EU-Parlament sagt Plastiksäcken den Kampf an

«Längst überfällige Massnahmen»

EU-Parlament sagt Plastiksäcken den Kampf an

16.04.2014, 15:39

Plastik verpestet Weltmeere, Flüsse und die Natur. Das EU-Parlament will deshalb in den kommenden Jahren die Plastik- und Kunststoffabfälle in der EU drastisch verringern. Bis 2019 sollen die Bürger in der Europäischen Gemeinschaft beispielsweise 80 Prozent weniger der ganz leichten Plastiksäcke verwenden. Diese werden am häufigsten genutzt.

Einen entsprechenden Beschluss verabschiedete das EU-Parlament am Mittwoch in Strassburg. Diese Abstimmung ist allerdings nicht endgültig: Das Parlament muss erst noch mit den EU-Regierungen verhandeln. Die Gespräche sollten nach den Europawahlen beginnen, möglicherweise noch in diesem Jahr. «Die Massnahmen, die wir verabschiedet haben, sind längst überfällig», sagte die deutsche SPD-Europaabgeordnete Jutta Haug.

2010 wurden 95,5 Milliarden Plastiksäcke in der EU ausgegeben. Vorgesehen ist, dass die EU-Länder mit eigenen strengen Regeln die Plastikflut weiter eindämmen dürfen: Beispielsweise mit Abgaben, Steuern oder Verboten. Ziel des Parlaments sei es, innerhalb von fünf Jahren den Verbrauch von Einweg-Plastiksäcken von 176 pro Kopf und Jahr auf 35 Säcke zu senken, sagte der Vorsitzende des Umweltausschusses, der deutsche SPD-Europaparlamentarier Matthias Groote.

Verbot oder Gebühren?

Christdemokraten waren gegen klare Verbote. Gebühren seien eine bessere Methode, sagte die deutsche Europaparlamentarierin Christa Klass (CDU). So habe etwa Irland mit einer geringen Gebühr den jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch quasi über Nacht von über 300 auf 21 Plastiksäcke gesenkt. Sehr dünne Plastiksäcke, wie sie für Fisch oder Käse verwendet werden, sind aus hygienischen Gründen notwendig und fallen nicht unter die Regelung.

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Von den fast 100 Milliarden Plastiksäcken in Europa, die pro Jahr genutzt werden, landen etwa acht Milliarden in der Natur. Mit oft verheerenden Folgen für Ökosysteme, Tiere, Fische und Vögel. In der Branche sind 1,5 Millionen Arbeitnehmer in Europa beschäftigt. Die weltweite Produktion von Plastik könnte sich nach Angaben der EU-Kommission bis 2050 verdreifachen. (dwi/sda/dpa)

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