China
Gesellschaft & Politik

Chinesische Soldaten sollen bei Tiananmen-Niederschlagung gelacht haben

Gemäss US-Militärbericht

Chinesische Soldaten sollen bei Tiananmen-Niederschlagung gelacht haben

04.06.2014, 03:4604.06.2014, 08:24
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Am 10. Juni war der Platz des Himmlischen Friedens in der Hand der Armee.
Am 10. Juni war der Platz des Himmlischen Friedens in der Hand der Armee.Bild: Sadayuki Mikami/AP/KEYSTONE

Bei der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung auf dem Pekinger Tiananmen-Platz haben chinesische Soldaten gemäss US-Dokumenten lachend wahllos auf die Demonstranten geschossen. Ein bislang geheimer US-Militärbericht wurde nun 25 Jahre nach den Ereignissen in der Nacht zum 4. Juni 1989 freigegeben. 

Am Dienstag (Ortszeit) veröffentlichte das Nationale Sicherheitsarchiv an der George Washington University entsprechende Dokumente. Die Universität hatte die Freigabe juristisch erzwungen. 

Der Bericht des US-Militärs zeigt das Chaos, das damals in China herrschte. Unter anderem wird eine nicht genannte Quelle zitiert, die das Geschehen von einem Hotelzimmer am Tiananmen-Platz aus beobachtete und von einem «brutalen» Vorgehen der Sicherheitskräfte sprach. Ziel sei es gewesen, der Demokratiebewegung möglichst grosse Verluste beizubringen. 

Soldaten der 27. Armee, die nicht den Pekinger Dialekt sprachen und offensichtlich aus verschiedenen Provinzen eingezogen worden waren, «lachten und schossen wahllos auf Gruppen, denen sie begegneten», heisst es weiter. Noch vor der Offensive auf dem Tiananmen-Platz hätten Polizisten in Zivil in einem Restaurant Einzelpersonen festgenommen. 

Das Dokument zeigt aber auch, dass die Informationen damals lückenhaft und teilweise falsch waren. So wurde in einem US-Geheimdiensttelegramm am Tag nach der Niederschlagung eine Quelle zitiert, wonach der KP-Führer Deng Xiaoping gestorben sei. In Wahrheit starb Deng erst 1997. 

Vorfälle nicht aufgearbeitet

In der Nacht zum 4. Juni 1989 war die chinesische Armee mit Panzern gegen Studenten vorgegangen, die seit Wochen auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) für mehr Demokratie demonstriert hatten. Dabei wurden hunderte, möglicherweise sogar tausende Menschen getötet. Die Führung in Peking begründete das Vorgehen mit der Notwendigkeit, «Chaos» zu beenden. Bis heute lässt sie keine wirkliche Aufarbeitung der Vorfälle zu. 

Die chinesischen Behörden hatten im Vorfeld des Gedenkens an die blutige Niederschlagung der Proteste auch die Internetzensur weiter verschärft. So funktionierten Angebote des US-Konzerns Google praktisch nicht mehr. (rey/sda/afp) 

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