Wissen

Antarktis-Expedition unter Schweizer Leitung sticht für drei Monate in See

Team members are photographed on board the Akademik Treshnikov, a Russian research vessel in Cape Town, South Africa, Tuesday, Dec. 20, 2016 prior it's departure for the Antactic. It's aim i ...
Ein Erinnerungsbild bevor das Forschungsschiff ausläuft.Bild: Dean Hutton/AP/KEYSTONE

Antarktis-Expedition unter Schweizer Leitung sticht für drei Monate in See

20.12.2016, 15:5920.12.2016, 16:16
Mehr «Wissen»

Am Dienstag hiess es «Leinen los» für die grosse Antarktis-Expedition mit rund 60 Forschenden aus 30 Ländern. Während drei Monaten werden sie an Bord des Forschungsschiffs «Akademik Tryoshnikov» den Südpol umrunden und diese entlegene, aber wichtige Erdregion genauer erforschen.

«Am Ende werden wir aber ein umfassenderes Bild dieses Erdteils haben»
Team members wave from the deck aboard the Akademik Treshnikov, a Russian research vessel in Cape Town, South Africa, Tuesday, Dec. 20, 2016 on it's departure for the Antactic. It's aim is t ...
Winken zum Abschied.Bild: Dean Hutton/AP/KEYSTONE

An Bord werden 22 Forschungsprojekte durchgeführt, vier davon unter Schweizer Federführung. In leitender Funktion dabei sind die ETHs Zürich und Lausanne, die Universität Genf und das Paul Scherrer Institut (PSI). «Wir haben die Projekte nach ihrem wissenschaftlichen Potenzial ausgewählt», erklärte David Walton, «Chief Scientist» der Antarctic Circumnavigation Expedition (ACE) an einem Medienanlass in Kapstadt am Dienstag.

Das Schiff sei wohl nie für so viele Wissenschaftler auf einmal gedacht gewesen, aber letztlich habe man alle untergebracht, so Walton weiter. «Es ist eine interessante Mischung von Projekten. Manche scheinen nicht zusammenhängend. Am Ende werden wir aber ein umfassenderes Bild dieses Erdteils haben.» Der südliche Ozean mache zehn Prozent der Weltmeere aus und sei als CO2-Senke für das globale Klima von zentraler Bedeutung.

«Die Pole sind essenziell für das Klimagleichgewicht, aber gleichzeitig sind Veränderungen dort am offensichtlichsten.»
Team members arrive with luggage to board the Akademik Treshnikov, a Russian research vessel, in Cape Town, South Africa, Tuesday, Dec. 20, 2016 prior it's departure for the Antactic. It's a ...
Einschiffen.Bild: Dean Hutton/AP/KEYSTONE

Initiative des Schweizer Polarinstituts

Die ACE ist das erste Projekt des erst kürzlich gegründeten Schweizer Polarinstituts. «Die Temperaturen in den Alpen steigen. Wir sehen uns in den alpinen Regionen ähnlichen Herausforderungen gegenüber wie in den Polarregionen», sagte Krystyna Marty Lang, stellvertretende Staatssekretärin des Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten. Dadurch erkläre sich das Interesse der Schweiz an diesen entlegenen Regionen mit ihrer extremen Umwelt.

Ziel der Antarktis-Expedition ist, die Auswirkungen von Umweltveränderungen und -verschmutzung auf den südlichen Ozean zu messen. Dabei geht es beispielsweise um Mikroplastik, Plankton, Stoffkreisläufe und Wechselwirkung zwischen Atmosphäre und Ozean.

«Jeder Wissenschaftler an Bord hat sicher ein Dutzend Fragen im Gepäck.»
Julia Schmale, Principle Investigator of Atmospheric Sciences, checks equipment on board the Akademik Treshnikov, a Russian research vessel in Cape Town, South Africa, Tuesday, Dec. 20, 2016 prior it& ...
Julia Schmale vom PSI: «Wenn wir Erfolg haben, werden wir sicher mit noch mehr Fragen zurückkommen.»Bild: Dean Hutton/AP/KEYSTONE

«Die Pole sind essenziell für das Klimagleichgewicht, aber gleichzeitig sind Veränderungen dort am offensichtlichsten: Dort sind die grössten Temperaturunterschiede gemessen worden», erklärte Philippe Gillet, Vizepräsident der ETH Lausanne (EPFL) und Direktor ad interim des Schweizer Polarinstituts gemäss einer Mitteilung desselben vom Dienstag.

«Jeder Wissenschaftler an Bord hat sicher ein Dutzend Fragen im Gepäck», sagte Julia Schmale vom PSI, die eines der Projekte an Bord leitet. «Wenn wir Erfolg haben, werden wir sicher mit noch mehr Fragen zurückkommen.»

Schweizer Polarforschung hat Tradition

Das Forschungsengagement der Schweiz in den Polarregionen hat eine lange Tradition und soll mit dem Polarinstitut, das mehrere Schweizer Forschungsinstitute verknüpft, global sichtbarer werden. Ermöglicht wurden das Schweizer Polarinstitut und die ACE unter anderem dank einer grosszügigen Spende des Unternehmers und Abenteurers Frederik Paulsen, auf den auch die Idee der Antarktis-Umrundung zurückgeht.

Wissen
AbonnierenAbonnieren

Die Expedition soll voraussichtlich im März enden, nach drei etwa einen Monat dauernden Etappen rund um den Südpol. Damit ist die Antarktis-Forschung aber noch lange nicht abgeschlossen: Neben der Analyse der Proben, die die Forschenden von der Expedition mitbringen, laufen auch die Vorbereitungen für ein anderes Forschungsprojekt, an dem unter anderem die Universität Bern massgeblich beteiligt ist und die voraussichtlich Ende 2017 beginnt.

Dabei geht es darum, das älteste Eis der Welt zu finden und mithilfe von Eisbohrkernen die Klimageschichte der letzten 1.5 Millionen Jahre rekonstruieren. Die Universität Bern gehört zu den führenden Institutionen weltweit bei der Eisbohrkernanalyse und ist ebenfalls am Polarinstitut beteiligt. Kürzlich stellte die Hochschule einen eigens entwickelten Eisbohrer vor, der für Probebohrungen auf der Suche nach dem ältesten Eis verwendet werden soll. (whr/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Themen
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Vogelgrippe bei Kühen in den USA – die wichtigsten Fragen und Antworten

Eine US-Lebensmittelkontrolle hat ergeben, dass Bestandteile des gefährlichen Vogelgrippevirus A (H5N1) sich in der Supermarktmilch befinden. Für die Kontrolle sind die Mitarbeitenden der Gesundheitsbehörde durchs ganze Land gereist – mit erschreckendem Resultat: Jede fünfte Probe wies Bestandteile des Virus auf.

Zur Story