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Schweizer Kampfstiefel: Genäht für zwei Franken pro Stunde

Die Schweizer Armee lässt in Rumänien zehntausende Militärstiefel herstellen.
Die Schweizer Armee lässt in Rumänien zehntausende Militärstiefel herstellen.screenshot: srf

Zwei Franken Stundenlohn – so lässt die Schweizer Armee ihre Militärstiefel nähen

17.11.2016, 03:0117.11.2016, 13:12
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300 Franken brutto – so hoch ist der Mindestlohn in Rumänien. Und genau diesen Lohn verdienen die Arbeiterinnen, die im Norden des EU-Staates die Militärstiefel für die Schweizer Armee herstellen, wie die «Rundschau» von Mittwochabend berichtet. Ein Salär von nicht mal zwei Franken pro Stunde.

Das reicht auch in Rumänien nicht, um eine Familie über die Runde zu bringen. Reporter der «Rundschau» sprachen mit mehreren Arbeiterinnen der Fabrik und kamen zum Schluss, dass ein Grossteil von ihnen Kredite aufnehmen muss, um überhaupt über die Runden zu kommen. 

80'000 Stiefel hat die Schweizer Armee laut «Rundschau» bei der italienischen Firma AKU bestellt, doch diese hat ihre Produktionsstätten in Rumänien. Jedes Jahr sollen jetzt weitere 25'000 Stiefelpaare hinzukommen.

Kritik an der Beschaffung

Das Schweizer Beschaffungsgesetz sieht momentan nur die Einhaltung von Mindeststandards vor. Zum Beispiel das Verbot von Kinderarbeit. Trotzdem: Die Beschaffung der Militärstiefel zum Tiefstpreis stösst auf Kritik.

Die Schweizer Regierung als Käufer bestimme die Vorgabe für den Kaufpreis und damit auch, was die Arbeiterinnen verdienen, sagt Corina Ajder von der NGO «Clean Clothes Campaign». Die Schweiz nutze die tiefen Mindestlöhne in Rumänien aus. 

Es könnte ein Beschaffungsgesetz eingeführt werden, dass die sozialen Standards gleich gewichten würde wie den Preis. In der EU ist ein solches Gesetz bereits in Kraft, in der Schweiz nicht. 

Die Direktorin der Fabrik lässt jegliche Kritik an sich abprallen. «Der Lohn entspreche dem rumänischen Mindestlohn», sagt sie gegenüber der «Rundschau», «nicht wir haben den Mindestlohn festgelegt, sondern das rumänische Parlament.»

Armasuisse, welche im Auftrag der Armee die Kampfstiefel einkauft, will sich zur Kritik nicht äussern. Man setze nur die bestehenden Gesetze um, heisst es. (cma)

Falls du keine Lust hast, in diese Billig-Schuhe zu steigen: Hier die besten Ausreden, um nicht ins Militär zu müssen

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95 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MaraRama
17.11.2016 07:00registriert Juni 2015
Jeder will faire Löhne aber niemand will viel für Bekleidung und Schuhe zahlen... Überlegt euch mal wieviel eure Schuhe, die ihr gerade trägt, gekostet haben und überlegt euch, wer wieviel daran verdient hat... die NäherInnen ganz bestimmt am wenigsten...
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sailinj
17.11.2016 06:05registriert November 2014
Liebe Watsons, in diesem Fall ist es nicht nur die Armee welche den Schuh kauft: Transa führt den Bergschuh ganz normal im Sortiment und andere bekannte Bergsport-Anbieter loben die Marke generell für ein "super Preis- / Leistungsverhältnis"... Der Bericht ist etwas einfach geraten, denke das Problem ist etwas grösser...
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Findolfin
17.11.2016 07:12registriert Februar 2015
Ja und wenn ich dann als Militärangehöriger die Stiefel (aus Gründen) ersetzen muss, bezahl ich gantiert über 200.00 Franken...
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