Angefangen hat alles mit dem folgenden Tweet der 17-jährigen Schülerin Naina aus Deutschland:
Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen.
Aber ich kann 'ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen.
— Naina (@nainablabla) January 10, 2015
Mit dieser Aussage löste sie eine Diskussion aus, die über die Grenzen hinweg bis in die Schweiz geschwappt ist. Experten wurden dazu befragt, ob die aktuellen Bildungspläne noch zeitgemäss sind und wir fragten unsere User: «Was hättet ihr in der Schule lieber gelernt?»
Knapp 50 Fächer stellten wir im Duell zur Wahl, in den Top Ten landeten fast ausschliesslich Kurse, die nach einer ganzen Menge trockenem Stoff klingen: Demnach hätten unsere Leser gerne gelernt, wie man eine Steuererklärung ausfüllt, welche Rechte man als Mieter hat, wie man sich um die richtige Altersvorsorge kümmert und wie man einen Budgetplan erstellt. (Siehe Bildstrecke oben)
Unterhaltsamere Vorschläge wie zum Beispiel «Wie man flirtet», «Wie man einen Film dreht und schneidet» oder «Wie man Platten auflegt», landeten deutlich weiter hinten in der Rangliste. Der Tenor ist also klar: Gefragt wären Fächer, die einen auf die mühsamen und komplizierten Dinge im Leben vorbereiten.
Doch nicht all unsere Leser waren mit unseren Vorschlägen zufrieden und brachten dies im Kommentarfeld zum Ausdruck: Die einen gaben an, den Grossteil der vorgeschlagenen Dinge in der Schule sehr wohl gelernt zu haben, die anderen waren der Meinung, dass die Eltern dafür verantwortlich seien, ihren Kindern Dinge beizubringen, die über den klassischen Unterricht hinausgingen.
Userin «Liv_i_am» sieht ein anderes Problem: Sie selbst geht noch zur Schule und ihrer Meinung nach liegt es nicht an den Fächern, sondern an den Schülern selbst. Durchaus selbstkritisch erklärt sie: «‹Einen Film drehen und schneiden› tönt so toll. Wir haben das in der Schule als Fach, aber alle hassen es. Und klar würde es nützen, wenn man wüsste, wie man einen Veloreifen wechselt, aber trotzdem hat kein Schüler Lust, es auch wirklich zu lernen. So sind wir halt.»
Leser «amberli» ist der Meinung, dass man gewisse Dinge ausserhalb der Schule von seinem Umfeld lernen könnte. Darauf antwortet Userin «Mafi»: «Da haben Sie recht – jedoch gibt es genug Jugendliche, die laut eigenen Aussagen in der Freizeit ‹eppis besseres z'tue hän› – und das sage ich aus Erfahrung. Ich bin selber erst 15 und so denken leider viele meiner Kollegen.»
Mit ihrem Tweet gelangte die 17-jährige Naina zu kurzfristiger Bekanntheit in ganz Deutschland. Stefan Raab lud sie sogar in seine Sendung «TV Total» ein. Doch obwohl die Twittergemeinde zunächst sehr positiv auf den Tweet von Naina reagiert hatte, brach kurz darauf ein Shitstorm gegen die Schülerin los:
@nainablabla es kann eben niemand dumme verwöhnte Gören leiden. Nicht mal optisch kannst du glänzen. Und nimm deine dämliche Mütze ab.
— Nicolas (@Dr_Fisheye) January 16, 2015
@nainablabla du bist so scheisse unlustig :(
— Nadi (@allhypexnoheart) January 14, 2015
Da wachst du morgens auf und hast @nainablabla's Fresse vor dir. Wünscht man auch keinem.
— Dominik (@Kaffeemensch) January 16, 2015
Werden wir die denn nicht mehr los?@nainablabla Überall sehe ich nur noch ihre Fresse in der Glotze.
— life or something (@annesworld) January 15, 2015
Als Reaktion darauf verabschiedete sich die junge Frau auf dem sozialen Netzwerk. Bis sich die ganze Sache wieder gelegt habe, wolle sie nichts mehr twittern, sagte sie im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger. «Diesem Stress will ich mich nicht auch noch aussetzen», so die Schülerin.
Dieser Hass hier auf Twitter ist so heftig, ihr widert mich an.
Sagt Bescheid wenn ihr wieder normal seid.
Bis dann.
— Naina (@nainablabla) January 15, 2015