Welt vor allem eine Frage um: Wer wird Europameister? Macht einer der grossen Favoriten das Rennen oder gibt es nach Dänemark 1992 und Griechenland 2004 wieder einmal einen waschechten Überraschungs-Europameister. Überall wird gewerweisst und gemutmasst.

Wir wollten es aber etwas genauer wissen. Und weil sämtliche verlässliche Tierorakel nicht mehr am Leben sind, haben wir uns mit den Schweizer Data-Science-Spezialisten von Datahouse zusammengetan. Das Spin-off der ETH Zürich hat eine Simulation kreiert, um den wahrscheinlichsten Europameister vorherzusagen.

» Hier geht's zum grossen watson-Tippspiel

So funktioniert die Simulation:

  • In einem ersten Schritt wird die Stärke jedes Teams definiert. Dabei werden die aktuellen Wettquoten der vier grössten Wettbüros sowie Position und Punkte im sogenannten Elo-Rating, das leicht von der FIFA-Weltrangliste abweicht, miteinander verrechnet, um der Kaderstärke der Mannschaften Rechnung zu tragen. Beide Faktoren werden dabei gleich stark gewichtet.
  • In jedem Spiel werden dann die jeweiligen Stärken der beiden Teams einander gegenübergestellt und es wird ein Resultat simuliert – je grösser die Differenz, desto wahrscheinlicher ein Tor in jeder Spielphase und somit ein Sieg für das stärkere Team.
  • Die ganze EM wird so dann 1000 Mal durchgespielt. Die «Wahrscheinlichkeit» eines Szenarios (z. B. «Die Schweiz wird Europameister») ist dann der prozentuale Anteil der 1000 Durchläufe, bei denen das Szenario eintraf.

Das sind die Ergebnisse:

Die Simulation von Datahouse sagt Frankreich als wahrscheinlichsten Europameister voraus. In etwas mehr als 20 Prozent aller Fälle holen «Les Bleus» den EM-Pokal. Hauchdünn dahinter folgt England mit 19,8 Prozent. Bereits mit grossem Abstand belegt Spanien mit einer Titel-Chance von 9,7 Prozent den dritten Rang.

Doch warum diese grosse Lücke? «England und Frankreich sind die Nationen mit den besten Wettquoten und beide auch sehr stark im Elo-Rating», erklärt Senior Data Scientist Severin Trösch von Datahouse. «Kombiniert mit den Gruppenkonstellationen ergibt dies eine relativ hohe Titelwahrscheinlichkeit für die beiden Teams.»

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Auf den weiteren Plätzen haben es sich die üblichen Verdächtigen gemütlich gemacht: Portugal, Gastgeber Deutschland und der ewige Geheimfavorit Belgien. Titelverteidiger Italien (4,5 Prozent) und Kroatien (2,8 Prozent) schneiden in der Simulation eher schlecht ab. Das liegt einerseits an der schwachen Position im Elo-Rating, andererseits daran, dass sich die beiden Teams in der «Todesgruppe» mit Spanien und Albanien befinden.

Der Schweizer Nati wird immerhin eine knapp 2-prozentige Chance auf den EM-Titel attestiert – bei 1000 Simulationen wurde die Nati also 17 Mal Europameister. Damit liegt die Schweiz knapp hinter Nachbar Österreich, der Ukraine und Dänemark, aber immerhin knapp vor Gruppengegner Ungarn.

Die Chance auf eine Schweizer Achtelfinal-Qualifikation – stets das Minimalziel bei einem grossen Turnier – ist mit 68,1 Prozent deutlich höher als noch bei der WM 2022 in Katar (58 Prozent). Das liegt unter anderem daran, dass bei der EM auch die vier besten Gruppendritten den Achtelfinal erreichen.

Vier Punkte wären der Normalfall

Wenig überraschend legt die Simulation Deutschland als stärksten Schweizer Gruppengegner fest. Gegen den dreifachen Europameister gewinnt die Schweiz nur in 26,2 Prozent der Fälle. Das wahrscheinlichste Resultat ist ein 0:1, was nicht überraschend kommt, ist es doch das häufigste Ergebnis im Fussball.

Gegen Schottland sieht die Simulation die Schweiz mit einer Siegchance von 55,8 Prozent in der Favoritenrolle, zum Auftakt gegen Ungarn sind die Stärkeverhältnisse aber ausgeglichen und ein 1:1 das wahrscheinlichste Resultat.

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Und wie genau treffen diese Vorhersagen zu? «Die Simulation gibt Wahrscheinlichkeiten anhand der tausend Realisierungen an. Im Einzelfall kann aber auch ein sehr unwahrscheinliches Ereignis eintreffen», erklärt Data Scientist Trösch.

Ein Überraschungseuropameister ist auch deshalb nicht in Sicht: Die am höchsten eingeschätzten Aussenseiter sind Kroatien und Österreich mit einer nicht einmal 3-prozentigen Titelchance, dahinter folgt die Ukraine. Einen neuen Europameister könnte es trotzdem geben: Von den acht Topfavoriten konnten England und Belgien den EM-Pokal nämlich noch nie in die Höhe stemmen.

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EM 2024 in Deutschland: SPANIEN – England 2:1

quelle: keystone / frank augstein
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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raddadui
13.06.2024 06:14registriert Juli 2018
Und wo kriege ich nun die Liste mit allen erwarteten Resultaten für mein EM-Tippspiel? :-D
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Gattaca
13.06.2024 06:30registriert April 2017
Schon als ich die Überschrift gelesen hatte wusste ich, dass England sicher wieder ganz hoch gehandelt wird…. kennen wir seit 30 Jahren 😉
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Truth Hurts
13.06.2024 09:11registriert Mai 2016
„Im Einzelfall kann aber auch ein sehr unwahrscheinliches Ereignis eintreffen», erklärt Data Scientist Trösch.“

Was für eine bahnbrechende Erkenntnis.
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