Die Schweiz ist ein Land voller versteckter Paradiese. Oder zumindest voller Orte, welche zwar vielleicht regional als Perlen gelten, aber schweizweit kaum Beachtung finden. Warum also die nächsten Sommerferien irgendwo weit weg verbringen, wenn ein Roadtrip durch die Schweiz diese Highlights bietet:
Damit du weisst, was dich wo erwartet, kommt hier das Ganze noch in Bild und Kurzbeschrieb:
Wir fangen nahe am Ursprung der Schweiz an: Das erste Dorf neben dem legendären Rütli am Vierwaldstättersee ist Bauen. Hier hört die Strasse von Seedorf her kommend auf. Zu Fuss geht es aber rund 800 Treppenstufen durch den Wald hoch nach Seelisberg. Bauen hat übrigens dank seiner Lage am Urnersee ein sehr mildes Klima, sodass Palmen und Feigen gedeihen.
Apropos mildes Klima: Wir wechseln ins Tessin und dort ins Alto Malcantone. Hier lockt das verträumte Bergkaff Breno mit einem hübschen Altstädtchen und der imposanten Kirche samt Friedhof zuoberst auf dem Hügel. Übrigens: Rundherum gibt's grandiose Wanderungen. Zum Beispiel vom Monte Lema aus, der auf der Grenze zu Italien sitzt und von Miglieglia per Seilbahn bequem erreichbar ist. Auch spannend: Der Kastanien-Themenwanderweg, der nicht nur während der Kastaniensaison lohnenswert ist.
Gleich geht's weiter mit den versteckten Perlen der Schweiz, vorher ein kurzer Hinweis:
Und nun zurück zur Story ...
Grimentz im französischsprachigen Val d'Anniviers ist unser nächster Stopp. Das Dorf auf einer Sonnenterrasse auf rund 1500 Metern über Meer besticht durch einen der schönsten alten Ortskerne (autofrei) im Wallis. Im Sommer gibt's unzählige Wander- oder Bike-Möglichkeiten, im Winter hat's ein Skigebiet.
Nächster Halt ist vor allem etwas für alle, die den Blick aufs Nebelmeer lieben, etwas Passfeeling wünschen, aber dafür nicht zu weit von Zürich fahren wollen: Das Ghöch oberhalb Bäretswils im Zürcher Oberland bietet wunderbare Blicke in die Glarner Alpen, den Alpstein und das Tössstockgebiet (mit dem höchsten Zürcher, dem Schnebelhorn). Gemütliche und einfache Wanderungen bis hinüber zum Bachtel laden genauso zum Verweilen ein wie ein Drink auf der Sonnenterrasse im Restaurant in dem Weiler.
Der Eingang zur Gorges du Trient liegt unten im Tal in Vernayaz und lässt einen dem spektakulären Weg entlang staunen. Wer aber schon mal da ist, sollte sich Salvan nicht entgehen lassen und ins Dorf am steilen Hang des Trienttals hoch fahren. Hier ist das Tal zwar weniger spektakulär, aber der Tag lässt sich im kleinen Zoo, dem schönen Freibad (in den Fels gehauen) oder der Gorges du Triège grandios abrunden.
Wer sich gar ein verlängertes Wochenende gönnen will, dem sei das nächste verträumte Kaff Finhaut empfohlen sowie die Fahrt mit drei verschiedenen Bähnchen von Le Châtelard hinauf zum Stausee Emosson (Lac d'Emosson). Die erste Bahn ist dabei mit 87 Prozent die steilste Zweikabinenbahn der Welt und die Aussicht auf das Tal und das Mont-Blanc-Massiv ist eindrücklich.
Weg von der Schlucht, hin an den Rhein. Wir befinden uns in der kleinsten Gemeinde des Kantons Thurgau. Die alten Riegelhäuser und die Restaurants am Seerhein sorgen für Ferienstimmung und wer kennt die Gottlieber Hüppen nicht? Wer mit einem Boot (auch Schlauchboot) etwas auf dem Rhein paddelt oder sich treiben lässt, sieht auch das Schloss Gottlieben (auf dem Bild links) in seiner ganzen Pracht. Dieses ist nur vom Fluss oder von Deutschland aus gut sichtbar.
Ab auf die nächste Sonnenterrasse. Dieses Mal ist es Illgau oberhalb des Muotathals. Wer von unten anreist, sieht die imposanten Wasserfälle des Bettbachs und Mettelbachs (je nach Wasserstand). «Oben» kann man Illgau Richtung Ibergeregg verlassen, wo wiederum Wanderer und im Winter Skifahrer (Hoch-Ybrig) auf ihre Kosten kommen.
Was eignet sich besser für einen Roadtrip als ein Paradies mit eigener Autobahnausfahrt? Das bietet Iseltwald am Brienzersee. Vor dem Strassenbau war das Nest nur über Wasser erreichbar. Das Schnäggeninseli zu Beginn des Artikels – und einzige Insel im Brienzersee – liegt hier vor dem Dorf im Wasser. Sie gehört zum Schloss Seeburg (Bild ganz rechts), das allerdings praktisch nie bewohnt war und heute mehrheitlich als Kongress- und Kurzentrum dient.
Ich konnte mich nicht zwischen La Neuveville BE und dem Nachbardorf Le Landeron NE entscheiden, darum seien hier beide Orte am Bielersee kurz erwähnt. Beide beeindrucken mit einem hübschen Altstädtchen und beide bieten Campingplätze direkt am See. Der Chasseral ist zudem fast genauso schnell erreichbar wie die St.Petersinsel, Neuenburg, Murten oder Biel.
Eigentlich tut es fast ein bisschen weh, den Obersee hier in einem Artikel für Roadtrips zu nennen. Denn so schöne Orte sollten fast nicht mit dem Auto erreichbar sein. Aber es ist so: Mit dem eigenen PKW kann man von Näfels hinauf bis zum Restaurant am See fahren.
Wir bleiben in den Bergen. St.Antönien liegt «hinter dem Mond links», wie es selbst bewirbt. Ganz hinten in der Gemeinde im Prättigau markiert der Partnunsee praktisch das Ende der Schweiz Richtung Österreich. Der Weiler Partnun ist per Auto erreichbar und lockt mit zwei Gasthäusern. Von dort ist es noch etwa eine 15-minütige Wanderung zum Bergsee zwischen den eindrücklichen Sulzfluh und Schijenflue.
Wie wäre es zur Abwechslung mit einer Reise ins Mittelalter? Dieses Gefühl kriegt, wer in Romainmôtier um die Stiftskirche herum spaziert. Das Dorf liegt abgelegen im Tal des Nozons. Wer nach der Autofahrt gerne wandert, dem seien die Wasserfälle Cascade du Dard und Tine de Conflens empfohlen. Wer mag, erreicht zu Fuss in etwas mehr als drei Stunden La Sarraz mit einem schönen Schloss. Gleich nebenan trennt sich übrigens das Wasser: Ein Teil fliesst in die Nordsee, einer ins Mittelmeer. Darum nennt sich das Kaff Pompaples unbescheiden auch: «Milieu du Monde».
Es gibt wenig schönere Autostrecken als jene über den Passwang und dann hinunter nach Balsthal. Kurz vor dem Dorf macht das Tal an der Klus zu und auf der einen Seite thront die Ruine Neufalkenstein. Kleiner Funfact dazu: Neufalkenstein ist rund 150 Jahre älter als die Ruine Altfalkenstein am anderen Ende des Dorfs und der Klus nach Oensingen.
Im Jura haben wir noch etwas für all jene gefunden, die ihre Ruhe möchten: Das kleine Soubey am Doubs liegt nahe der französischen Grenze. Die Anfahrt ins Tal hinunter ist spannend, eine Weiterfahrt bis ins bekanntere St-Ursanne zu empfehlen. Und wer noch nicht genug von Wasser hat: Unweit von Soubey lockt der Etang de la Gruère und wartet nicht nur darauf, für Instagram fotografiert zu werden.
Wer bei Bad Ragaz ins Taminatal abbiegt, kommt bald nach Vättis und kann von dort ins Calfeisental hoch. Man erreicht dann bald den grössten See, der ganz im Kanton St.Gallen liegt: der Gigerwaldsee. Es handelt sich dabei zwar um einen Stausee, schön ist er trotzdem – und zwar an beiden Enden. Vorne bei der Staumauer kann man die Aussicht geniessen, hinten liegt die Walsersiedlung St.Martin am Fusse des Ringelspitzes, des höchsten Berges des Kantons St.Gallen.
Zu den sieben Gebäuden am Anfang des Sees gelangt man durch lange Tunnels (Bild oben), die je nach Zeit nur von einer Seite her befahrbar sind. Hinten gibt's ein schönes Restaurant mit herrlicher Terrasse und etwas oberhalb des Dorfes steht angeblich die dickste Fichte (Rottanne) der Welt. Allerdings wurde ihr dieser Rekord von einem Exemplar auf der Göschenenalp abgenommen.
Wechseln wir zum Abschluss ins Engadin. Ich weiss gar nicht, welches Dorf ich hier nennen und bebildern soll: Ftan, Guarda (das Schellenursli-Dorf), Ardez, Tarasp – jedes für sich eine kleine Perle. Der Entscheid fällt auf Tarasp mit dem imposanten Schloss.
Daneben bietet Tarasp nicht nur den Taraspsee (Bild), sondern etwas weiter oben – mitten in einem Hochmoor– den Lai Nair, wo Grillstellen zum Verweilen einladen und ein Bad Erfrischung bietet. Allerdings ist dieser nur zu Fuss erreichbar. Durch die dunkle Farbe erwärmt sich das Wasser gut und so sind auch auf rund 1800 Metern über Meer (fast) angenehme Badetemperaturen möglich. Ein besonderer Geheimtipp ist der Sonnenuntergang am Lai Nair mit seinen wunderschönen Spiegelungen.