International
USA

Das gestohlene Fahrrad: Wie ein fataler Irrtum und eine unbedarfte Bewegung den unbewaffneten Ricardo Diaz Zeferino das Leben kosteten

Das gestohlene Fahrrad: Wie ein fataler Irrtum und eine unbedarfte Bewegung den unbewaffneten Ricardo Diaz Zeferino das Leben kosteten

15.07.2015, 09:5815.07.2015, 10:21
Mehr «International»

514 Menschen sind in den USA in diesem Jahr von Polizisten erschossen worden. Das ergeben aktuelle Berechnungen der Washington Post.

Bild
bild: screenshot/ washington post

Ricardo Diaz Zeferino gehört nicht zu den 500. Der 35-Jährige wurde bereits im Juni 2013 erschossen. Unbewaffnet. Bevor die Schicksale von Eric Garner, Michael Brown und Tamir Rice das Problem der Polizeigewalt in den Staaten endgültig in die Weltöffentlichkeit gerückt haben.

Blaulicht
AbonnierenAbonnieren

Am Dienstag nun hat die Los Angeles Times nach einem jahrelangen Rechtsstreit erreicht, dass ein Video, das die Tötung Zeferinos zeigt, veröffentlicht wird. Anwälte der Stadt Gardena wehrten sich vergeblich mit der Begründung, mit den Hinterbliebenen über 4,7 Millionen Dollar sei vereinbart worden, dass das Video unter Verschluss bleibe.

Opferorganisationen, Bürgerrechtler und Journalisten begrüssen den Erfolg vor Gericht, kritisieren aber, dass nach kalifornischem Recht Polizeivideos weiterhin problemlos unter Verschluss gehalten werden können. Der Zugang zu Dokumentationen tödlicher Polizeigewalt sei essentiell, um dem virulenten Problem zu begegnen. 

google maps

Achtung: Gewaltdarstellung 

Die Dashcam-Aufnahmen widerlegen nach Einschätzung von Experten die Behauptung der Polizei von Gardena, Zeferino habe eine Bedrohung für die Polizisten dargestellt. Auf den Bildern ist zu sehen, wie der 35-Jährige – trotz Aufforderung der Polizisten, die Arme zu heben – einige Schritte nach vorne macht, die Arme mehrmals senkt und hebt. Zeferino scheint verwirrt über die Aufforderung der Polizisten. Als Zeferino seinen Hut vom Kopf nimmt, drücken die drei Polizisten ab – der 35-Jährige wird von acht Kugeln durchbohrt und ist auf der Stelle tot. Querschläger verletzen einen seiner Freunde.  

Die Polizisten wurden zuvor wegen eines Diebstahls an den Tatort gerufen: Ein Fahrrad sei vor einem Geschäft in Gardena, zwanzig Autominuten südlich von Los Angeles, gestohlen worden. Fatal war, dass der zuständige Beamte einen Überfall («Robbery») meldete – die Polizei ging von einem bewaffneten Täter aus. 

Ironie des Schicksals: Das gestohlene Fahrrad gehörte Zeferinos Bruder, der 35-Jährige unterstützte ihn in dieser Nacht bei der Suche.

Tödlicher «Golden State»

In Kalifornien sitzen die Waffen bei den Gesetzeshütern besonders locker. In absoluten Zahlen ist der grösste Bundesstaat auch der tödlichste, prozentual liegt er immerhin noch auf Platz 12. Diese Zahlen ergeben sich aus einer Statistik des «Guardian», die nicht nur Schusswaffenopfer, sondern allgemein Opfer tödlicher Polizeigewalt erfasst. (wst)

Bild
bild: screenshot/theguardian

Proteste gegen Polizeigewalt in den USA

1 / 12
Proteste gegen Polizeigewalt in den USA
Proteste am Foley Square in New York.
quelle: x03476 / elizabeth shafiroff
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
Nach der Bundeshaus-Schleglete hauen in der Bürgenstock-«Arena» alle auf die SVP ein
Peinlich für das Parlament, ja die ganze Schweiz, sei der Eklat im Bundeshaus diese Woche gewesen, finden von FDP bis Grüne alle in der «Arena» zur Ukraine-Friedenskonferenz. Warum man den Fernseher trotzdem mit einem stolzen Gefühl ausschalten konnte.

Was für eine wunderschöne Sendung! Als Schweizerin konnte man (mit einer kleinen Ausnahme) beim Schauen der SRF-«Arena» endlich mal wieder Stolz empfinden. Dieser Stolz kam nicht nur aufgrund des hochkarätigen Line-ups des Abends auf, das wie folgt aussah:

Zur Story