Um 20.07 Uhr geht in der Berliner Notrufzentrale der erste Anruf ein: Ein Augenzeuge meldet, dass ein Lastwagen in die Menschenmenge auf den Weihnachtsmarkt Breitscheidplatz gefahren sei. Innerhalb kürzester Zeit gehen unzählige weitere Anrufe ein, mehrere Augenzeugen liefern der Polizei wichtige Informationen.
Darunter auch folgendes Detail: Mehrere Personen wollen gesehen haben, wie der LKW-Fahrer – nachdem das Fahrzeug zum Stehen gekommen war – aus der Fahrerkabine sprang, um anschliessend die Strasse runter in Richtung Tiergarten zu flüchten. «Womöglich wollte er in der Dunkelheit Schutz suchen», erklärt Polizeisprecher Wenzel.
Doch nicht alle Augenzeugen sehen tatenlos dabei zu, wie sich der Verdächtige vom Tatort entfernt: Ein Mann nimmt zu Fuss die Verfolgung des vermeintlichen LKW-Fahrers auf – an seinem Ohr sein Telefon, am anderen Ende der Leitung die Berliner Polizei.
Mit dem nötigen Sicherheitsabstand verfolgt der Mann den Verdächtigen durch die Dunkelheit und gibt den Beamten fortlaufend die Position des Flüchtigen durch. Nach etwa zwei Kilometern kann der LKW-Fahrer schliesslich an der Siegessäule durch die Besetzung eines Streifenwagens gestoppt werden.
«Mit Hilfe dieses Zeugen war es uns möglich, den Verdächtigen zu fassen», erklärte Wenzel. «Diese Zivilcourage kann uns heute etwas Mut machen.» Allerdings stellte es sich am Dienstagmittag heraus, dass es sich offenbar um den falschen Mann handelt.
Festnahme an Siegessäule: Mutiger Zeuge führt die Polizei zum Todesfahrer https://t.co/LvH5yngD6h pic.twitter.com/PjgpXmyAgS
— WELT (@welt) December 20, 2016
Die «Welt» meldet unter Berufung auf hohe Sicherheitskreise, dass der Täter weiterhin auf der Flucht und bewaffnet sei. «Wir haben den falschen Mann», so zitiert die Zeitung einen ranghohen Polizeiführer. Die Bereitschaftspolizei und die Spezialkräfte seien informiert.
Ein Sondereinsatzkommando durchsuchte am Dienstagmorgen die Flüchtlingsunterkunft auf dem früheren Flughafen Tempelhof. Während der Razzia haben Ermittler vier Männer befragt, schreibt Zeit.de. Es wird vermutet, dass der Verdächtige in Berlins grösster Flüchtlingsunterkunft untergebracht war. Laut der «Welt» habe das SEK «eine erste heisse Spur». Offiziell bestätigt wurde dieser Einsatz bisher nicht.
Der Mann, der laut verschiedenen Medien Naved B. heisst, wird zur Zeit von den Ermittlern verhört. Ob es sich bei der festgenommenen Person tatsächlich um den Täter handelt, ist bisher noch nicht gesichert. (viw)