Sextourismus ist in vielen Ländern ein Problem, ein Katalysator für Menschenhandel, für Gewalt, für gnadenlose Ausbeutung. Letztere fusst nicht nur auf den Strukturen, die Menschen zur Prostitution zwingen, sondern auch auf den Freierinnen und Freiern. Sie machen sich, ob bewusst oder unbewusst, die ihnen durch derlei Strukturen eröffneten Machtverhältnisse zu Nutze, um über jemanden zu verfügen. Ehrliche Sympathien spielen dabei keine Rolle.
Zwar sind es meist Männer, die sich das zunutze machen, etwa in Thailand, doch es gibt auch Frauen, die ebenso auf die Dienstleistungen zurückgreifen. Zum Beispiel in der Türkei.
An den türkischen Badeorten von Alanya bis Bodrum finden sich populäre Märkte für Frauen westlicher Staaten, die sich «besondere» Dienstleistungen kaufen wollen. Eine Besucherin bezeichnete etwa die türkische Stadt Marmaris gegenüber «The Sun» auch als «Thailand für Frauen». Es handelt sich um informelle Geschäfte mit Kellnern oder Animateuren, die häufig Zeit und Körper für Geschenke oder Geld zur Verfügung stellen.
Für mehrere Wochen schlüpfen sie in die Rolle, des aufmerksamen Liebhabers. Festpreise gibt es nicht, da diese die Illusion einer freiwilligen Liebesbeziehung gefährden könnten, schreibt der «Tagesspiegel».
Eine Frau sagt der Zeitung nach so einem Geschäft: «Er hat mir gezeigt, dass ich noch begehrenswert bin; das hat mir gutgetan.» Von einem Animateur aus Bodrum heisst es, den Männern sei egal, wie die Frau aussehe oder wie alt sie sei, sie gehen mit ihr, weil sie Geld brauchen.
Seit es in der Türkei Tourismus gibt, sind auch derlei Märkte vorhanden. Mittlerweile gebe es, schreibt der «Tagesspiegel», sogenannte «Fun Pubs», in denen Männer halbnackt tanzen. In aller Regel handele es sich um Saisonarbeiter, die aus bitterer Armut stammen.
Nicht nur, dass sie durch ihre materiellen Verhältnisse in die Tätigkeiten gezwungen werden, allein um zu überleben, sie werden schliesslich auch noch rassistisch angegangen. Da viele der Arbeiter aus kurdischen Gebieten stammen, unterstellt die «Türkiye Today» ihnen eine Neigung zu kriminellen Aktivitäten und Bandenzugehörigkeit. Sie naturalisiert die Problematik, macht sie zu etwas Angeborenen. Gedanken, die einer vollständig widerlegten Rassenideologie entspringen.
Mehmet Yilmaz von «T24» widerspricht der Annahme, sagt, diese Arbeiter «zählen zu Millionen jungen Leuten, die vom türkischen Bildungssystem ohne jede Qualifikation auf die Strasse entlassen werden». Es sei ihnen schwer zu verdenken, dass sie sich Urlauberinnen anbieten, die auf der Suche nach Sex in die Türkei kommen.
Ein Betroffener sagt dem «Tagesspiegel»: «Viele Urlauberinnen hier wollen einen jungen Kerl. Weil wir aus dem Osten und aus armen Verhältnissen stammen, bietet uns das einen Ausweg aus der Armut.»
Gefährlich wird es für die Sexarbeiter dann, wenn ihre Tätigkeit publik wird, was kürzlich der Fall war. Mehrere Videos aus diesen «FunPubs» kamen ins Internet. Da die Männer aus ultrakonservativen Dörfern stammen, können die Clips, in denen sie leicht bekleidet Frauen beeindrucken, erhebliche Konsequenzen wie Ausgrenzung mit sich bringen. Auf die Veröffentlichung folgten auch mehrere Razzien in den Clubs.
Mehrere feministische Stimmen, etwa die niederländische Soziologin Saskia Wieringa, bezeichnen Sextourismus als Fortführung einer kolonialen Ausbeutungskette. Strukturen, die Menschen in Klassen teilen, sie einer Verwertungslogik unterwerfen und sie zwingen, ihren Körper in letzter Instanz zum Gebrauchswert zu machen. Sie werden leider von den Nutzniessern nicht wirklich beachtet. Und damit auch nicht die brutale Ungerechtigkeit, von der sie profitieren.
Da muss man schon ziemlich naiv sein. Den meisten Freiern ist wenigstens klar, dass Prostituierte nicht zu ihnen, sondern zum Geld ja sagen.
Jetzt hslt Türkei.
Tut doch nicht so als wär das neu. Meine Güte. Phuhuu Frau sucht käuflichen Sex.
Oje. So ein Schmarrn.
Sexarbeit wird das "älteste Gewerbe" der Welt genannt, das gab es lange vor Kolonien. Die Idee einer Beziehung aus "Liebe" ist erst knapp 150 Jahre alt und nicht überall verbreitet, oft sind es noch traditionelle Zweckbeziehungen.
Die Türkei war nie eine Kolonie, sondern meist Zentrum grosser Reiche wie Osmanen, Ostrom, Hethiter etc.
Sex gegen "Vorteile" ist etwas, das auch im Tierreich vorkommt. z.B. weibliche Pinguine bieten z.T. Sex gegen Steine für Nestbau, Bonbos nutzen ihn zum Spanungsabbau.🤷♂️