Mäuse, die zuckerreiche Nahrung in flüssiger Form bekommen, nehmen mehr an Gewicht zu und verzehren mehr Kalorien als Artgenossen, die feste zuckerreiche Nahrung fressen. Das zeigt eine Studie von deutschen und Schweizer Forschern auf. Einiges deutet darauf hin, dass es beim Menschen ähnlich ist.
Der Konsum von Zucker habe in westlichen Ländern dramatisch zugenommen, schreibt das Team um Yvonne Ritze von der Universität Hohenheim in Stuttgart im Fachjournal Plos One. Insbesondere mit Zucker gesüsste Getränke scheinen Übergewicht zu begünstigen.
Ob die Aufnahmeform des Zuckers eine Rolle spielt, testeten die Forschenden an Mäusen. Sie verfütterten den Tieren entweder eine frucht- oder kristallzuckerreiche Nahrung, jeweils in flüssiger oder fester Form. Eine Kontrollgruppe wurde normal gefüttert.
Die Resultate zeigen, dass die Mäuse mit der flüssigen Kristallzuckerdiät (Saccharose) nach acht Wochen mehr an Gewicht zugenommen hatten als Mäuse mit fester Zuckerdiät oder Normalnahrung. Mäuse mit flüssiger Fruchtzuckerdiät (Fructose) legten nicht an Gewicht zu, zeigten jedoch Ansätze einer Fettleber, was zu Leberschäden führen kann.
Die Studie zeige auf, dass die Aufnahmeform vermutlich eine grössere Rolle spielt als die Art des Zuckers, schreiben die Forschenden. Die Resultate legten somit nahe, dass ein hoher Konsum von kristallzuckerreichen Getränken das Risiko für Übergewicht und Fettleber erhöht.
Dies legen auch weitere Tests nahe: Die Forscher hatten ebenfalls untersucht, ob die Produktion bestimmter Vorstufen von Transportermolekülen für Zucker erhöht ist. Dies nicht nur an Mäusen, sondern auch an Proben aus dem Dünndarm von Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas), die am Adipositas-Zentrum Ostschweiz in Rorschach SG für einen Magen-Bypass operiert worden waren.
Dabei zeigte sich, dass diese Zuckertransporter-Vorstufen (mRNA) bei Mäusen mit einer flüssigen Kristallzucker-Nahrung vermehrt produziert wurden. Das Gleiche wurde auch bei übergewichtigen Menschen im Vergleich zu Normalgewichtigen beobachtet. Dies könne bedeuten, dass der Dünndarm mehr Zucker aufnimmt – was eine Gewichtszunahme begünstigen könnte, erklärte Ritze auf Anfrage.
Die flüssige Zuckerdiät beeinflusste überdies ein bestimmtes Sättigungshormon bei den Mäusen. Eigentlich müsste das Hormon den Appetit zügeln, was es aber bei Mäusen mit flüssiger Zuckernahrung nicht tat. Dies sei interessant, findet die Ernährungsmedizinerin: Normalerweise frässen Mäuse nämlich weniger festes Futter, wenn sie zugleich eine fruchtzuckerreiche Trinklösung bekommen.
Mit der kristallzuckerhaltigen Lösung gelinge ihnen dieser Ausgleich nicht – offenbar versage hier die Stoffwechsel-Regulation. Es gebe eine ähnliche Studie auch beim Menschen. Somit bestehe die Gefahr, dass kalorienreiche Süssgetränke zusätzlich zur täglichen Nahrung aufgenommen werden, ohne dass eine ausreichende Regulation der Energiezufuhr über Sättigungshormone stattfindet. (rar/sda)