Es ist angerichtet: Bei perfekten Bedingungen, strahlendem Sonnenschein und hohem Wasserstand stellen sich die bescheidenen Zürcher Langstrassen-Piraten (die Q & der rasende Holländer) den Aargau-Spiessern*. Bei den Aargauern geht es um Leben und Tod, bei uns um viel mehr.
Die Regeln sind schnell erklärt: Wer zuerst in Gebenstorf ohne Kollateralschaden ankommt, dem gebührt Ehre, Respekt und vier Fantastillionen Euro (umgerechnet sieben Franken fünfzig). Betrügen erlaubt, sogar erwünscht. Und zu unserem Vorteil müssen wir heute keine Surfersprache mehr verwenden. Ahoi!
Dass es um viel geht, zeigt bereits die Ausrüstung. Für welche Liste man sich entscheidet, liegt im Ermessen der Fahrer:
Während die Spiesser* aus dem Aargau in ihrem Gummiboot einen Holzboden (sie haben tatsächlich einen Boden aus Holz!) verlegen, flicken wir mit Klebeband die letzten Löcher unseres Seahawks. Etwas Luft entweicht dennoch, aber dafür haben wir ja eine Pumpe dabei. Immer.
Es geht los: Mit unseren von Bier und Pizza gestählten Körpern stechen wir in die Reuss. Dank der geübten Zürcher Arroganz können wir den Spiessern* einen gewissen Vorsprung lassen. Aber sonst wüssten wir ja sowieso nicht, wo wir durchfahren müssen.
Während die Spiesser* mit ihrer ganzen Routine im Rhythmus davonziehen wie Cäsars Wasserburschen, lassen wir uns stattdessen gemütlich vom Fluss leiten und verdauen dabei die Burger vom Mittagessen (mehr Gewicht = schneller). «Für was braucht man Paddel auf dem Fluss?», denken wir uns.
Zehn Minuten auf der Reuss, und wir wissen warum nicht-paddeln eher suboptimal ist. Dieser knifflige Fluss hat sogar Kurven und die unfairen Spiesser* haben uns nicht davor gewarnt – charakterlose Lappen. So machen wir ein erstes Mal Bekanntschaft mit der schönen Aargauer Natur. Aber seht (und vor allem hört Linus' charmantes Lachen) selbst.
Das gegnerische Team (die Spiesser*, falls noch nicht erwähnt) hat trotz unserer taktisch eingesetzten Lupenangriffen schnell einen grossen Vorsprung (sie verzichten sogar aufs Fischen – diese Snobs). Auch die Enten lassen uns am Tag der Entscheidung im Stich. Gibt es im Aargau eigentlich keine Enten?!
Dank unseres guten Verhältnisses zu Gott (Zlatan Ibrahimovic) werden unsere Gebete später zum Glück doch noch erhört und das Schicksal schlägt sich auf unsere Seite: Die Spiesser* erleiden einen Paddelbruch. Yeah Brah!
Wir nutzen die Gunst der Stunde, holen auf und landen mit einer gezielten Schnurattacke einen Volltreffer. Schnell und unbemerkt verbindet Linus die beiden Boote. Und aus uns bis heute unerklärlichen Gründen, entwickelt sich ab diesem Zeitpunkt ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen. Keiner kann sich richtig vom Gegner lösen.
Tatsächlich gelingt es bis zum Schluss keinem, sich abzusetzen. Es ist, als wären wir aneinander gebunden. Doch unsere In-Boot-Aufpump-Taktik, gespickt mit sportlichen Paddelschlägen in Richtung der Spiesser*, scheint sich als Erfolgsrezept zu etablieren.
Zum Schluss gibt uns Kapitän Varga von den Spiessern* noch einen kleinen Tipp. Wenn wir es nicht rechtzeitig vom Fluss schaffen, kann es bei der kommenden Schleuse lebensgefährlich werden. Danke, Kapitän Varga. Doch Angstmacherei hat bei uns noch nie geklappt, wir retten ein paar Hundertstel ins Ziel, bringen den Sieg ins Trockene (was für ein sagenhaftes Wortspiel) und werden von einer Meute frenetischer Fans in Gebenstorf empfangen.
Für all jene, welche sich nun auch für eine Gummiboottour entscheiden, haben wir eine paar Dos und Don'ts in eine Liste verpackt (weil Listen sind toll):
*Namen der Redaktion bekannt, aber wir nennen sie lieber Spiesser