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Razzien gegen rassistische Germanen-Sekte

Treffen der «Artgemeinschaft» im Sommer 2006 (Screenshot aus einem Propagandavideo auf YouTube).
Treffen der «Artgemeinschaft» im Sommer 2006 (Screenshot aus einem Propagandavideo auf YouTube).bild: Walhalla / YouTub

Razzien gegen rassistische Germanen-Sekte

27.09.2023, 08:1827.09.2023, 10:37
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Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser hat eine weitere rechtsextremistische Vereinigung verboten.

Einsatzkräfte der Polizei durchsuchten am Mittwochmorgen 26 Wohnungen von 39 Mitgliedern sowie Räume des Vereins «Die Artgemeinschaft - Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemässer Lebensgestaltung» in zwölf Bundesländern, wie das Innenministerium in Berlin mitteilte.

Das Verbot gegen die Vereinigung, die dem Milieu der völkischen Siedler zugerechnet wird, sei mehr als ein Jahr vorbereitet worden. Massgeblich seien hierbei Erkenntnisse des Verfassungsschutzes (Inlandsgeheimdienstes) gewesen.

Faeser beschrieb in einer Mitteilung «Die Artgemeinschaft» als «sektenartige, zutiefst rassistische und antisemitische Vereinigung». Die Ministerin begründete ihre Entscheidung auch mit dem Kindeswohl.

Sie sagte: «Diese rechtsextremistische Gruppierung hat versucht, durch eine widerwärtige Indoktrinierung von Kindern und Jugendlichen neue Verfassungsfeinde heranzuziehen.»

Laut Bundesinnenministerium umfasst das Verbot auch alle Teilorganisationen der Bewegung, die nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden rund 150 Mitglieder hat. Dazu gehörten sogenannte «Gefährtschaften», «Gilden», «Freundeskreise» und ein Verein namens «Familienwerk».

Durchsucht wurde den Angaben zufolge in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen.

In der vergangenen Woche hatte Faeser die elitäre Neonazi-Gruppierung «Hammerskins Deutschland» verboten. Vor allem durch die «manipulativ indoktrinierende Erziehung ihrer Kinder» und den Vertrieb entsprechender Schriften sei die «Artgemeinschaft» nicht weniger gefährlich als die «Hammerskins», sagte die Ministerin.

Zur Begründung des Verbots führte ihr Ministerium aus, die Siedlerbewegung verbreite unter dem Deckmantel eines pseudoreligiösen germanischen Götterglaubens ein gegen die Menschenwürde verstossendes Weltbild. Zentrales Ziel sei die Erhaltung und Förderung der eigenen «Art», was mit dem nationalsozialistischen Begriff der «Rasse» gleichzusetzen sein.

Der Verfassungsschutz führt Siedlungsbestrebungen von Rechtsextremisten in seinem aktuellen Jahresbericht gesondert auf. In dem Bericht heisst es, Ziel dieser Bewegungen sei zumeist der «Erhalt der Deutschen».

«Deutschsein» werde hierbei vor allem unter Rückgriff auf den ethnischen Volksbegriff im Sinne der völkischen «Blut-und-Boden»-Ideologie definiert. (sda/dpa)

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49 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sonnig bis heiter
27.09.2023 08:56registriert August 2023
Endlich wird da gehandelt.
Bitte der Spur bis zu den Wurzeln folgen.
Wette es führt auch in die Schweiz .
D Sunne lacht Vill nüm lang
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Ezra Rowland-Stucki
27.09.2023 08:56registriert September 2023
Verbote gegen solche rechte Gruppierungen sind gut und richtig. Ein Verbot muss jedoch auch durchgesetzt werden. Dass gewisse Teile der Vollstreckungbeamten auf dem rechten Auge blind sind, stimmt da skeptisch.
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Mondblüemli
27.09.2023 11:03registriert Oktober 2021
Wir sind ein überlegenes Volk mit überlegener Kultur. Lass uns einander an den Händen fassen und im Kreis hüpfen.
🤦🏼‍♀️
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