Dass Donald Trump immer wieder mal irres Zeug redet, ist bekannt. So behauptet er, dass Windräder Krebs erzeugen würden. Oder er jammert über Toiletten-Spülungen und verwechselt Nancy Pelosi mit Nikki Haley. Die Rede, die er am vergangenen Sonntag in Las Vegas gehalten hat, übertrifft jedoch alles. Sie hat nicht nur die Late-Night-Comedians auf Trab gehalten, sondern auch Eugene Robinson, den besonnenen Kolumnisten der «Washington Post», zur Frage verleitet: «Is Donald Trump okay?»
Die besagte Rede stand unter einem schlechten Stern. Es war Trumps erster Auftritt nach seiner Verurteilung, die Temperaturen waren extrem hoch und zu allem Unglück fiel auch noch der Teleprompter aus. Das kann jedoch nicht als Entschuldigung durchgehen, und wer nun einwendet, das sei einmal mehr ein typischer Löpfe-Hasskommentar gegen Trump, der möge selbst urteilen. Hier eine Übersetzung, und ich schwöre hoch und heilig, mich wortgetreu ans Original gehalten zu haben.
Vorbemerkung: Trump berichtet von einem Gespräch, welches er mit einem Bootsbesitzer geführt haben soll, der sich darüber beklagt habe, dass er wegen Biden sein Schiff mit einem Elektromotor ausstatten müsse.
Sässe Trump noch im Weissen Haus, dann müsste sein Kabinett sich ernsthaft die Frage stellen, ob es den 25. Verfassungszusatz anrufen müsse. Dieser schreibt vor, dass ein Präsident, der geistig oder körperlich nicht mehr in der Lage ist, sein Amt auszuführen, von diesem entfernt werden muss.
Stattdessen wird die Antwort wohl einmal mehr sein: Trump ist halt Trump, was soll’s. Medien wie Fox News blenden solche Passagen ganz einfach aus und wiederholen stattdessen, dass Biden dement und unfähig sei, sein Amt auszuführen. Nahrung für diese These haben Sean Hannity & Co. kürzlich von einem Artikel im «Wall Street Journal» erhalten.
Dazu ebenfalls eine Vorbemerkung: Das «Wall Street Journal» gibt sich auf seiner Meinungsseite betont konservativ und in der Regel Trump-freundlich. Der News-Teil hingegen geniesst einen hervorragenden Ruf. Das «Wall Street Journal» glänzt immer wieder mit profund recherchierten Storys.
Der unter dem Titel «Behind Closed Doors, Biden Shows Signs of Slipping» gehört jedoch definitiv nicht in diese Kategorie. Es handelt sich um ein übles journalistisches Machwerk, und es ist ein Vorbote dessen, was uns der US-Wahlkampf noch bringen wird.
Im besagten Artikel werden rund 40 Zeugen erwähnt, welche angeben, Biden sei im Begriff, in die Altersdemenz abzugleiten. Mitglieder der Demokratischen Partei, welche diese These angeblich bestätigen, werden anonym zitiert. Die Republikaner mit vollen Namen, aber was für Namen.
Als Kronzeuge wird Kevin McCarthy angeführt, der von der eigenen Partei abgesetzte frühere Speaker des Abgeordnetenhauses. Dieser gibt Banalitäten von sich wie: «Als er noch Vize-Präsident war, habe ich ihn regelmässig getroffen. Er ist nicht mehr die gleiche Person.» Oder Mike Johnson, McCarthys frömmelnder Nachfolger. Dieser gibt zu Protokoll, Biden habe nicht verstanden, dass er mit seinem Export-Verbot für Flüssiggas Putin unterstützen würde.
Was will uns das «Wall Street Journal» mit solchen Geschichten sagen, ausser zu beweisen, dass es im Begriff ist, seinen guten Ruf im News-Teil zu verlieren?
Ja, die Amerikaner müssen zwischen zwei sehr alten Kandidaten auswählen. Und die Mehrheit von ihnen hasst die Auswahl. Der eine geht wie ein Greis, doch im Kopf ist er immer noch klar. Der andere hat die Aufmerksamkeits-Spanne einer Fruchtfliege und die Anzeichen von Alzheimer sind inzwischen unübersehbar geworden. Kein Wunder, spricht man deshalb von einer neuen Wähler-Kategorie, von den «Doublehaters».