Der SC Bern wie vor 25 Jahren. Sozusagen eine Wiedergeburt der «Big Bad Bears». 1989 haben die Berner John Slettvolls «Grande Lugano» mit einer Mischung aus Härte, Zielstrebigkeit, Beharrlichkeit, guter Organisation und Tempo entthront und eine Dynastie aufgebaut.
Ein Vierteljahrhundert später. Andere Zeiten. Andere Spieler. Anderer Manager. Anderer Trainer. Aber fast das gleiche Bild: Lugano ist zwar taktisch noch nicht ganz so gefestigt wie einst die Meisterteams von 1986, 1987, 1988 und 1990. Aber spielerisch eines der besten Teams der Liga und wie das «Grande Lugano» schwedisch geprägt.
Der SCB ist auch noch nicht über die ganze Spieldauer so stilsicher Bill Gilligans Meistermannschaften von 1989, 1991 und 1992. Aber die Parallelen sind nicht zu übersehen. Der SCB ist zu seinen nordamerikanischen Wurzeln zurückgekehrt und zeigte im Stil der «Big Bad Bears» nicht nur die beste Saisonleistung. Sondern das beste Spiel in der nunmehr neun Monate alten «Ära Boucher».
Die Berner bestätigten den Aufwärtstrend der Partien gegen Fribourg (4:1), Ambri (3:0) und Biel (4:1.). Weshalb wir schon von Ansätzen zu meisterlichem Hockey reden dürfen. Zwar ist erst Späterbst und der Titel wird im Frühjahr vergeben. Aber auf dem langen Weg zurück nach ganz oben, zurück zu Stabilität, zurück zu charismatischem Selbstvertrauen gibt es für den SCB nichts Besseres als eine Serie guter Spiele.
Der SCB ist schliesslich im Selbstverständnis das Bayern München unseres Hockeys. Allerdings war der SCB in den letzten Monaten nur eine kleinkarierte Ausgabe der Bayern.
Die intensive, hochstehende Partie gegen Lugano forderte allerdings ihren Tribut. Thomas Rüfenacht lief unmittelbar nach der Scheibenabgabe in einen harten Check von Clarence Kparghai (7. Min.) Er musste mit der Bahre vom Eis geführt werden. Eine erste Diagnose ergab eine schwere Gehirnerschütterung und keine weiteren Verletzungen.
In der 27. Minute erwischte SCB-Verteidiger Beat Gerber den anstürmenden Julien Vauclair mit einem Check. Luganos Verteidigungsminister verschwand humpelnd in der Garderobe. Er erlitt eine starke Oberschenkelprellung. Der SCB-Verteidiger kassierte fünf Minuten plus Restausschluss. Der SCB führte zu diesem Zeitpunkt bereits vorentscheidend 3:1 und zeigte nun im Boxplay während dieser Fünfminutenstrafe seine stärkste Phase.
Die Wucht der Berner, endlich geordnet, beruhigt, präzis und geradlinig, ist bemerkenswert. Spielen sie auch am Freitag gegen die ZSC Lions auf diesem Niveau, dann haben sie gute Chancen auf den fünften Sieg in Serie und am Dienstag in Lugano auf ein Weiterkommen im Cup.
Vor einem Jahr kassierte der SCB im 15. Saisonspiel gegen Lugano eine 0:2-Heimniederlage und rutschte mit 18 Punkten auf den 9. Platz ab. Jetzt sind die Berner nach dem 15. Spiel, wiederum gegen Lugano, mit 28 Zählern aus 15 Spielen in die Spitzengruppe der Liga zurückgekehrt. War vor einem Jahr die Pleite gegen Lugano der Anfang der Krise, so markiert nun der 3:2-Sieg zumindest vorerst das Ende der Tage des Zweifels und der von SCB-General Marc Lüthi verbreiteten Hektik.