Jonas Schenker von der Sternwarte Schafmatt im Aargau weiss schon ziemlich genau, was los ist. «Es treffen bei uns laufend Meldungen ein, offenbar ist ein Meteor über der Schweiz geflogen». Sachlich erklärt er, dass es sich beim Meteor um einen sogenannten Boliden handeln dürfte. Ein Objekt, das eine Grösse von 2-3 Zentimetern bis Faustgrösse erreichen kann.
Normalerweise verglühen kleine Meteoriten ausserhalb der Atmosphäre. Bei etwa 100 Kilometern Entfernung entsteht durch die Ionisierung ein leuchtender Lichtschweif.
Deutschen Experten zufolge dürfte es sich um eine sogenannte «Feuerkugel »handeln. Das sind grössere Meteoriten, die beim Verglühen besonders hell aufleuchten.
Um 20.44 Uhr sei der Meteor für fünf bis sechs Sekunden am Himmel zu sehen gewesen. Eine spezielle Kamera habe das Phänomen festgehalten. Zudem hätten bis um Mitternacht rund 15 Augenzeugen die FMA per Meldeformular kontaktiert. Auch bei der Polizei gingen von Süddeutschland über Zürich und Aargau bis in den Kanton Solothurn Meldungen ein.
#Meteor über Winterthur... wo der wohl runtergekommen ist...
— Manuel Aeberli (@the_street_ch) 15. März 2015
Mutmasslicher #Meteorit #Feuerball von gestern Ahmd in unseren Kameras in Gais AR und Himmelsaufhellung in Sattel SZ https://t.co/XAyHA6w8FM
— Jörg Kachelmann (@Kachelmann) 16. März 2015
@zeitungsjunge Hat sich in der Region Tsüri wie Feuerwerk angehört. #Meteorit #Sternschnuppe”
— nadine woodtli (@NadineWoodtli) 15. März 2015
Vor ein paar Minuten ziemlich hell #Meteor oder #Meteorit gegen Ost/Südost gesehen. Wo kam der runter? #Trier
— Heiko Zimmermann (@h3z1) 15. März 2015
Noch kann man nicht sagen, ob der Meteor ganz verglüht ist, oder ob ein Teil davon auf der Erdoberfläche aufgeprallt ist. Jonas Schenker ist bei aller wissenschaftlichen Gelassenheit aber schon anzumerken, dass es sich hier um ein spezielles Ereignis handeln könnte. Dass Teile von Kometen oder Asteroiden in die Erdatmosphäre eindringen und eine Leuchtspur hinterlassen, geschieht laut Schenker jede Nacht hundertfach. «Uns hier in der Sternwarte Schafmatt ist aber kein Fall bekannt, wo ein Meteor von Donnergeräuschen begleitet worden ist.»
Das könnte darauf hinweisen, dass das Flugobjekt tatsächlich sehr nahe bei uns heruntergekommen ist. In der Regel verdampfen Meteore in 70 bis 100 Kilometern Höhe vollständig. Jener vom Sonntagabend dürfte sich der Erdoberfläche bis auf rund 20 Kilometer genähert haben.
20 Minuten Online berichtet von einem Leser, der auf seiner Terrasse in Schöftland (AG) faustgrosse schwarze Gesteinsbrocken gefunden hat. Vier dieser Steine seien in seinem Garten gelegen, so der 19-Jährige. Er habe keine andere Erklärung dafür, als dass sie von dem Meteor stammen, der am Sonntagabend über der Schweiz, Süddeutschland und dem Tirol zu sehen war. Falls dies zutrifft, so handelte es sich bei dem Feuerball nicht um einen Meteor, sondern um einen Meteoriten – einen Meteor also, der die Erde erreicht.
Der Meteoriten-Sammler Beat Booz, Mitglied der Fachgruppe Meteorastronomie, zeigte sich laut Medienbericht skeptisch. Die Steine sähen nicht wie typische Meteoriten aus.
Laut Schenker von der Fachgruppe Meteorastronomie sei nicht auszuschliessen, dass einige Bruchstücke des gestrigen Meteors nicht vollständig in der Atmosphäre verglühten, sondern im freien Fall den Boden erreichten. «Wo dies der Fall hätte sein können, ist noch Gegenstand der laufenden Ermittlungen.»
Letztlich handelt es sich bei diesem Boliden um eine überdimensional grosse Sternschnuppe. Und somit darf sich die Schweiz also auch etwas überdimensional Grosses wünschen!
Auf www.meteorastronomie.ch werden laufend Meldungen und Fotos vom Meteoriten hochgeladen. Mehrere Augenzeugen filmten oder fotografierten den Meteoriten und stellten Bilder und Videos online:
Komet in der Nähe von Tuttlingen pic.twitter.com/FNZXZFN3El
— Stefan Sauter (@StefanSauter2) 15. März 2015
(voi/dhr/trs/sda)