Das Foto zeigt Kristen Lindsey, sie steht in einem Gebüsch, stolz hält sie einen Pfeil in den Händen, an dessen Ende ein Kater baumelt. Das Geschoss hat sich durch den Kopf gebohrt. Offenbar hatte Lindsey keine Zweifel, das Richtige getan zu haben.
Sie arbeitete als Tierärztin in Brenham, Texas. Und dachte wohl, es mit einem Streuner zu tun zu haben. Schuss, Treffer. Sie postete das Foto offenbar auf ihrer Facebook-Seite und schrieb: «Nur ein wilder Kater mit einem Pfeil im Kopf ist ein guter Kater! Preis für die beste Tierärztin des Jahres ... mit Freude entgegengenommen.»
Pet Cat Murdered By Kristen Lindsey. #Evil #StopAnimalAbuse #murder #Brentham #Texas pic.twitter.com/ipYP9zKnGU
— XiuXes (@XiuXes) 18. April 2015
Der Preis blieb ihr verwehrt. Das Foto ist mittlerweile nur noch als Screenshot auf anderen Seiten zu sehen, Lindsey hat ihre Facebook-Seite abgeschaltet. Kein Wunder: Ihr Posting löste einen heftigen Shitstorm aus, die Schimpfwörter sparen wir uns hier. Die Forderung jedenfalls war deutlich: Nie wieder dürfe sie mit Tieren zu tun haben.
Die Empörten organisierten sich. Sie gründeten die Gruppen «Polizei in Texas, bestraft Kristen Lindsey für Tiermisshandlung» und «Entzieht Kristen Lindsey die tierärztliche Lizenz». Die Identität des Katers war schnell geklärt, zumindest setzten einige eine Gruppe «Gerechtigkeit für Tiger» auf. Denn ein Kater namens Tiger war kurz vor dem Schuss als vermisst gemeldet worden. Es ist aber noch unklar, ob es wirklich der 6 Jahre alte Tigerkater eines älteren Ehepaares ist. Eine Frau, die in der Nachbarschaft des Paares auf Katzen aufpasst, wenn die Besitzer nicht da sind, war sich zumindest sicher, Tiger erkannt zu haben.
Tigers Freunde erreichten mit ihrem Aufruhr, dass Lindsey ihren Job verlor: Die Washington Animal Clinic von Brenham setzte sie vor die Tür, nachdem sich hunderte Anrufer beschwert hatten. «Wir verurteilen die Tat aufs Schärfste», teilte ein Sprecher der Klinik mit. Laut Medienberichten hat die Klinik auf ihrem Strassenschild bereits Lindseys Namen mit Klebeband überdeckt.
Möglicherweise droht Lindsey zudem ein Prozess. Der Sheriff von Austin County sagte, er werde den Fall der Staatsanwaltschaft übergeben. Eine örtliche Tierschutzgruppe setzte für Hinweise zur Aufklärung des Falls eine Belohnung von 7500 Dollar aus.
Es haben sich aber nicht alle von Lindsey abgewendet: Unter anderem die «Huffington Post» berichtete, dass manche ihrer Kunden zur Klinik kamen und Blumen brachten zu ihrer Unterstützung. Und es gibt eine Facebook-Seite: «Unterstützung für Kristen Lindsey». Am Samstagmittag hatten 25 Nutzer die Seite geliked.
Streunende Katzen sind immer wieder Anlass für Streit in Texas. Die Behörden wollen die Populationen eindämmen, da sie fürchten, die Tiere könnten Krankheiten übertragen. Dass sie es ernst meinen, bekam im Februar ein Mann in Gainesville zu spüren: Er wurde zu einer Geldstrafe von 900 Dollar verurteilt, weil er Streuner gefüttert hatte. Der Mann zog es aber vor, neun Tage im Gefängnis zu verbringen. Gott habe ihm befohlen, die Katzen zu füttern.