Bislang betreiben von den Schweizer Profi-Teams nur die ZSC Lions, Lugano, Ambri Langenthal und der HC Thurgau ein Frauen-Team auf höchstem Niveau. Das scheint sich nun aber langsam zu ändern.
Bereits vor der Saison hat der SC Bern angekündigt, künftig im Fraueneishockey mitmischen zu wollen. Das Team von BOMO Thun soll ab der Saison 2023/24 in die SCB-Strukturen integriert werden, womit die Berner erstmals eine Mannschaft in der Women's League hätten.
Heute fand die SCB-Medienkonferenz statt. Beat Brechbühl, Marc Lüthi, Raeto Raffainer und COO Rolf Bachmann informierten zur kommenden Saison.#scb #scbern #medienkonferenz https://t.co/zZeVshPZlF
— SC Bern (@scbern_news) August 29, 2022
Nun gesellt sich auch Schweizer Meister EV Zug zu den Inte-ressenten der Frauenliga. Die Zentralschweizer wollen aber nicht in der 4. Liga starten und sich über Jahre nach oben arbeiten müssen, sondern beantragen gleich einen direkten Platz in der Women's League.
EVZ-CEO Patrick Lengwiler sagt gegenüber der «Luzerner Zeitung»: «Wenn man eine Frauenbewegung auslösen möchte, sollte man diesen mutigen Schritt gehen.» Er erhofft sich von diesem Schritt auch eine erleichterte Suche nach Sponsoren und Vermarktungsmöglichkeiten für das Frauen-Team. Lengwiler gibt zu: «Wir haben in den letzten Jahren zu wenig für den Frauensport getan.»
Der EVZ hatte bis 2007 ein Frauenteam. Dieses wurde 2007 aufgelöst, weil es nicht mehr genügend Spielerinnen stellen konnte. Ob der Wunsch des EVZ nach einem direkten Einstieg in die Women's League in Erfüllung geht, hängt vom Entscheid der Swiss Ice Hockey Federation (SIHF) ab. Dieser wird Ende Oktober erwartet.
Während in der National League Frauen-Teams geplant werden und teure Ausländer bereits gekauft wurden, versinkt die Swiss League immer tiefer in der finanziellen Misere.
Die Gründe dafür sind vielschichtig. Einerseits hat die Coronavirus-Pandemie ihren Teil dazu beigetragen, dass viele Swiss-League-Klubs bereits finanziell angezählt waren. Andererseits hat die Aufstockung der National League auf 14 Teams dem Unterhaus mit Ajoie und Kloten zwei wichtige, publikumsstarke Teams entzogen. Überdies hat sich die Swiss League selbst verspekuliert. Die Teams der zweithöchsten Schweizer Liga glaubten, aus der eigenen Vermarktung mehr Profit zu erzielen als die 380'000 Franken pro Klub, die sie bislang von der National League erhielten. Diese Annahme flog den Klubs um die Ohren und so klafft nun in den meisten Kassen ein grosses Loch.
Die Verzweiflung ist spürbar. «Diese Saison ist ein reiner finanzieller Überlebenskampf. Der freiwillige Abstieg ist ein denkbares Szenario», sagt etwa Verwaltungsratspräsident Rolf Löhrer vom EHC Winterthur gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Auch der SC Langenthal denkt Berichten zufolge über einen Rückzug aus dem Profibetrieb nach. Und Visp soll gar schon einen allfälligen Wechsel in die benachbarte italienische Liga geprüft haben.
Patrick Reber, Geschäftsführer beim EHC Olten, sagt: «Es war ein Fehler, die Swiss League von der National League zu trennen. Wir müssen wieder enger zusammenwachsen.» Genau das soll nun auch passieren. Eine Taskforce um National-League-Direktor Denis Vaucher, Swiss-League-Direktor Pascal Signer und SIHF-Geschäftsführer Patrick Block sucht nach Lösungen für die Vermarktungsprobleme in der Swiss League.
Diese würden aber wohl spätestens ab der nächsten Saison zur Verfügung stehen. Obwohl Vaucher zugibt, dass die Aufstockung der National League ein Fehler war, steht eine Reduktion nicht zur Debatte. «Ich weiss nicht, ob ein Club aktuell den Abstieg überstehen würde. Die Swiss League bietet dafür zurzeit keine wirtschaftlichen Perspektiven mehr», sagt der Ligadirektor.
Das Ziel der Taskforce ist es, auch die Saison 2023/24 im Unterhaus mit zehn Teams in Angriff zu nehmen. Ob bis dahin noch alle zehn aktuellen Swiss-League-Klubs existieren, steht in den Sternen geschrieben.
Einen Blick auf die sportliche Ausgangslage in der National League wollen wir doch auch noch werfen. Dort haben alle Teams ausser die ZSC Lions knapp ein Fünftel aller Regular-Season-Spiele hinter sich. Und die Tabelle sieht immer noch ziemlich überraschend aus.
Genf an der Spitze ist keine Sensation, schliesslich haben die Westschweizer die besten Ausländer der Liga, ein durch und durch starkes Kader mit soliden Goalies. Dass Ambri und Rapperswil die ersten Verfolger der Servettiens sind, überrascht schon eher. Gerade der HCAP überzeugt mit einer wuchtigen Offensive und hat in zehn Spielen bereits 39 Tore erzielt.
Enttäuschend ist der Saisonstart von Meister EV Zug, der defensiv äusserst anfällig wirkt und bislang auch von Torhüter Leonardo Genoni nicht gerettet werden konnte. Fribourg spielt extrem gut, schafft es jedoch nicht, die eigene Überlegenheit in Tore umzumünzen.
Bei Lausanne und Lugano passt derzeit noch wenig zusammen. Lugano hat den Trainer bereits gewechselt und Chris McSorley dementsprechend in die Wüste geschickt. Lausannes John Fust ist der nächste Wackelkandidat. Sollten sich diese zwei Teams erwartungsgemäss noch steigern, wird sich das bislang über seinen Verhältnissen spielende Ajoie bald zur Kellermeisterschaft mit Langnau und Kloten gesellen.
Ein weiteres Thema, das fast jedes Wochenende diskutiert wird, sind die TV-Übertragungen und Zusammenfassungen. Seit dieser Saison hat die SRG überhaupt keine Live-Rechte mehr für die National League. Und auch Zusammenfassungen werden im Schweizer Fernsehen kaum gezeigt, stattdessen fokussiert das SRF im Eishockey auf Hintergrundberichterstattung.
Die Spielzusammenfassungen gibt es bei MySports und TV24 sowie auch beim Blick und in der National-League-App (mit gewissen technischen Mankos) zu sehen. Viele Fans in der watson-Kommentarspalte und anderswo bemängeln die Highlight-Sendungen, weil sie nicht alle Tore zeigen und die Zusammenfassungsvideos wegen mangelhafter Qualität.
Auch mein Eindruck. Ist leider nicht Optimal.
— Matthias Kunz (@znuk_ch) October 9, 2022
Ich möchte alle Tore plus gute Chancen sehen. Nicht jedes mal Expertengelaber über irgendein Nicht-Thema. @MySports_CH
Dem schliesse ich mich an. Zusammenfassungen waren bei @srfsport viel besser @MySports_CH
— Thierry G. (@ThierryG92) October 9, 2022
Auch der Samstagabend auf MySports wird immer wieder diskutiert. Dort setzt der Pay-TV-Sender von Sunrise neu auf ein «interaktives Studio». Konkret bedeutet das: Ein Kommentator und ein Experte sitzen den ganzen Abend in ihrer Kommentatoren-Kabine. Von dort kommentieren sie das Spiel, analysieren Szenen und beantworten Fragen, die sie von einem Social-Media-Redaktor zugespielt bekommen. Auf eine herkömmliche Studiosendung wird verzichtet.
So funktioniert unser neues interaktives Studio. 😍📺
— MySports (@MySports_CH) September 17, 2022
Wie gefällt euch der neue Hockey-Samstag? 🤔#IchbinFan | @NLch_official pic.twitter.com/CrCfXeeDLV
Das scheint den Hockey-Fans in der Deutschschweiz nicht zu passen. In den sozialen Medien hagelt es Kritik.
@MySports_CH Wollt ihr diese miserable Berichterstattung am Samstag Abend ernsthaft während der ganzen Saison durchziehen?
— Roger Bieri (@Aerbe80) September 24, 2022
Kein Studio mehr am Samstag? Ist euch das Geld ausgegangen? Die Produktion dieses Formats kostet wohl ein Bruchteil, das alten Formats mit Studio und Back Check. Sehr sehr schade.
— Christian Frei (@frei_ch) September 17, 2022
Der neue Hockeysamstag gefällt mir nicht 👎
— Daniel // (@danzup85) September 18, 2022
Auch in der watson-Kommentarspalte wird das MySports-Studio jeden Samstag zum Thema. Am vergangenen Wochenende schrieb ein User: «Auch die Sendung ‹Hockey am Samstag› war unterirdisch. So stelle ich mir die Hockeysendung von Telezüri, Telebärn oder Telebilingue vor.» Es ist nicht anzunehmen, dass die Kritik in den nächsten Wochen leiser wird.
Die NLA wird aufgebläht. In der NLB fehlen die attraktiven Gegner. Die Clubs müssen in der NLB bald das Handtuch werfen.
Als Sahnehäubchen "verstopfen"
sechs !! Ausländer in den Clubs wichtige Positionen.
Vor 4-8 Jahren war alles in bester Ordnung. Und jetzt wurde ohne jede Not die NLB an den Rand des Ruins gedrängt. Junge Schweizer Spieler haben keinen Platz bei den NLA - Teams.
Es läuft scheisse. Richtig beschissen.
Wenn ich ein paar Highlights sehen will, dann wäre das ok. Ich will aber eine Geschichte erzählt bekommen. Wie war der Spielverlauf? Gab es dumme Strafen? Hat ein Junger sein Debüt gegeben. Dies gerne verpackt in eine anständige Zusammenfassung. Falls es Mysports nicht schafft, frage ich mich, weshalb sie so viel Geld für die Rechte ausgegeben haben. Die TV-Zuschauerzahlen werden ja kaum gut sein. Zudem wird sich dies langfristig sicher nicht positiv für das Hockey auszeichnen.
Und ich dachte noch mit Jann Billeter kommt alles gut...