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«Rassismus ist böse»: Trump ringt sich doch noch zu Kritik an Rechtsextremisten durch

President Donald Trump speaks about the deadly white nationalist rally in Charlottesville, Va., Monday, Aug. 14, 2017, in the Diplomatic Room of the White House in Washington. (AP Photo/Evan Vucci)
Ein Lippenbekenntnis? Erst zwei Tage nach der tödlichen Demonstration in Charlottesville verkündet Trump aus dem Weissen Haus, dass Rassismus in der US-Gesellschaft nichts zu suchen habe.Bild: AP/AP

«Rassismus ist böse»: Trump ringt sich doch noch zu Kritik an Rechtsextremisten durch

14.08.2017, 19:1614.08.2017, 21:31
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US-Präsident Donald Trump hat zwei Tage nach dem Aufmarsch von Rechtsextremen in der Stadt Charlottesville die «rassistische» Gewalt doch noch verurteilt. «Rassismus ist böse», sagte Trump am Montag in Washington. Der Ku Klux Klan, Neonazis und die so genannte Alt-Right-Bewegung seien «abstossend», fügte er hinzu.

Trumps später Kommentar zu Charlottesville.Video: YouTube/PBS NewsHour

Neonazis, der Ku Klux Klan oder andere Gruppen voller Hass hätten keinen Platz in Amerika, sagte Trump am Montag in Washington in einem eigens anberaumten Statement vor Medien. «Rassismus ist böse und diejenigen, die in seinem Namen Gewalt anwenden, sind Kriminelle und Verbrecher», sagte Trump.

Trotz wachsender Kritik hatte der US-Präsident eine klare Schuldzuweisung an Rechtsextreme wegen der Gewalt in Charlottesville vermieden. Im Gegensatz dazu verurteilten hochrangige US-Regierungsvertreter den Angriff eines mutmasslichen Rechtsextremisten mit einem Auto auf eine Gruppe Gegendemonstranten scharf.

Rassisten-Aufmarsch in US-Unistadt

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Rassisten-Aufmarsch in US-Unistadt
Bei einer Kundgebung von Rechtsextremisten in der Stadt Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia hat es gewaltsame Zusammenstösse mit Gegendemonstranten gegeben.
quelle: ap/ap / steve helber
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Justizminister Jeff Sessions sprach am Montag von «einheimischem Terrorismus», Vizepräsident Mike Pence von «gefährlichen Randgruppen».

Trump stand seit der Gewalt bei einem rechtsextremen Aufmarsch, durch die am Samstag in der Universitätsstadt Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia eine 32-Jährige Gegendemonstrantin getötet wurde, in der Kritik.

Zahlreiche Politiker der Demokraten und seiner eigenen Partei, den Republikanern, hatten Trump vorgeworfen, die Rechtsextremen nicht klar als Schuldige zu benennen. Stattdessen hatte Trump die «Gewalt auf vielen Seiten» verurteilt und damit die Rechtsextremen auf eine Stufe mit den antirassistischen Gegendemonstranten gestellt.

Vize und Justizminister mit klarer Position

US-Vizepräsident Pence betonte am Sonntag bei einem Besuch in Kolumbien: «Wir haben keine Toleranz für Hass und Gewalt von Vertretern der weissen Vorherrschaft, von Neonazis oder dem Ku Klux Klan. Diese gefährlichen Randgruppen haben keinen Platz im öffentlichen Leben und in der Debatte in Amerika und wir verurteilen sie auf das Schärfste.»

People fly into the air as a vehicle drives into a group of protesters demonstrating against a white nationalist rally in Charlottesville, Va., Saturday, Aug. 12, 2017. The nationalists were holding t ...
Menschen fliegen durch die Luft, nachdem ein Rassist in die Menge der Gegendemonstranten gerast ist und dabei eine 32.Jährige getötet wurde.Bild: AP/The Daily Progress

Nach Auffassung von Justizminister Sessions kann der Angriff des mutmasslichen Rechtsextremisten, der offenbar absichtlich mit seinem Auto in die Gruppe von Gegendemonstranten gefahren war, als «Terrorismus» eingestuft werden. Der US-Justizminister sagte am Montag dem Sender ABC, die Attacke mit einem Todesopfer und 19 Verletzten «passt zur Definition von einheimischem Terrorismus nach unserem Gesetz».

Reaktionen aus Berlin und Jerusalem

Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel verurteilte die Tat am Montag scharf. «Das ist rassistische, rechtsextreme Gewalt», sagte Merkel in Berlin. «Dagegen muss mit aller Kraft und aller Eindeutigkeit vorgegangen werden, egal wo auf der Welt das passiert.»

Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem äusserte sich am Montag «sehr besorgt über die Bilder, die hasserfüllte Rhetorik und die darauf folgende Gewalt» in Charlottesville. "

Charlottesville: Aufmarsch rassistischer Gruppen eskaliert

Video: srf

In unserer globalen Gesellschaft nach dem Holocaust ist kein Platz für Rassismus oder Antisemitismus«, hiess es in der Stellungnahme der Einrichtung in Jerusalem. Die antijüdische Ideologie der Nazis sei ein Vorläufer der Vernichtung von sechs Millionen Juden gewesen. »Diese Bilder erinnern uns einmal mehr daran, dass wir wachsam bleiben und die Öffentlichkeit über Hass und Fremdenfeindlichkeit aufklären müssen."

Weisses Haus wiegelt ab

Das Weisse Haus hatte am Sonntag Vorwürfe zurückgewiesen, Trump habe sich nicht klar genug von den Ultrarechten distanziert. «Der Präsident hat in seiner Erklärung sehr klar betont, dass er alle Formen der Gewalt, des Fanatismus und Hasses verurteilt», hatte Washington erklärt. Dies gelte «natürlich auch für Neonazis, den Ku Klux Klan und alle extremistischen Gruppen», hiess es.

Zu dem Aufmarsch in Charlottesville hatten mehrere Gruppierungen vom extrem rechten Rand aufgerufen - unter ihnen der rassistische Ku Klux Klan und die Alt-Right-Bewegung, die Trump im Präsidentschaftswahlkampf unterstützt hatte. Manche Teilnehmer des Aufmarsches gaben sich auf Mützen und T-Shirts als Trump-Anhänger zu erkennen. (sda/afp/dpa)

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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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N. Y. P. D.
14.08.2017 19:36registriert Oktober 2015
Geht doch !
NUR
Allen ist klar, dass Du mit gespaltener Zunge sprichst.
UND
Ist jetzt eh zu spät.
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Pana
14.08.2017 20:30registriert Juni 2015
Und er hat es doch gemacht. Da lag ich falsch mit meiner Vorassage. Interessant, wohl das erste mal, dass er sich dem Druck von aussen (und innen) beugt.

Und trotzdem, relevant ist nur seine erste Reaktion. Ich zitiere John Oliver:

"Maybe Trump eventually will personally condemn the white nationalist. But even if he does, it will be too late. Because his first response is who he is."
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seventhinkingsteps
14.08.2017 22:49registriert April 2015
Nichts sagt mehr über diese Zeit, als dass es nennenswert ist, wenn sich der amerikanische Präsident gegen Rechtsextremismus ausspricht.
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