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Gilbert Gress darf nicht mehr im Fernsehen plaudern – hier sind 10 Tipps, damit ihm nicht langweilig wird

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SRF wechselt Experten aus

Gilbert Gress darf nicht mehr im Fernsehen plaudern – hier sind 10 Tipps, damit ihm nicht langweilig wird

Seit 14 Jahren analysiert der Elsässer mit seiner unverkennbaren Frisur Fussballspiele im Schweizer Fernsehen – nach der WM verschwindet Gilbert Gress von der Bildfläche. Was kann der 72-Jährige nach seinem unfreiwilligen Abgang mit der plötzlich vorhandenen Zeit anfangen?
26.04.2014, 11:5826.04.2014, 15:20
Ralf Meile
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Es ist eine Nachricht, die jeden zweiten Fussballfan freut: Gilbert Gress ist nach der Fussball-WM nicht mehr als Experte im Schweizer Fernsehen zu erdulden. Die andere Hälfte der Fans bedauert das Verschwinden. Denn ist ein Spiel noch so langweilig, der 72-Jährige mit Kultfrisur und -brille ist stets für einen guten Spruch gut.

Dass das SRF ihn abserviere, habe Gress getroffen, berichtet der «Tages-Anzeiger». «Die Enttäuschung ist gross», sagt der einstige Natitrainer der Zeitung. Das Fernsehen erneuert den Vertrag mit Gress nicht und begründet dies mit einer Fussballmetapher: «Es kommt zu vielen Trainerwechseln, Spieler geben ihren Rücktritt, Positionen auf dem Feld werden neu besetzt.»

Die Experten Gress und Wicky, Moderator Salzgeber (von links).
Die Experten Gress und Wicky, Moderator Salzgeber (von links).Bild: Keystone

Das sind die geplanten SRF-Wechsel

Neu sollen ab der kommenden Saison zwei Walliser die Spiele der Fussballnati begleiten – Moderator Rainer Maria Salzgeber und Ex-Nationalspieler Raphael Wicky als Experte. Das Duo Matthias Hüppi/Alain Sutter wird stattdessen von der Landesauswahl abgezogen und zur Betreuung der Champions League delegiert, gemeinsam mit Volker Finke. Der langjährige Trainer des SC Freiburg ist aktuell Nationaltrainer Kameruns.

Auch Benjamin Huggel darf sich künftig mit Champions-League-Fussball befassen; der Basler wird für die Analyse der Super-League-Spiele durch Gürkan Sermeter ersetzt. Wie Gilbert Gress wird künftig auch Hanspeter Latour nicht mehr am Fernsehen zu sehen sein. In der Europa League kommt weiterhin Andy Egli zum Zug.

Wie soll Gilbert Gress nun seine Zeit verbringen?

Von früher erzählen

Wer als regelmässiger SRF-Zuschauer noch nicht weiss, dass Gilbert Gress einmal ein erfolgreicher Trainer in Strasbourg und bei Xamax gewesen ist, sollte dringend einen Ohrenarzt konsultieren. Nichts macht Gress lieber, als von damals zu erzählen. «Isch weiss noch, wie wir da mit Samaags gegen Real Madrid gespielt haben, gell ...»

Meistercup 1986: Xamax schlägt Real Madrid auf der Maladière mit 2:0.Video: Youtube/sp1873

Rekrutenschule im Algerienkrieg

1961 musste Rekrut Gress in den Algerienkrieg einrücken. Davon hat er unlängst in einem watson-Interview erzählt. Schiessen habe er nie müssen, nur beinahe sei es bei einer Nachtwache dazu gekommen, erinnert er sich: «So gegen zwei Uhr hörte ich einen ohrenbetäubenden Krach. Ich dachte: ‹Jetzt ist es soweit.› Ich schrie nach dem Unterleutnant, Robert Budzynski, der wie ich Profi-Fussballer war, ‹Bud! Bud!› Er kam angerannt, zusammen mit dem Feldwebel, beide splitterfasernackt. Da standen wir drei, ich mit dem Maschinengewehr, Budzynski mit einer Lampe, der Feldwebel mit gar nichts.»

Rekrut Gress vor einem einem Armee-Jeep (1961).
Rekrut Gress vor einem einem Armee-Jeep (1961).Bild: Gilbert Gress

Noch mehr von früher erzählen

Gilbert Gress – vielleicht wissen Sie es nicht – war vor seiner Karriere als Fernsehexperte ein erfolgreicher Fussballtrainer. Unter anderem feierte er mit Strasbourg und Neuchâtel Xamax grosse Erfolge. Bitten Sie ihn darum, davon zu erzählen, wenn Sie ihm zufällig über den Weg laufen, er wird sich freuen. Beachten Sie bloss, dass sie zwei Tage lang keine Termine in Ihrer Agenda haben.

Meistercup 1987: Xamax schlägt Bayern München auf der Maladière mit 2:1.Video: Youtube/ZwoelfMagazin

Die Gesangskarriere wieder aufnehmen

In einem Paralleluniversum war Gilbert Gress auch ein erstklassiger Chansonnier. Erst kürzlich ist bei einer Aufräumaktion im watson-Estrich eine verstaubte LP aufgetaucht, die an unseren Freitags-Apéros jeweils für einen grossartigen musikalischen Rahmen sorgt:

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Bild: watson

Weiter von früher erzählen

Jüngeren Fussballfans sei gesagt: der alte Mann im Fernsehen war nicht immer alt und nicht immer nur im Fernsehen. Nein, Gilbert Gress stand auch selber auf dem Platz und war anschliessend ein erfolgreicher Trainer. Bei Strasbourg zum Beispiel oder bei Neuchâtel Xamax. Er würde so gerne darüber erzählen, aber dieser Moderator mit den violetten Hosen, dessen Dialekt er kaum versteht, fragt immer nur Sachen zu Arsenal, Barcelona oder Juventus Turin. Laden Sie Gress an Ihre nächste Grillparty ein und versprechen Sie ihm, nur über Würste, Strasbourg und Xamax zu plaudern.

UEFA-Cup 1978: Strasbourg fegt Elfsborg mit 4:1 aus dem Meinau-Stadion.Video: Youtube/sp1873
«Mein Leben für den Fussball»
Vor wenigen Tagen ist Gilbert Gress' Biografie erschienen. Bestellen kann man das 300 Seiten starke Werk beim «Giger Verlag».

Handys verkaufen

Mit 72 Jahren ist Gilbert Gress eigentlich alt genug, um nicht mehr arbeiten zu müssen. Aber kann die Welt auf einen Mann mit einem derart grossen Technologie-Fachwissen verzichten? Gress ist immerhin bis heute der einzige Mensch dem es gelang, mit seiner TV-Fernbedienung zu telefonieren. Glauben Sie nicht? Hier lesen Sie die Geschichte dazu.

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Anekdoten von früher erzählen

In der Champions League analysiert Gilbert Gress die Spiele der momentan besten Vereine Europas. Möglicherweise ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass er zwischendurch immer wieder etwas von «Strasbourg» oder «Xamax» nuschelt. Die Erklärung: Gress war früher ein erfolgreicher Trainer bei diesen beiden Klubs. Sein Fundus an Geschichten ist gross, zu jedem Training kann Ihnen der alte Trainerfuchs aus dem Stegreif fünf Anekdoten erzählen – und wie Äste an einem Baum zweigen von jeder Story wieder fünf neue ab.

UEFA-Cup 1982: Xamax ringt dem HSV auf der Maladière ein 0:0 ab.Video: Youtube/sp1873

Mit Coiffeuren ein ernstes Wörtchen reden

Endlich hat Gilbert Gress die notwendige Zeit, um den Haarkünstlern der Fussballstars ins Gewissen zu reden. All diese Gel-Frisuren von Cristiano Ronaldo und Co. – da stellt es einem Ästheten wie Gress mehr als bloss die Nackenhaare hoch! Der stets topfrisierte Elsässer könnte die Coiffeure davon überzeugen, den Superstars das «Haarkleid Gress» zu verpassen.

1966: Gress muss nach seinem Transfer zum VfB Stuttgart Haare lassen.Video: Youtube/ZwWdf

Sie und sich an damals erinnern und von früher erzählen

Blicken Sie in den Spiegel und seien Sie ehrlich: Vieles von dem was war, haben Sie vergessen. Kein Wunder, schliesslich ist mittlerweile an jedem der 365 Tage eines Jahres ein «Spiel des Jahres». Wie gut, dass Gilbert Gress ein Gedächtnis wie ein Elefant besitzt. Gerne wird er Ihnen von früher erzählen und wie das damals alles war. Denn er war – wussten Sie das überhaupt? – ein erfolgreicher Trainer in Strasbourg und Xamax. Dass die Geschichten von früher deshalb hauptsächlich solche von diesen beiden Klubs sind, darf Sie nicht stören. Diese beiden Vereine haben damals sowieso immer alles gewonnen und waren die Besten der Besten.

2010: Der Experte kennt sich selbst auf Zürcher Provinzfussballplätzen aus wie kein Zweiter. Auswendig könnte Ihnen Gress sämtliche Torschützen des FC Wettswil-Bonstetten in jener grandiosen Aufstiegssaison aufzählen.Video: Youtube/FCWettswilBonstetten

Nochmals Trainer sein

Neuchâtel Xamax hat sich nach den Wirren um Präsident Bulat Tschagajew und dem Absturz in die Anonymität des Regionalfussballs erholt. Die Rot-Schwarzen steigen im Sommer in die 1. Liga Promotion auf, immerhin die dritthöchste Spielklasse. Ein erstklassiger Trainer könnte dafür sorgen, dass es einen Durchmarsch in die Challenge League gibt. Ach, was soll die Bescheidenheit: In vier Jahren spielt Xamax wieder mit Real Madrid, wenn es sich ein viertes Mal seinem einzigartigen Ex-Trainer der 80er-Jahre anvertraut!

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