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«Auch in der Schweiz klettern wir bestimmt irgendwo hinauf»

Hong Kong.
Hong Kong.Bild: On the Roofs
Interview mit russischen Roofers

«Auch in der Schweiz klettern wir bestimmt irgendwo hinauf»

22.09.2014, 10:0022.09.2014, 18:12
Oliver Baroni
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Roofers nennt man sie, jene tollkühnen Wagehälse, die ungesichert auf die Dächer (Dach = Roof) und Türme der höchsten Gebäude der Welt klettern (ab und an dann noch Balance-Akte vorführen) und alles mit der Kamera festhalten. Unter russischen Jugendlichen hat sich inzwischen eine eigene Roofer-Subkultur gebildet.

Doch keine sind kühner als Vadim Makhorov und Vitaliy Raskalov, die den «On the Roofs»-Photoblog betreiben. watson zeigt exklusiv «On the Roofs»-Bilder und sprach mit Vadim Makhorov.

Natürlich stellt sich als Erstes die Frage nach dem warum: Wieso macht ihr so etwas? Weshalb klettert ihr ohne Sicherung auf die höchsten Türme der Welt, um auf Stahlträgern herum zu balancieren? 
Vadim Makhorov: 
Ursprünglich bestiegen wir die Gebäude eigentlich nur, um die Stadt sehen zu können und um die ungewöhnliche Perspektive mit anderen zu teilen. Von dort oben sieht man die gesamte Stadt – ihre Struktur, ihre Form, ihr Leben. 

Hong Kong.
Hong Kong.Bild: On the Roofs

Wann und wie fing es damit an? 
Ich fing damit vor vier, fünf Jahren an, damals als ich mir eine Kamera kaufte. Ich wollte eine möglichst spektakuläre Aussicht auf die Stadt fotografieren. Auf den Dächern konnte ich dieses Vorhaben realisieren. 

Hong Kong.
Hong Kong.Bild: On the Roofs

Im YouTube-Film eures Schanghai-Abenteuers sieht man, wie ihr unerlaubt die Baustelle betretet. Wurdet ihr auch schon festgenommen?
Oh ja, sehr oft sogar. In Russland wie auch im Ausland. Aber einsperren können sie uns nicht, weil kein Gesetz gebrochen wird. Sie können uns nur ordnungsrechtlich büssen.  

Shanghai Tower.
Shanghai Tower.Bild: On the Roofs

Langsam werdet ihr zur Internet-Sensation. Wird dieser Ruhm aber nicht langsam zum Hindernis? 
Mir persönlich ist das egal, aber ja, die Nachteile sind bereits jetzt spürbar. Als wir in Hong Kong einen der grössten Türme besteigen wollten, wurde Vitaliy von einem der Wächter erkannt. Danach durchsuchten sie das gesamte Gebäude. 

Hong Kong.
Hong Kong.Bild: On the Roofs

Alain Robert, der berühmte französische «Spiderman», leidet interessanterweise an Höhenangst. Habt ihr irgendwelche ähnliche Probleme?
Manchmal schon. Aber Alain Robert macht etwas ganz anderes. Er hat ja auch Grund, Angst zu haben, wir aber eigentlich nicht. Ausser in wenigen Ausnahmefällen klettern wir nie Gebäudefassaden hoch. 

Blick vom Shanghai Tower.Bild: On the Roofs

Die Angst ist also doch immer dabei?
Natürlich, jeder Mensch hat Ängste. 

Es ist sicher schon oft passiert, dass ihr knapp dem Tod entronnen seid. Wie ist das immer wieder auszuhalten?
Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Man hat mehr Angst um das Leben des Kumpels. Was ich selber mache, wie sehr ich das im Griff habe, weiss ich ja. Beim Anderen kann man das nie komplett sein. Aber für den Beobachter wirkt alles eh viel angsteinflössender als es in Wirklichkeit ist. 

Shanghai Tower.
Shanghai Tower.Bild: On the Roofs

Habt ihr Partner und kommen die damit klar, was ihr da macht? 
Ja, ich habe eine Freundin. Und, ja, sie mag mein Hobby. 

Habt ihr Pläne, in der Schweiz zu klettern? Die Gebäude sind nicht besonders hoch, aber dafür die Berge. 
Ja, falls wir einmal vorbeischauen, klettern wir bestimmt irgendwo in der Schweiz hinauf. 

Ukraine.
Ukraine.Bild: On the Roofs

Bonus: Videoaufnahmen der Besteigung des Shanghai Tower. Auf dem Baugerüst sind sie zirka auf 650 Metern Höhe.

Video: «Vitaliy Raskalov, the Man Who Climbed All the Highest Roofs in Russia» («Vitaliy Raskalov, der Mann, der alle höchsten Dächer in Russland erklettert hat»

Video: YouTube/Rianews
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